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Die Möhliner Matthias und Andreas Kyburz überzeugten an den OL-Europameisterschaften in Tschechien: Matthias mit zwei Titelgewinnen, Andreas mit einem erstklassigen Staffellauf – der aber nichts eintrug
Nichts anderes als Gold konnte das Ziel im letzten Rennen dieser Titelkämpfe sein für das erste Schweizer Team. Mit dem Sprint- und Mitteldistanzeuropameister Matthias Kyburz, dem Langdistanz-Gewinner und der Weltnummer 1 Daniel Hubmann und mit Andreas Kyburz auf der Startstrecke wies schlicht keine andere Equipe ähnlich viel Klasse und Erfahrung auf. Und Startläufer Andreas Kyburz, der Mann mit dem geringsten Palmarès, löste seine Aufgabe perfekt und übergab mit der Spitze. Alles geritzt also?
Nein, war es nicht. Wegen eines gröberen Fehlers von Daniel Hubmann auf dem Mittelteilstück fiel die Equipe aus der Entscheidung. Fatal auch für die Kyburz-Brüder. Mehr als Schlussrang 5 war nicht mehr möglich. Eine Berg- und Talfahrt der Gefühle war damit verbunden. «Staffelgold wäre ein toller Abschluss gewesen», sagte Matthias Kyburz. Für ihn indes waren die Titelkämpfe schon zuvor zum Erfolgserlebnis geworden.
Endlich war ihm geglückt, was er in den vorangegangenen drei Jahren erfolglos versucht hatte: die Medaille in einer Walddisziplin. Seinen Sieg über die Mitteldistanz vom Freitag bezeichnete er als genial. Deutlich höheren Stellenwert geniesst er als das Sprint-Gold zum EM-Auftakt. «Endlich hat es auch im Wald geklappt», sagte er und staunte über seine reife Taktik und die Geduld im schwierig belaufbaren Gelände – viele Steine erforderten höchste Konzentration. Mit dieser Meisterleistung rückte in den Hintergrund, dass er Mitte Woche über die Langdistanz mit Platz 7 ein weiteres Mal neben den Medaillen gelandet war. «Bitter» sei das auch, weil ihm bei hundert Wettkampfminuten nur eine Minute auf Bronze fehlte.
Die Bedeutung seines ersten Wald-Einzeltitels ist für Matthias Kyburz eine Erlösung: «Jetzt kann ich unbeschwerter laufen, dieser Druck ist weg.» Als Motivation im Hinblick auf die Weltmeisterschaften Anfang September in Schweden will er sie nutzen. Und mit dem Staffel-Frust zum Schluss konnte er damit vergleichsweise gut umgehen: «Es hat nicht wollen sein, aber ich darf mich nicht gross beklagen.»
Als er auf die Schlussstrecke geschickt worden war, war er sich der schwierigen Aufgabe vollauf bewusst. Er versuchte, sie anzunehmen und lief «aggressiv und offensiv». Auf sich alleine gestellt, unterliefen ihm aber einige kleine Fehler, sodass er die Hoffnungslosigkeit je länger, je mehr einsehen musste.
Einen solchen Motivationskick macht auch Andreas Kyburz für sich aus. Nach nicht gänzlich befriedigenden Einzeleinsätzen – «über die Langdistanz kam ich überhaupt nicht auf Touren, die Mitteldistanz war gut, aber andere Schweizer noch besser» – freute er sich, dass er seine Nomination für Schweiz I hat bestätigten können. Seine Freude nach seinem Einsatz war gross und ebenso die Überzeugung: «Es gelang mir, mit dem Druck umzugehen, jetzt kommt es gut.»
Dass dem so nicht war, nimmt er fatalistisch zur Kenntnis. «Erträglicher», so sein Schlusswort, «wird das ganz allein dadurch, dass sich die Teamkollegen durchsetzten.» An Schweiz II dachte er, an Baptiste Rollier, Florian Howald und Martin Hubmann, die den Titel gewannen – und aufzeigten, wie enorm hoch die Dichte an Topläufern bei den Schweizer Männern ist.