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Sport (AZ, BT)
Paukenschlag im Fall Wellington: Der ehemalige Fussballer des FC Wohlen verbrachte am Dienstagmorgen mehrere Stunden in Untersuchungshaft. Am Abend wurde auch Wohlen-Präsident Andreas Wyder in Haft gesetzt. Er übernachtet im Gefängnis.
«Wir sind der Ansicht, dass unsere Sponsoren, Gönner und Freunde auch in dieser dunklen Stunde ein Anrecht auf die Wahrheit haben». Mit einem Schreiben vom Dienstagmorgen an sämtliche Sponsoren und Donatoren des FC Wohlen versucht sich der Klub im verworrenen Fall Wellington zu erklären. Nur: Die Wahrheit ist weiterhin sehr schleierhaft.
Neun Stunden in U-Haft
Wellington wurde am Dienstagmorgen von Polizisten zu Hause abgeholt und verbrachte neun Stunden in Untersuchungshaft. Dies bestätigte der Brasilianer gegenüber der «Aargauer Zeitung»: «Die Polizei ist um fünf Uhr morgens in meiner Wohnung aufgetaucht und hat mich mitgenommen.»
Nach dem Mittag wurde er wieder freigelassen – allerdings ohne Pass. Damit kann Wellington die Schweiz momentan nicht verlassen, auch sein geplanter Rückflug am 10. Oktober dürfte in Ferne gerückt sein.
Die Staatsanwaltschaft Muri-Bremgarten bestätigt auf Anfrage den Sachverhalt. «Bei Herrn Wellington wurde gestern eine Hausdurchsuchung durchgeführt», erklärt der stellvertretende Leiter der Oberstaatsanwalt, Daniel von Däniken. Im Zentrum steht es mögliche Täuschung der Behörden und Urkundendelikt.
Doch nicht nur das: Am Abend wird auch Andreas Wyder, Delegierter des Verwaltungsrats, verhaftet. Er verbringt die Nacht auf Mittwoch im Gefängnis und soll heute befragt werden. Täuschung der Behörden und Urkundenfälscheun lauteten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft an die Adresse des Wohlen-Chefs.
Wohlen bezahlt nur 3000 Franken
Der erwähnte Brief des FC Wohlens an seine Sponsoren liegt der «Aargauer Zeitung» vor und wurde vom Verwaltungsratspräsidenten der FC Wohlen AG, René Meier, unterzeichnet. Die Freiämter geben darin zu, sich bei den Verhandlungen mit Wellington anfangs Juni auf einen Monatslohn von brutto 3000 Franken geeinigt zu haben. Hinzu komme ein zusätzliches Entgelt von monatlich 800 Franken, welches vom Beraterteam von Sportscore übernommen würde.
Auch die Wohnung laufe auf Kosten der Agentur. Somit wären die erforderlichen Lohnbedingungen des Amts für Migration gewährleistet. So weit, so gut – doch die Sache hat einen entscheidenden Haken: Die Vereinbarungen zwischen dem Klub und dem Spieler seien nur mündlich abgeschlossen worden, heisst es im Brief weiter. Eine Naivität, die schwere Folgen haben könnte: Damit sind die Abmachungen nämlich nicht nachweisbar.
Wellingtons Manager, Davide Persico, bestätigt gegenüber der «az», dass es zwischen ihm und dem Spieler eine Abmachung gab, nach welcher die Beraterfirma Sportscore monatlich 1000 Franken an Wellington überweist. Auch die Übernahme der Wohnungskosten sei durch Sportscore gewährleistet worden. Persico soll dem nachgekommen sein, wie er sagt. Wellington entgegnet aber: «Ich habe von Herrn Persico kein Geld erhalten, er hat sich nie an unsere Abmachungen gehalten.»
Welche Rolle spielt Peter B.?
Wellington behauptet, die Zusammenarbeit mit seinem Berater bereits anfangs Juni gekündigt zu haben. Laut dem Schreiben des FC Wohlen hat sich an seiner Stelle ein anderer Agent in die Angelegenheit eingemischt: Peter B. Jener Peter B., der im vermeintlichen Erpressungsfall um Erich Vogel bis gestern Mittag in Untersuchungshaft sass.
Geht es nach den Verantwortlichen des FC Wohlen, soll er sich als neuer Berater von Wellington beim Klub gemeldet haben. Die Freiämter traten allerdings nicht auf die Kontaktaufnahme ein. Auch nicht, als B. scheinbar drohte, den bestehenden Sachverhalt mittels Medien öffentlich zu machen. Das Wirrwarr um Wellington geht in die nächste Runde.