FC Aarau
Raimondo Ponte: «Vier rote Karten – das ist reiner Zufall»

FC-Aarau-Sportchef Raimonde Ponte spricht über die Konsequenzen der Platzverweise und verrät, wie oft er selber frühzeitig unter die Dusche musste.

Ruedi Kuhn
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«Diese Spieler wissen ganz genau, was es geschlagen hat. Beim nächsten Vergehen werden wir hart durchgreifen», sagt Ponte.

«Diese Spieler wissen ganz genau, was es geschlagen hat. Beim nächsten Vergehen werden wir hart durchgreifen», sagt Ponte.

Mario Heller

Raimondo Ponte, hat die Liga ihr Herz für den FC Aarau entdeckt?

Ein Herz für den FC Aarau? Wie meinen Sie das?

Das Strafmass von zwei Spielsperren für Lorenzo Bucchi nach seiner Tätlichkeit gegen Xamax ist mild. Einverstanden?

Wir können mit diesem Strafmass leben. Man darf bei der Beurteilung des Falls eines nicht vergessen: Lorenzo Bucchi wurde vor seinem Schlag von Gegenspieler Samir Ramizi provoziert. Ohne diese Provokation wäre es nie zu dieser Tätlichkeit gekommen. Natürlich entschuldigt das die Tat von Bucchi aber keineswegs.

Wird Bucchi nach seinem Ausraster gebüsst oder nicht?

Das ist eine klubinterne Sache. Das gehört nicht an die Öffentlichkeit.

Und wie ist es mit Abwehrchef StéphaneBesle, der sich gegen den FC Schaffhausen mit einem Griff ins Gesicht eines Gegenspielersebenfalls eine Disziplinlosigkeit geleistet hat?

Kein Kommentar! Nächste Frage bitte!

Warum wurden Geoffrey Tréand und Olivier Jäckle für ihre Ausraster gegen Chiasso nicht gebüsst?

Was soll das? Lassen Sie mich an dieser Stelle einmal etwas Grundsätzliches festhalten: Der FC Aarau war in den vergangenen Jahren immer eine der fairsten Mannschaften der Liga. Das hat sich wegen dieser Platzverweise nicht geändert. Natürlich akzeptieren wir solche Vorfälle nicht. Aber für mich sind die vier roten Karten innert kürzester Zeit reiner Zufall. Ich hoffe und glaube, dass Bucchis Platzverweis die letzte rote Karte für den FCA in dieser Saison war.

Glauben Sie das wirklich?

Natürlich glaube ich das. Beim FC Aarau glauben wir immer an das Positive.

Hätten Sie als Sportchef nicht vor der Saison dafür sorgen müssen, dass jeweils ein Strafen-Katalog für gelbe und rote Karten aufgestellt wird?

Diesen Katalog gibt es schon. Die Spieler haben ihren eigenen Strafen-Katalog. Bei kleinen Vergehen sind die Bussen klein. Bei grossen Vergehen sind die Bussen hoch. Und wenn gravierende Dinge passieren, dann greift der Sportausschuss ein.

Vier Platzverweise in sechs Spielen ist rekordverdächtig: Was sagen Sie generell zur Flut von roten Karten beim FC Aarau in der Startphase dieser Saison?

Man muss bei der Beurteilung berücksichtigen, dass die Schiedsrichter zu Beginn einer Saison härter durchgreifen. Bezüglich der roten Karten hat es den FC Aarau sehr hart getroffen. Wenn ich sehe, wie rüde Chiassos Alberto Regazzoni beim Saisonauftakt im Brügglifeld Geoffrey Tréand gefoult hat, verstehe ich die Welt nicht mehr. Regazzonis Einsteigen war nicht Rot, das war Dunkelrot! Eine Entschuldigung für die Entgleisungen unserer Spieler gibt es allerdings nicht.

Haben Sie eine Erklärung für diese Ausraster?

Die Erwartungshaltung an den FC Aarau und seine Spieler ist riesig. Der Druck ist enorm. Da ist es nur logisch, dass es in gewissen Phasen eines Spiels Stresssituationen gibt. So wie beim 1:1 gegen Chiasso, als Jäckle und Tréand in der hektischen Schlussphase innert kürzester Zeit die Nerven verloren haben. Die Spieler wollten unbedingt gewinnen. Um zu siegen, gingen sie erst ans Limit, dann sogar darüber hinaus.

Im Umfeld des FC Aarau werden diese Platzverweise in Zusammenhang mit Trainer Marco Schällibaum gebracht.

Damit bin ich nicht einverstanden. Es sind einzig und allein die Spieler, die für ihre Verhaltensweise auf dem Rasen die Verantwortung übernehmen müssen. Das kann man nicht auf andere Personen abwälzen.

Aber Schällibaum ist ein Heisssporn. Ist es nicht möglich, dass sich diese impulsive, manchmal sogar aggressive Art auf die Mannschaft überträgt

Nein. Das ist Blödsinn. Im Fussball ist jeder für sich verantwortlich. Die vier roten Karten haben gar nichts mit dem Trainer zu tun.

Und was ist mit Ihnen, Herr Ponte?

Mit mir?

Sind Sie eher der ruhige oder eher der impulsive Typ?

Als Sportchef bin ich ruhig und ausgeglichen. Als Spieler war ich impulsiv. Aber ich wusste immer, wo die Grenzen sind.

Wie viele rote Karten hatten Sie in Ihrer 20-jährigen Aktivkarriere?

Keine!

Sie machen Witze.

Nein, es ist so! Sie können in allen Statistiken nachschauen. Ich habe nicht ein Mal Rot gesehen. Ich wusste, wann ich den Mund halten musste. Das hat mit meiner Erziehungzu tun. Ich habe von meinen Eltern gelernt, Tugenden wie Respekt und Anstand hochzuhalten. Ich weiss, was sich gehört.

Das hört sich gut an: Was können Sie als Sportchef tun, damit der FCA im Heimspiel gegen Le Mont kommenden Samstag nicht wieder Rot sieht?

Ich habe mit den betroffenen Spielern Gespräche unter vier Augen geführt. Sie können mir eines glauben: Was passiert ist, tut ihnen leid. Sie bereuen ihre Ausraster.

Was passiert mit den Rot-Sündern, sollten sie noch einmal Rot sehen?

Dann werden wir das im Sportausschuss regeln. Eines kann ich Ihnen versichern. Diese Spieler wissen ganz genau, was es geschlagen hat. Beim nächsten Vergehen werden wir hart durchgreifen.