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Sport (AZ, BT)
Der FC Aarau liefert sich bei strömendem Regen einen attraktiven Kampf gegen die Grasshoppers und gewinnt mit 2:1. Dank dem Sieg bleibt der Aarauer Rückstand auf den FC Thun vier Runden vor Schluss bei fünf Punkten. Für Gesprächsstoff sorgt am Ende jedoch nicht nur der Erfolg, sondern auch ein Ausraster von Stephan Keller.
Der Traum von der Barrage - er lebt weiter! Im vierten Aufeinandertreffen mit Tabellenführer GC geht der FC Aarau erstmals in dieser Saison als Sieger vom Platz. Dank dem 2:1 beträgt der Rückstand auf den FC Thun, der den Barrageplatz belegt, vier Runden vor Schluss fünf Punkte.
Das Duell der Traditionsklubs Aarau und GC war hochstehend und mit Fortdauer an Spannung kaum zu überbieten: Von Traumtoren über strittige Penaltyszenen bis hin zu einem Eklat um FCA-Trainer Stephan Keller war alles drin.
Doch der Reihe nach: In der ersten Halbzeit ist dem Heimteam dem Respekt vor dem Gegner anzumerken. Aarau lässt den Ball zwar gut laufen und steht defensiv sicher, doch das gewohnte Risiko und die Stringenz fehlt. Die Angst, wie beim 1:4 im Letzigrund mit Eigenfehlern die Hoppers zu Toren einzuladen, ist allgegenwärtig.
In der Halbzeitpause fordert Trainer Stephan Keller von seinen Spielern mehr Mut – mit Erfolg: In der 58. Minute klaut der einmal mehr starke Donat Rrudhani GC-Mittelfeldspieler Schmid den Ball, läuft davon und lanciert dann mit einem punktgenauen Pass seinen Landsmann und WG-Kollegen Liridon Balaj, der mit einem Flachschuss zum 1:0 trifft.
Die herrliche Kombination des Kosovaren-Duos führt zum ersten Jubelsturm im mit offiziell 100 Zuschauern seit langem wieder mal belebten Brügglifeld.
Es folgt die strittigste Szene der Partie: FCA-Verteidiger Leon Bergsma rutscht in eine Hereingabe von Nobrega und stoppt den Ball mit der Hand. Die Gäste-Spieler und deren Ersatzbank fordern vehement Penalty, doch Schiedsrichter Fedayi San lässt weiterspielen. Er stützt sich auf die komplizierte Regel, dass kein strafbares Vergehen vorliegt, wenn der Verteidiger beim Abstützen den Ball mit der Hand berührt.
Aarau hat in diesem Moment Glück, GC ist noch gereizter als eh schon. Und in der 74. Minute steht es dann doch 1:1. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet Bergsma patzt vor der Flanke, die Demhasaj zum Ausgleich verwertet.
Im Wissen, dass mit einem Unentschieden die Barrage in unerreichbar weite Entfernung rückt, mobilisiert Aarau die letzten Kräfte: Der eingewechselte Filip Stojilkovic passt auf Mickael Almeida – und der Portugiese trifft in der 86. Minute mit einem fantastischen Schuss ins Lattenkreuz zum Siegtreffer.
Die Schlussphase ist hektisch, die Emotionen kochen hoch, auch bei FCA-Trainer Stephan Keller: Direkt nach dem Schlusspfiff sprintet er auf einen Balljungen zu und liest diesem die Leviten.
Grund: Der Knirps hat in Kellers Augen vor einem Einwurf den Ball zu rasch einem GC-Spieler zugeworfen. Einige GC-Akteure haben die Szene mitbekommen und stellen Keller zur Rede. Kurz darauf realisiert dieser seine Überreaktion, geht zum in Tränen aufgelösten Balljungen hin und entschuldigt sich.
Danach erklärt sich Keller gegenüber der «AZ» mit folgenden Worten: «Ich habe mich falsch verhalten und das tut mir leid. Ich werde mich in den nächsten Tagen nochmals mit dem Jungen treffen und mich ausführlich bei ihm entschuldigen. Trotzdem möchte ich mein Verhalten erklären: Wir vom Trainerstaff haben vor der Saison die Balljungs darauf hingewiesen, bei einem Einwurf den Ball dem Gegner nicht blitzschnell zuzuwerfen, sondern sich die nötige Zeit dafür zu lassen. Leider hat das in dieser Szene nicht geklappt. Aber ich sehe meinen Fehler ein und entschuldige mich.»
Trost für den bedauernswerten Balljungen: Er erhielt als kleine Wiedergutmachung sowohl ein Trikot von FCA-Profi Randy Schneider und ein Trainingsshirt von GC – letzteres wurde ihm von einem Mitglied des Trainerstabs der Gäste mit den Worten überreicht: «Kopf hoch Junge – du hast nichts falsch gemacht!»