Startseite
Sport
Sport (AZ, BT)
Nach vier Jahren und 42 Toren im FCA-Dress ist plötzlich Schluss: Eine Woche vor dem Rückrundenstart verlässt Patrick Rossini (31) das Brügglifeld und stürmt künftig für Liga-Schlusslicht Chiasso. Im AZ-Interview begründet er seinen Abgang.
Die Rückreise am Samstag aus dem Trainingslager in der Türkei war Patrick Rossinis letzte Amtshandlung als Angestellter des FC Aarau. Schon da zeichnete sich sein Abgang ab, am Montagmorgen dann die Vollzugsmeldung: Rossini löst seinen bis Ende Saison laufenden Vertrag beim FC Aarau auf und schliesst sich dem FC Chiasso an. Die AZ erreicht Rossini am Telefon, als er gerade zur Vertragsunterschrift in Chiasso fährt.
Patrick Rossini, Chiasso wollte Sie schon im Sommer holen, damals sagten Sie ab. Warum jetzt, ein halbes Jahr später, der Sinneswandel?
Rossini: Im Sommer war das für mich kein Thema. Es war der Anfang einer neuen Saison und ich wollte nach meiner langen Verletzungspause nochmal mit dem FC Aarau angreifen. Jetzt ist die Situation anders: Die Vorrunde ist wie erwünscht gelaufen und ich spüre, dass der Trainer und der Sportchef im Frühling auf junge Spieler und auf solche mit weiterlaufendem Vertrag setzen wollen. Das ist ihr gutes Recht, ich würde es in ihrer Situation auch so machen. Aber für mich waren die Perspektiven nicht zufriedenstellend. Ich fühle mich körperlich topfit, spüre, dass ich in der Rückrunde viele Tore schiessen werde, aber dafür brauche ich einen Klub, der voll auf mich setzt und bei dem ich ein wichtiger Spieler bin. Als Mitläufer fühle ich mich in der aktuellen Verfassung verschenkt.
Zu Beginn des Trainingslagers gab es noch Stimmen, gemäss denen Sie Ihren Ende Saison auslaufenden Vertrag beim FC Aarau gerne verlängert hätten.
Ja klar, das war mein grosser Wunsch, ich hätte meinen Vertrag noch so gerne verlängert. Aber das war nicht möglich. Ich hatte mit Sandro (FCA-Sportchef Sandro Burki; d. Red.) in der Türkei ein Gespräch, in dem er mir sagte, er könne mir eine Vertragsverlängerung weder versprechen noch ausschliessen. Wegen der unklaren Situation, ob in der nächsten Saison nur einer oder zwei Teams aus der Challenge League direkt in die Super League aufsteigen, sei die Budget- und Personalplanung in der Schwebe. Ich habe das aus seiner Sicht verstanden aber dann auf mich schauen müssen. Chiasso hat mich vor einigen Tagen kontaktiert und Druck gemacht, dass sie eine schnelle Entscheidung wollen. Bei Chiasso weiss ich, dass sie voll auf mich setzen und ich, wenn ich gesund bin und meine Leistung bringe, immer spielen werde.
Sie waren in der Vorrunde mit sechs Treffern der beste Stürmer beim FC Aarau. Sind Sie enttäuscht, dass Sie kein Vertragsangebot erhielten, unabhängig von der Ligasituation in der nächsten Saison?
Ich bin Spieler und habe solche Dinge nicht zu entscheiden, das ist die Sache der Verantwortlichen und sie müssen am Ende für ihre Entscheidungen gerade stehen. Damit das klar ist: Ich bin niemandem böse. Aber ich musste nun auf mich schauen.
Sie unterschreiben in Chiasso bis Ende Saison, wissen also auch trotz des Klubwechsels nicht, wie es im Sommer weitergeht. Hätten Sie dann nicht auch in Aarau bleiben können?
Das wäre das einfachste gewesen. Aber ich bin 31 und habe noch einige Jahre vor mir als Fussballprofi. Im nächsten halben Jahr will ich mit vielen Toren auf mich aufmerksam machen, die Chancen dafür sind in Chiasso grösser, weil man dort anders als in Aarau voll auf mich setzt. Wenn mir viele Tore gelingen und wir mit Chiasso den Klassenerhalt schaffen, wird es im Sommer Angebote für mich geben. Gut möglich, dass ich in Chiasso bleibe. Aber das sehen wir im Sommer.
Welche Rolle spielt bei Ihrem Wechsel der Fakt, dass Ihre Frau und beiden Kinder seit Sommer schon im Tessin wohnen?
Keine Rolle. Ich habe mir im Sommer ein SBB-GA gekauft, dank des neuen Gotthard-Tunnels war ich jeweils in gut zwei Stunden bei meiner Familie in Bellinzona. Die Distanz war kein Problem, ich bin jede Woche mindestens zwei Mal ins Tessin gefahren oder sie haben mich in Aarau besucht.
Sportlich bleiben Sie in Aarau als Torgarant in Erinnerung, mit 42 Toren in 110 Spielen sind Sie der fünftbeste Torschütze der Klubgeschichte. Menschlich fiel auf, dass Sie sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt haben.
Schön, dass auch Sie als Journalist das so sehen (lacht). Solange ich mich bei einem Klub wichtig fühle, gilt bei mir: Erst die Mannschaft, dann ich. Ich habe in Aarau in jedem Training alles gegeben, dass wir Erfolg haben. Das wichtigste Ziel, mit dem FCA in die Super League aufzusteigen, habe ich den vergangenen vier Jahren leider nicht erreicht. Trotzdem verlasse ich Aarau ich mit positiven Erinnerungen an die wichtigsten vier Jahre meiner Karriere. Danke FC Aarau und Danke liebe Fans, dass Ihr mich immer unterstützt habt! Wir sehen uns am 14. März in Chiasso - und verzeiht mir schon jetzt, falls ich dann ein Tor gegen Aarau erzielen sollte!