Abbruch der Fussballsaison
Luigi Ponte: «Die Gesundheit steht über dem Sport»

Der Aargauer Verbandspräsident Luigi Ponte spricht über den bevorstehenden Abbruch der Saison im Amateurfussball, einen heiklen Fall und die persönlichen Befindlichkeiten.

Ruedi Kuhn
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Luigi Ponte versteht den Entscheid, die Amateursaison abzubrechen.

Luigi Ponte versteht den Entscheid, die Amateursaison abzubrechen.

Alexander Wagner

Luigi Ponte, die Amateurliga hat dem Zentralvorstand des Schweizerischen Fussballverbandes den Antrag gestellt, die Saison 2019/20 in den unteren Ligen abzubrechen: Richtig oder Falsch?

Luigi Ponte: Ob dieser Entscheid richtig oder falsch ist, kann ich nicht beurteilen. Ich bin kein Mediziner. Wegen der Coronakrise und ihren Folgen ist der Entscheid aber logisch und vor allem vernünftig. Wir werden die Weisungen und Regeln vom Bundesrat zu hundert Prozent erfüllen. Die Gesundheit der Amateurfussballer steht über dem Sport. Das gilt es in diesen schwierigen Zeiten zu akzeptieren.

Wie lange hatten Sie die Hoffnung, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann?

Bis am vergangenen Donnerstag. Bis zum Entscheid des Bundesrats, dass bis am 8. Juni nicht mehr als fünf Personen eine Gruppe bilden dürfen. Danach war für mich klar: Die Saison ist leider vorbei. Sie muss vorbei sein.

War der Entscheid der Präsidenten der 13 Schweizer Regionalverbände einstimmig?

Ja. Wir waren uns einig. Auch wenn der Entscheid dem einen oder andern Präsidenten schwer gefallen ist.

Was sind die sportlichen Folgen des Abbruchs der Saison?

Nüchtern betrachtet ist alles ganz einfach: Im Nachhinein betrachtet hat die Saison 2019/20 nicht stattgefunden. Trotzdem gibt es Sieger und Verlierer. Die Sieger sind jene Mannschaften, die im Abstiegskampf waren. Die Verlierer sind jene Mannschaften, die im Aufstiegskampf waren.

Ein Verlierer ist auch der Amateurfussball ...

... das ist so. Wir haben uns auf eine spannende Rückrunde gefreut. Für die Vereine, die Trainer, die Spieler und die Funktionäre war die Vorbereitungszeit auf die zweite Saisonhälfte mit Trainingslagern und Transfers schlicht und einfach für die Katz. Das zu akzeptieren ist schwierig.

Stimmt das Gerücht, dass der FC Lenzburg den Platz von Eagles Aarau in der 2. Liga interregional übernehmen wird?

Grundsätzlich kommentiere ich keine Gerüchte. Ich gebe aber zu, dass das ein heikler Fall ist. Einerseits hat sich Eagles Aarau aus der 2. Liga interregional zurückgezogen, anderseits will der FC Lenzburg unbedingt aufsteigen. Die Entscheidungsgewalt liegt aber nicht beim Aargauischen Fussballverband sondern einzig und allein bei der Amateurliga.

Wird der Spielplan für die Saison 2020/21 ab August neu gemacht?

Nein. Der Spielplan der Saison 2019/20 ist auch der Spielplan für die Saison 2020/21. Bei den Halbjahresmeisterschaften der Junioren werden wir die Ranglisten der Herbstrunde übernehmen.

Welche Auswirkungen hat die Coronakrise auf die Geschäftsstelle des Aargauischen Fussballverbandes? Haben Sie Kurzarbeit angemeldet?

Unsere vier Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle arbeiten seit Mitte März zuhause. Wir haben Kurzarbeit angemeldet, sind aber täglich in Kontakt.

Wie gross ist der finanzielle Schaden für den Aargauischen Fussballverband?

Dem Verband fehlen jetzt natürlich die Einnahmen der Bussen und Gebühren der Rückrunde für die Mannschaften und Spieler der unteren Ligen. Es ist schwierig, diesen Betrag zu beziffern. Aber ich gehe davon aus, dass uns rund 200000 Franken fehlen werden.

Der Amateurfussball wird also bis im August ruhen. Was hat der Aargauische Fussballverband in dieser fussballlosen Zeit geplant?

Erst einmal beginnen wir mit den Planungen für die neue Saison. Ob wir weitere Anlässe durchführen können hängt davon ab, ob die Mannschaften ab dem 8. Juni wieder trainieren können oder nicht. Der 8. Juni ist für den Amateurfussball so etwas wie der Tag der Wahrheit. Wir hoffen beispielswiese, dass Ende Juni das traditionelle Spiel zwischen dem FC Aarau und einem AFV-All-Star-Team in Frick stattfinden kann.

Die Situation im Amateurfussball ist wegen der Coronakrise unsicherer denn je: Wann waren Sie zuletzt auf einem Fussballplatz?

Das ist lange her. Ich war im Februar für einen Augenschein der Lichtanlage in der Sportanlage Dägerli in Windisch. Seither habe ich weder einen Fussballplatz noch einen Ball gesehen. Ich bin 67 Jahre alt, gehöre also zur Risikogruppe und verlasse mein Haus in Lupfig nur wenn unbedingt nötig. Was ich am meisten vermisse sind die täglichen Kontakte mit Trainern, Spielern und Funktionären. Ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen.

Wagen Sie eine Prognose, wann es mit dem Amateurfussball weitergehen wird?

Ich hoffe, dass der Spielbetrieb in den unteren Ligen nach den Sommerferien wieder aufgenommen werden kann. Der Saisonstart ist am 14. August. Trotz aller Skepsis gehe ich momentan davon aus, dass der Ball dann wieder rollen wird.