Der Freiämter Greco-Ringer Marc Weber tritt in Warschau erstmals an einer Europameisterschaft an. Am Samstag steht er erstmals auf der Matte - und hofft auf einen Exploit.
Als Marc Weber vor fünf Jahren zur Ringerstaffel Freiamt wechselte, kündigte er an, dass er internationale Ziele verfolge. Das war für einen Athleten, der bisher «nur» für Thalheim in der Nationalliga B gekämpft hatte, ziemlich keck. Jetzt steht der gebürtige Egliswiler, der inzwischen in Buttwil wohnt, mit 23 ½ Jahren vor der ersten EM-Teilnahme.
«Für mich kommt das nicht überraschend, obwohl ich mich zuletzt auf internationaler Ebene wenig bestätigen konnte», sagt Weber. Aber die Kadertrainer würden seinen Einsatz erkennen. «Die EM-Selektion bestätigt meine Fortschritte und meine Leistungen im Training.» Der gelernte Schreiner arbeitet seit zwei Jahren zu 60 Prozent in einer Sägerei und hat sein Trainingspensum auf wöchentlich sieben bis acht Einheiten erhöht.
Mit diesem Aufwand entwickelte sich Marc Weber zu einer Stütze im Freiämter NLA-Team. Mit seiner Zähigkeit, seinen Fighterqualitäten lehrte er die gesamten nationale Konkurrenz das Fürchten. Vor zwei Jahren feierte er folglich seinen ersten Schweizer-Meister-Titel. Abhungern auf das 77 kg kein Thema Der 86 kg schwere Athlet, der für Freiamt in beiden Stilarten kämpft, hat sich auf internationaler Ebene für die nichtolympische Greco-Klasse bis 82 kg entschieden. «Das ist für mich das optimale Gewicht. Die Stufe bis 77 kg ist zu tief», erklärt er. Ein medizinischer Test habe ergeben, dass er geringe Fettwerte aufweise. Wenn er auf das olympische Gewicht abhungern würde, wäre der Substanzverlust zu gross. Im vergangenen Herbst kämpfte er in der NLA bis 80 kg. «Das ist das unterste Limit. Da spürte ich bereits, dass die Kräfte schwinden.»
Mit der ersten EM-Teilnahme hat er einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. «Ich spüre eine leichte Nervosität, deshalb arbeitete ich noch bis Dienstag, um mich etwas abzulenken», schildert er die letzte Vorbereitung. Die Anreise in die polnische Hauptstadt Warschau erfolgte am Mittwochabend, auf der Matte steht er am Samstag. Weber ist sich der internationalen Herkulesaufgabe bewusst. Nur schon der Vorstoss in die zweite Runde wäre ein Erfolg.
Trotzdem setzt er sich einen zweiten Kampf zum Ziel und verspricht: «Ich will bei meinem ersten Einsatz sechs Minuten Dampf machen, wie man es von mir kennt.» Er habe das Teilnehmerfeld online angeschaut. «Da hat es einige Ringer mit Rang und Namen dabei. Für mich geht es darum, auf diesem Niveau Erfahrungen für künftige Einsätze zu sammeln.» Der Freiämter Internationale schaut also bereits voraus. «Nur für eine EM-Teilnahme habe ich den bisherigen Aufwand nicht betrieben. Ich plane für mehrere Jahre und strebe meine Ziele Schritt um Schritt an.»
Dazu passt, dass Weber das Ziel «Olympische Spiele» nicht ausschliesst. «Vorläufig will ich mich bis 82 kg international etablieren, dann schaue ich weiter.» Als Möglichkeit steht der Aufstieg in die 87-kg-Klasse zur Diskussion. «Warten wir ab», sagt der gebürtige Seetaler in seiner typischen abgeklärten Art. «Zuerst will ich jetzt in Warschau meine Leistung abrufen.»