Nach Mini-Lockerungen
«Der Amateurfussball geht unter»: So reagieren Spieler auf die bestehenden Einschränkungen

Für Aargauer Amateurfussballer über 20 Jahre ändert sich ab Montag kaum etwas, auch die Perspektiven bleiben aus. Das sorgt für Frust, daran ändert auch die neue Möglichkeit auf Körperkontakt mit Masken nichts.

Nik Dömer
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Kann die Saison überhaupt noch fortgesetzt werden? Amateurfussballer stehen vor einer ungewissen Zukunft.

Kann die Saison überhaupt noch fortgesetzt werden? Amateurfussballer stehen vor einer ungewissen Zukunft.

Alexander Wagner

Es ist zum Verzweifeln für Amateurfussballer. Zwar sind Zweikämpfe ab kommendem Montag wieder erlaubt, doch dabei muss eine Maske getragen werden. Ebenfalls bleibt die Regelung der 15er-Gruppe, was eine Fortführung der Meisterschaft weiterhin verunmöglicht. Ob in den Meisterschaften somit überhaupt noch eine verkürzte Rückrunde durchgebracht werden kann, ist mehr als fraglich. Entsprechend enttäuscht zeigen sich die betroffenen Akteure.

«Wirkt für uns nicht durchgedacht»

Einer von ihnen ist Jonathan Frey. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen vom FC Buchs hat er im März eine Petition für Lockerungen im Amateurfussball lanciert, um den Austausch mit der Politik zu suchen.

Lange ist es her, seit der FC Buchs gemeinsam jubeln konnte.

Lange ist es her, seit der FC Buchs gemeinsam jubeln konnte.

zvg

Gebracht hat es wenig, nur ein paar hundert Personen haben diese unterzeichnet. «Es wurde uns schnell klar, dass es für viele Betroffene ein heikles Thema ist. Einige haben auch den Nutzen angezweifelt. Doch darum ging es uns gar nicht. Wir wollten einfach für einen Diskurs sorgen, weil wir denken, dass das Interesse des Amateurfussballs in der Politik kaum Anklang findet.»

Dieses Gefühl wurde beim 25-jährigen Spieler des FC Buchs (3. Liga) auch am vergangenen Mittwoch bestärkt. «Starke Lockerungen im Sportbereich haben wir nicht erwartet, trotzdem sind wir natürlich enttäuscht. Der Amateurfussball geht in den Diskussionen unter und hat kaum mediale Aufmerksamkeit oder Priorität, obwohl der Aufwand für einen klaren Lockerungsplan und Perspektiven überschaubar wäre.»

Kurios findet Frey auch die neuen Bedingungen, um mit Körperkontakt zu trainieren: «Mehrere Studien besagen, dass die Übertragung draussen äusserst gering ist. Jetzt müssen wir Maske tragen, um Zweikämpfe zu bestreiten. Das wirkt für uns nicht durchgedacht, als ob man sich nicht richtig mit dem Fussball beschäftigen würde.»

Der FC Buchs steht weiterhin vor einer ungewissen Zukunft.

Der FC Buchs steht weiterhin vor einer ungewissen Zukunft.

zvg

Bei der 1. Mannschaft des FC Buchs fand die neue Möglichkeit, um ein «Mätschli» im Training durchzuführen, entsprechend keinen Anklang: «Da gehen wir lieber joggen oder bleiben bei unseren Pass- und Abschlussübungen.»

«Habe Fragezeichen bei dieser Massnahme»

Etwas anders hört sich die Kenntnisnahme der Mini-Lockerungen beim Drittligist FC Beinwil am See an. «Ich könnte mir schon vorstellen, dass wir mit Maske trainieren. Not macht erfinderisch, wir lieben Fussball und vermissen das Spiel mit Körperkontakt. Wenn wir das wirklich wollen, werden wir das bestimmt irgendwie hinbekommen», betont Dario Holliger.

Trotzdem stellt auch der 24-jährige Aussenverteidiger die Sinnhaftigkeit in Frage. «Ich habe kürzlich eine Studie gelesen, die besagt, dass der Fussballspieler im Durchschnitt während eines Spiels nur 90 Sekunden engen Kontakt mit einem Gegenspieler hat. Wenn man dazu noch mit einberechnet, dass die Ansteckungsgefahr an der frischen Luft grundsätzlich gering ist, dann habe ich da schon Fragezeichen bei dieser Massnahme.»

Einige Spieler des FC Beinwil am See haben die Saison bereits abgeschrieben.

Einige Spieler des FC Beinwil am See haben die Saison bereits abgeschrieben.

AFV/Gerry Frei

Auch wenn es einige Teamkameraden gibt, die die Saison bereits abgeschrieben haben, macht sich Holliger noch immer Hoffnungen auf schnelle Besserung der Umstände: «Ich gehöre zu den Optimisten im Team und hoffe, dass der Spielbetrieb in verkürzter Form noch irgendwie durchgebracht werden kann. Dabei geht es auch gar nicht um die Ambitionen, ich möchte mich einfach wieder auf dem Platz messen, das vermisse ich extrem.»

«Brauchen eine Perspektive»

Auch beim FC Muri (2. Liga inter) schlägt die fehlende Perspektive aufs Gemüt. «Wir haben inzwischen von drei auf zwei Trainingseinheiten reduziert. Ursprünglich haben wir mal damit gerechnet, dass wir ungefähr einen Monat auf den Körperkontakt verzichten müssen. Inzwischen macht das Warten nur noch müde», erklärt Basil Gmür.

Für den 25-jährigen Stürmer ist ohnehin klar: «Alles, was Spass macht, hat beim Fussball mit Körperkontakt zu tun. Entsprechend wirkt sich die aktuelle Lage auch auf die Motivation im Training aus. Das Höchste der Gefühle waren in den letzten Wochen Passübungen.»

Ex-Schöftland-Spieler Basil Gmür fehlt derzeit die Perspektive.

Ex-Schöftland-Spieler Basil Gmür fehlt derzeit die Perspektive.

Alexander Wagner

Dass sich die Möglichkeiten ab Montag mit einer Maske erweitern, verbessert Gmürs Gemütslage nur bedingt. «Irgendwie kann ich mir das noch nicht so richtig vorstellen. Aber wenn wir durch diese Massnahme wieder mehr Emotionen ins Training bekommen, dann sollten wir das schon ausprobieren.»

Gmür betont jedoch auch, dass ihm derzeit neben uneingeschränktem Training vor allem auch die Perspektive fehlt. «Es fühlt sich so an, als ob wir uns von Woche zu Woche schleppen. Wir brauchen Klarheit, damit wir wieder ambitioniert mit Leidenschaft und Emotionen trainieren können.»