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Sport (AZ, BT)
Der medizinische Betreuerstab des FC Aarau wurde im vergangenen Jahr rundum erneuert. Einer der Neuen ist der Kroate Josip Marecic, für den sich der Wechsel in die Schweiz wie ein Lottosechser anfühlt.
Bald hat Josip Marecic Grund zum Anstossen: Am 1. März feiert der Physiotherapeut des FC Aarau sein einjähriges Dienstjubiläum. Doch eigentlich ist für den sympathischen Kroaten jeder Tag ein Feiertag. Dass er vor einem Jahr in der Schweiz und dann auch noch beim FC Aarau gelandet ist, beschreibt Marecic so: „Ein Geschenk des Himmels.“
Rückblick: Wir schreiben das Jahr 2016. Marecic ist Physiotherapeut in seinem Heimatland und reist im Auftrag des Fussballverbandes der Hauptstadt Zagreb von Spiel zu Spiel. Doch er und seine Frau wollen Kroatien verlassen: „Es ist schön dort, aber die Unehrlichkeit hat leider zu viel Platz im Alltagsleben.“
Der Plan sieht vor, nach Deutschland zu ziehen, weil dort die Arbeitsuche für EU-Bürger am einfachsten ist. Als Marecic trotz langer Suche nicht die richtige Stelle findet, findet er sich schon fast damit ab, dass die Auswanderung ins Wasser fällt. Bis ihn ein Anruf erreicht. Von Verwandten von Marecic‘ Frau Matea. Diese wohnen in Aarau. „Sie meinten, ich solle es doch in der Schweiz probieren.“
Marecic zweifelt: „In der Schweiz ist es doch viel schwieriger, Arbeit zu finden, weil die Stellen zuerst mit Einheimischen besetzt werden. Was ich sehr gut und wichtig finde.“
Er versucht es trotzdem, schreibt Bewerbung um Bewerbung. Am Ende sind es 24. Die meisten Antworten sind Absagen wegen Marecics mangelnden Deutschkenntnissen. Doch mit einer Physio-Praxis intensiviert sich der Mailkontakt. Marecic und der Geschäftsführer schreiben zwei Wochen hin und her – bis Letzterer anbietet: „Josip, wenn du willst, kannst du den Job haben.“
Marecic kann es kaum glauben. Erstens: Er hat seinen künftigen Chef nie persönlich getroffen, nur mit ihm telefoniert. Und trotzdem will dieser ihn einstellen. Zweitens – und das ist für Marecic der Lottosechser: Sein neuer Arbeitgeber ist die Physiotherapie-, Trainings- und Fitnesscenter «med & motion» in Aarau. Also dort, wo die Verwandten seiner Frau leben. Marecic: «Das war ein Geschenk des Himmels. Ich schreibe 24 Bewerbungen – und ausgerechnet die Stelle in Aarau kann ich haben.»
Und wie ist er dann beim FC Aarau gelandet? Hintergrund: „med & motion“ ist Sponsor und gleichzeitig medizinischer Partner des Challenge-League-Klubs: Diese Partnerschaft beinhaltet die Anstellung eines Physiotherapeuten, der sich ausschliesslich um die FCA-Spieler kümmert – quasi als Schnittstelle zwischen dem Profiteam und dem „med & motion“-Center in Aarau. Und dieser Physiotherapeut ist seit 1. März Josip Marecic.
Nach dem Umzug in die Schweiz Ende Februar 2016 wohnt der 37-Jährige erst bei den Verwandten seiner Frau, die ihm die Stadt und die Region zeigen und ihm bei den Behördengängen helfen. Nach drei Monaten kommen auch Frau Matea und der vierjährige Sohn Patrik nach, zusammen ziehen sie in eine Wohnung in Oberentfelden.
Marecic überglücklich: „Ich arbeite weiterhin als Fussball-Physiotherapeut und wohne dort, wo die Eingewöhnung am einfachsten ist – was will ich mehr?“ Auch die Familie fühlt sich wohl in Aarau: Frau Matea will bald ihr Fremdsprachen-Studium abschliessen. Und aus Sohn Patrik ist ein grosser FCA-Fan geworden: „Er kennt Namen und Position von jedem Spieler und erkennt sie sogar anhand ihrer Schuhfarbe.“
Die von Marecic befürchteten Sprachprobleme waren nie Thema. Er spricht perfekt Englisch, was im heutigen Multi-Kulti-Fussball sowieso die wichtigste Sprache ist. Zudem ist sein Deutsch mittlerweile soweit fortgeschritten, dass man sich problemlos mit ihm unterhalten kann.
Aus dem Zufall ist ein Glücksfall geworden. Für Marecic, für den FC Aarau und für die Spieler, die den Kroaten als Betreuer und Gesprächspartner schätzen. Und soeben ist für Marecic ein weiterer Traum in Erfüllung gegangen: Der Flug ins Trainingslager von Zürich nach Sevilla war sein erster überhaupt. Marecic sagt, es habe ihm so gut gefallen in 10‘000 Metern Höhe, dass er die Heimreise kaum erwarten könne.