Challenge League
Noch einmal geniessen: Der FC Aarau spielte gegen Xamax vor über 2000 Fans – wohl zum vorerst letzten Mal

Vor über 2000 Zuschauern lief der FC Aarau am Samstagabend gegen Xamax auf. Der 3:1-Heimsieg dürfte auch ein kleines Abschiedsgeschenk gewesen sein: Alles deutet auf eine erneute Verschärfung der Coronamassnahmen hin. So lag auch ein kleines Bisschen Wehmut in der Luft. Ein Augenschein im Brügglifeld.

Frederic Härri
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Der FC Aarau spielte am Samstag gegen Neuchatel Xamax auf dem Brügglifeld in Aarau. Das Spiel fand unter strengen Corona Sicherheitsauflagen statt.
23 Bilder
Blick eines Zaungastes auf das Spielgeschehen auf dem Brügglifeld durch die Ritze der Stadionmauer.
Die Zuschauer mussten sich vorab online anmelden ...
Weitere Impressionen aus dem Brügglifeld zum Match FC Aarau gegen Xamax Neuchatel.
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Der FC Aarau spielte am Samstag gegen Neuchatel Xamax auf dem Brügglifeld in Aarau. Das Spiel fand unter strengen Corona Sicherheitsauflagen statt.

Michael Würtenberg

Und sie standen tatsächlich da, auf dem Rasen im Stadion Brügglifeld. Elf Spieler in der einen, elf Spieler in der anderen Hälfte des Feldes. Es half, sich dessen noch einmal bewusst zu werden an diesem turbulenten Samstag. Wäre es bei dem geblieben, was einige Stunden zuvor vermeldet worden war, hätten die Flutlichter nicht ­gebrannt, und der FC Aarau hätte nicht um Punkte gekämpft an diesem 6. Spieltag der laufenden Challenge-League-Saison.

Um kurz nach Mittag gab Gegner Xamax einen positiven Coronabefund aus den eigenen Reihen bekannt. Die Mannschaft werde für die nächsten Tage in Quarantäne geschickt, liess der Verein verlauten. Absage, Match verschoben. Wenig später dann die Entwarnung: Halt, dem Labor in Neuenburg ist bei der Übermittlung ein Fehler passiert! Kein Fall von ­Covid-19, kein Grund, das Spiel abzusagen. Und so rollte der Teambus von Xamax also doch in die Aargauer Hauptstadt. Um 19 Uhr kickte ein Spieler des FCA den ersten Ball.

Die Augen waren auf den FC Aarau gerichtet

Es war dies die irrsinnige finale Volte in einer Woche, in der das Spiel für viele Diskussionen sorgte. Am Mittwoch hatte der kantonsärztliche Dienst dem FC Aarau erlaubt, gegen Xamax mehr als 1000 Zuschauer empfangen zu dürfen. Ein Entscheid, der von Politikerinnen wie Gabriela Suter von der SP kritisiert wird, weil er entgegen dem Trend getroffen wurde. Überall im Land steigt die Zahl der Fälle, in vielen Kantonen sind nur bis zu 1000 oder – wie etwa in Bern – gar keine Fans erlaubt.

FCA-Präsident Philipp Bonorand wusste, dass die Augen auf den Verein und dessen Schutzkonzept gerichtet sein würden. Am Tag vor dem Spiel wandte er sich mit einem Appell auf Facebook an die Fans. Er forderte sie auf, sich an die Vorgaben zu halten, nüchtern und gesund zu erscheinen und durchgehend Maske zu tragen. Die Anhänger, so machte es den Eindruck, schienen ihren Präsidenten gehört zu haben.

Bald dürfen wir wohl nicht mehr an den Match.

Klar, viele der Zuschauer gingen nicht mit 0,0 Promille ins Stadion. Im Brügglifeld selbst galt zwar ein Alkoholverbot, in der Beiz gleich nebenan aber wurde Bier ausgeschenkt. Die Plätze in der sogenannten Sportlounge Brügglifeld waren gut besetzt. Wer stand, trug die meiste Zeit Maske, wer sass, schob sich die Mund-Nasen-Bedeckung kurzzeitig unters Kinn. Ein Mann sagte zu seiner Bekannten, er würde sie ja gerne umarmen, «aber ich darf nicht».

Neben der Vorfreude aufs Spiel hing auch Wehmut in der spätherbstlichen Luft. Mit wem man auch redete, alle sprachen sie vom letzten Mal. Vom letzten Biss in die Bratwurst mit Senf, vom letzten Schluck Bier mit Freunden, vom vorerst letzten Mal Jubeln für ihre Lieblingsmannschaft. «Zu 99 Prozent wird es in allen Sportarten ab kommenden Mittwoch keine Spiele mehr mit vielen Zuschauern geben», sagte Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati am Freitag an einer Veranstaltung. Die Fans des FCA haben das mitgekriegt – natürlich. Einer von ihnen meinte: «Bald können wir wohl nicht mehr an den Match.» Er wolle es geniessen. So lange, wie es eben noch geht.

Wer zu lange stehen blieb, wurde ermahnt

Dann schob er die Maske zurecht und machte sich zur Einlasskontrolle auf, der Fan, neben insgesamt 2092 weiteren Gleichgesinnten. Am Eingang desinfizierte er sich die Hände und wurde von den Security-Leuten gefragt, ob er sich gesund und gut fühle. Er sagte Ja und begab sich zum angewiesenen Platz auf der Stehrampe.

Dort, wo sich die Zuschauer normalerweise auf die Betonstufen quetschen, sind nun Plastikschalen auf langen Holzbalken aufgereiht. Das Brügglifeld, ein Sitzplatzstadion. Das Spiel an sich fühlte sich ob der Bedingungen zuweilen mehr wie ein launiges Theaterstück an denn wie ein Sportevent. Die Aufschreie, wenn eine Torchance vergeben oder ein Foul nicht ­gepfiffen wurde, sie waren ­dieselben. Auch die Buhrufe hörten sich an wie immer, wenn auch durch die Maske ein wenig abgedämpft. Was fehlte, waren die Gesänge der Hardcore-Fans, die einem solchen Spiel den Klangteppich geben.

Schoss der FC Aarau ein Tor, freuten sich die Fans. Sie taten dies, in dem sie sich einmal kurz aufrichteten, «Ja!» riefen und gleich wieder auf der zugewiesenen Sitzschale Platz nahmen. Einige blieben zu lange stehen. Sie wurden entweder vom Hintermann ermahnt («Abhocke!») oder spürten den strengen Blick der Security-Person im Nacken.

«Hohe Akzeptanz» der Massnahmen

Die Zuschauer, sie waren diszipliniert. Das bestätigt auch die Kantonspolizei auf Anfrage, die mit einem kleinen Aufgebot vor Ort war. Roland Baumgartner, der Geschäftsführer des FC Aarau, ist ebenfalls zufrieden. Er spricht von der «hohen Akzeptanz» der Massnahmen, von der Bereitschaft der Besucher, Maske zu tragen und Abstand zu ­halten. «Vereinzelt mussten die Sicherheitskräfte Personen ­zurechtweisen», sagt Baumgartner. Wirkliche Probleme aber habe man keine gehabt.

Auch Baumgartner kann eins und eins zusammenzählen, auch er kriegt die Debatten aus den Kantonen mit und weiss, dass weitere Verschärfungen kommen. So viele Zuschauer wie am Samstag wird es so schnell wohl nicht wieder geben, vielleicht spielt der FC Aarau gar wieder vor leerer Kulisse. Baumgartner sagt, er würde das bedauern. «Aber überrascht wäre ich nicht.»