Mit dem Duell zwischen Cupsieger Schönenwerd-Niedergösgen und Aufsteiger Windisch startet am Dienstag die neue Regionalfussball-Saison. Sie verspricht so viel Spektakel wie lange nicht mehr. Aber trotz allem auch Ungewissheit.
Vor ziemlich genau einem Jahr schrieb ich an dieser Stelle davon, dass die Vorfreude auf die neue Regionalfussball- Saison nach der monatelangen Corona-Zwangspause enorm gross sei. Damals, im Sommer 2020, herrschte nach der überstandenen gravierenden ersten Pandemiewelle nicht nur in der Welt des Sports Aufbruchstimmung.
Man sehnte die Normalität herbei. Allein – sie löste sich nach etwas mehr als zwei Monaten wieder in Luft auf. Ab Ende Oktober bis weit ins neue Jahr hinein herrschte wieder Stillstand. Und so stehen wir jetzt, im August 2021, eigentlich wieder dort, wo wir schon vor ziemlich genau 365 Tagen standen: an einem Neuanfang. Aber mit einem markanten Unterschied. Impfungen sei Dank darf man jetzt wirklich auf eine stabilere Zukunft hoffen.
Doch noch dürfte es zu früh sein, in grenzenlose Euphorie zu verfallen. Die Impfquote ist generell noch zu tief, als dass sich in den kommenden Wochen und Monaten vermehrte Ansteckungen verhindern lassen. Was wiederum auch Auswirkungen auf den Regionalfussball haben dürfte. Je tiefer der Anteil der Geimpften in den verschiedenen Teams ist, umso grösser ist die Chance, dass es angesichts der zuletzt steigenden Fallzahlen wieder zu zahlreichen verordneten Quarantänen und somit zu Spielausfällen kommen wird.
Das könnte in dieser Saison gerade in der 2. Liga AFV zu grösseren Terminproblemen führen. Mit 16 Teams ist die höchste Aargauer Fussball-Spielklasse so umfangreich wie noch nie. 30 Runden müssen die Mannschaften absolvieren. Alleine zwischen Mitte August und Anfang November drohen – inklusive Cup – Pensen von bis zu 18 Wettbewerbsspielen innerhalb von zwölf Wochen. Das sind fast Verhältnisse wie im Profifussball und stellen die Zweitligisten schon ohne Corona vor besondere Herausforderungen.
Zumal das sportliche Drama schon jetzt vorprogrammiert ist. Die speziellen Corona-Bedingungen und die dadurch angepassten Auf-/Abstiegsmodalitäten (nur zwei statt vier Absteiger in die 3. Liga) haben dazu geführt, dass die 2. Liga AFV neue Dimensionen angenommen hat, welche im Hinblick auf die Saison 2022/23 aber wieder auf ein normales Mass reduziert werden müssen.
Das heisst: Von den 16 Teams müssen nicht weniger als fünf (!) absteigen. Also knapp ein Drittel des Teilnehmerfelds wird sich im kommenden Frühling in Richtung 3. Liga verabschieden müssen.
Kein Wunder, sehen viele Klubs schon jetzt das Abstiegsgespenst über ihr Vereinsgelände geistern. Und entsprechend vorsichtig werden die Saisonziele formuliert. Auch wenn es also für viele Teams viel zu verlieren gibt, so steht jetzt, Mitte August 2021, nichtsdestotrotz wieder die Vorfreude auf den Meisterschaftsbeginn im Regionalfussball im Vordergrund.
Das Corona-Gespenst ist zwar noch lange nicht vertrieben. Aber wir haben es nun – Impfung sei Dank – in der Hand, es nachhaltig auf Distanz zu halten. Nicht nur auf dem Fussballplatz, sondern selbstredend in allen Lebensbereichen.
Für Leben in der Aargauer Fussballszene sorgten auch die Frauen des FC Aarau, welche eine bärenstarke Rückrunde mit der Rückkehr in die Super League krönten. Es ist eine Promotion mit Signalwirkung. Wer genau hinschaut und sieht, mit welcher Professionalität bei den FCA-Frauen gearbeitet wird – und das mit vergleichsweise bescheidenen finanziellen Mitteln –, der wird schnell erkennen, dass hier ein wichtiger Pfeiler für den Fussball im Kanton Aarau heranwächst.
Der Frauenfussball drängt ins Rampenlicht. In vielen Klubs wird die Arbeit auf Mädchen-/Frauenebene intensiviert. Mit dem FC Aarau haben die talentiertesten und ambitioniertesten Frauen des Kantons nun eine Anlaufstelle auf höchstem Niveau.
Freuen wir uns also auf eine neue Saison voller spannender und fairer Duelle auf den Aargauer Fussballplätzen, welche von den hoffentlich zahlreichen Zuschauern wieder in ungezwungenem Rahmen genossen werden dürfen. Der Sport soll endlich wieder vollumfänglich im Mittelpunkt des Interesses sein, nicht positive Fälle, Quarantänen und Spielausfälle. Es soll nur noch ein Virus im Fokus stehen: das Fussballvirus. Es wäre jammerschade, würden wir unserem Glück selber in die Quere kommen.