Handball
Noch 11 Siege fehlen: Der TV Endingen ist auf dem Weg zur perfekten Saison

Die Surbtaler sind in der NLB auf direktem Kurs in Richtung Wiederaufstieg in die NLA – und bisher makellos: 18 Partien, 18 Siege. Der sogenannte «perfect record» scheint in Reichweite zu sein, Trainer Zoltan Majeri befasst sich aber nicht damit.

Dean Fuss
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Nemanja Sudzum und sein TV Endingen sind auf Erfolgskurs.

Nemanja Sudzum und sein TV Endingen sind auf Erfolgskurs.

Alexander Wagner

Der TV Endingen hat einen Lauf. Seit dem Abstieg aus der NLA im Frühling des vergangenen Jahres haben die Surbtaler kein einziges Meisterschaftsspiel mehr verloren: 18 Partien und 18 Siege stehen dem TVE zu Buche.

Das Team von Trainer Zoltan Majeri ist auf bestem Weg, eine perfekte Saison zu spielen. In der NLB-Hauptrunde verbleiben acht Partien, in der Playoff-Serie um den Aufstieg mindestens deren drei. Noch elf Siege also, dann hat der TVE eine Saison für die Geschichtsbücher gespielt.

Das Nonplusultra des Mannschaftssports

Der «perfect record», wie die «perfekte Saison» in ihrem Ursprungsland USA genannt wird, ist so etwas wie der Heilige Gral des Mannschaftssports. Nicht unwesentlich mitgeprägt wurde er von den Miami Dolphins, die im Jahr 1972 die Super Bowl VII mit 17 Siegen in ebenso vielen Partien gewann. Keinem anderen Team ist das in der NFL, der bedeutendsten Liga im American Football, jemals gelungen.

Etwas häufiger sind perfekte Saisons, das zeigt an dieser Stelle schon die Verwendung des Begriffs in der Mehrzahl, im Handballsport. So hat beispielsweise der FC Barcelona in der spanischen Liga Asobal ab dem Sommer 2013 – ohne ernsthafte Konkurrenz allerdings – gleich vier perfekte Saisons in Serie abgeliefert.

In der deutschen Bundesliga, der besten Handballliga der Welt, hat das erst ein einziger Klub jemals geschafft: der THW Kiel. Dem Team aus der norddeutschen Stadt gelang das Kunststück in der Saison 2011/12 mit 34 Siegen und einer Tordifferenz von 298 Plus.

Kein Platz für Träumereien

Seit Beginn der elektronischen Aufzeichnung in der Saison 2001/02 hat es in den beiden höchsten Schweizer Ligen noch nie ein Team geschafft, eine perfekte Saison zu spielen. Der TV Endingen könnte also in diesem Frühling Historisches schaffen und wie zuvor dargelegt in einen erlauchten Kreis von europäischen Spitzenteams eintreten.

Allerdings: Trainer Zoltan Majeri mag sich gar nicht gross mit der Möglichkeit einer perfekten Saison auseinandersetzen: «Für uns ist das kein Thema. Das ist eine Fata Morgana. Wie viele Vereine schaffen das schon? Unser Fokus liegt immer auf der nächsten Partie, weiter blicken wir nicht voraus. Wenn uns dann am Ende tatsächlich die perfekte Saison gelingen sollte, dann wäre das sicher schön, aber nicht mehr als ein Bonus. Mein oberstes Ziel ist es, die Mannschaft weiterzuentwickeln. Der Aufstieg ist auf jeden Fall auch ein Thema.»

Natürlich hat Majeri recht, wenn er darauf hinweist, dass die Chance, die perfekte Saison tatsächlich zu schaffen, klein ist. Beim Spiel gegen den Leader – und diese Position hat der TV Endingen klar inne – schöpft jeder Gegner noch ein bisschen zusätzliche Motivation.

Kommt hinzu: Sobald die Qualifikation für die Aufstiegs-Playoffserie zwischen dem Erst- und dem Zweitplatzierten geschafft ist – dazu fehlen dem TVE nur noch vier Punkte –, könnten Spieler für die entscheidende Saisonphase geschont werden.

Das allerdings stellt Majeri deutlich in Abrede: «Wir nehmen jedes Spiel ernst und wollen den Zuschauern in jeder Partie eine gute Leistung bieten. Da liegen solche Dinge nicht drin.»

Acht weitere Klubs mit Chance

Neben NLB-Klub TV Endingen haben in den höchsten Ligen Europas derzeit die SG Flensburg-Handewitt (Deutschland, 22 Partien/22 Siege), der FC Barcelona (Spanien, 20/20), Pick Szeged (Ungarn, 20/20) und fünf weitere Teams noch die Chance auf eine perfekte Saison. Allen wird es wohl kaum gelingen.