Der Schweizer Meister weigerte sich, in der Liga gegen den HSC Suhr Aarau anzutreten und verlor Forfait. Bei Vereinen wie GC Amicitia Zürich ärgert man sich über verschenkte Punkte im Rennen um die Playoff-Plätze.
Pfadi Winterthur hätte spielen sollen, doch angetreten ist der Schweizer Meister nicht. Am Dienstag verweigerte sich Pfadi dem Heimspiel gegen den HSC Suhr Aarau, weil ein Einsatz gesundheitlich «nicht vertretbar» gewesen wäre, wie der Verein verlauten liess. Mehrere Spieler waren knapp zwei Wochen zuvor positiv auf das Coronavirus getestet worden und nun offenbar noch immer angeschlagen. Die Folge des Boykotts: Gegner HSC gewann die Partie Forfait mit 10:0.
Für Philip Hohl bleibt der Eindruck hängen, dass Pfadi das Spiel hergeschenkt hat. Dem Präsidenten von GC Amicitia Zürich könnte es auf den ersten Blick einerlei sein, was der Tabellenzweite treibt. Nur ringt sein GC Amicitia gerade um eine günstige Abschlussklassierung für die nahenden Playoffs. Und da nimmt er es nicht einfach reglos hin, dass die Konkurrenz vom HSC Suhr Aarau zwei Zusatzpunkte und ein Plus von zehn Toren serviert bekommt.
«Nicht falsch verstehen: Ich mag es dem HSC gönnen, dass er auf dem vierten Rang steht», sagt Hohl, dessen Klub zwei Plätze dahinter klassiert ist. «Aber was Pfadi getan hat, ist ein Affront gegenüber uns und den anderen Vereinen, die um jeden Punkt kämpfen. Mit Kollegialität und sportlicher Fairness hat das nichts zu tun.» Die Winterthurer hätten lange im Voraus vom Spieltermin gewusst, betont Hohl. Zudem würden Anweisungen gelten, wann der Anlass für eine Spielabsage gegeben sei – und wann nicht.
Das Corona-Reglement des Schweizerischen Handballverbandes gibt Hohl in der Sache Recht. Demnach liegen die Coronafälle zu weit zurück, als dass eine Verlegung der Partie gegen den HSC hätte infrage kommen können. Pfadi hatte in seiner Stellungnahme vom Dienstag argumentiert, dass die Spieler auch nach Isolation und einer 60-stündigen Karenzfrist hinaus nicht «wettkampffähig» gewesen waren. Dass dieser Fall im Reglement keine Erwähnung findet, dürfte auch die Winterthurer Führung gewusst haben: Vor Saisonbeginn hatten alle Präsidenten der zehn NLA-Klubs die entsprechenden Weisungen absegnen müssen.
Bei Pfadi indes beruft man sich darauf, dass am Dienstag «kein konkurrenzfähiges Kader» zur Verfügung gestanden hätte. Die ärztlichen Dispensationen seien verpflichtend und in arbeitsrechtlicher Hinsicht verbindlich, hiess es in einer Mitteilung. Der Winterthurer Zeitung «Landbote» sagte Pfadi-Trainer Goran Cvetkovic: «Wir wollten eigentlich spielen, aber es ging einfach nicht.» Gegen den Forfaitentscheid wird der Klub Rekurs einlegen. Dieser dürfte wenig Aussicht auf Erfolg haben, weil er im Reglement keinen Widerhall findet.
Am Donnerstagabend stand die Mannschaft von Pfadi jedenfalls wieder auf der Platte. Im Cup-Halbfinal schlug man die Kadetten Schaffhausen mit 25:23. «Das wichtigste Spiel der bisherigen Saison», so nannte es der «Landbote». Tags zuvor hatte der Teamarzt den Spielern das medizinische Okay erteilt.