Weitspringer Benjamin Gföhler mit einem Satz auf 8,02 m und der Genfer Sprinter Felix Svensson mit 20,43 Sekunden über 200 m sorgten für die Highlights am Pfingstmeeting in Zofingen. Und auch Ditaji Kambundji überzeugte.
Ein neuer und ein altbekannter Name begeisterten auf der Trinermatte in Zofingen: Zuerst der routinierte Winterthurer Weitspringer Benjamin Gföhler mit seinem Satz auf 8,02 m, dann der bis anhin wenig bekannte Genfer Sprinter Felix Svensson mit seinen 20,43 Sekunden über 200 m. Damit erfüllte er die Limite für die Leichtathletik-Europameisterschaften von Mitte August in München.
Hinter dem neuen Namen Svensson verbirgt sich eine spannende Geschichte. Der 24-Jährige steigerte sich nicht nur um drei Zehntel, ihm glückte auch eine Klassezeit. Noch vor 28 Jahren und früher hätte sie als Schweizer Rekord gegolten. Seither sind nur Kevin Widmer (20,41), William Reais (20,25/2 mal) und Rekordhalter Alex Wilson (19,98) schneller gelaufen – wobei der aktuell gesperrte Wilson acht Mal.
Und in Zofingen hatte Svensson besonderen Grund zur Freude. Mit seiner Zeit erfüllte er die EM-Limite auf den Hundertstel. «Grossartig», jubelte er, «das ist ein Traum, der in meinem Hinterkopf dauernd präsent war.» Doch noch stimmen die Grundvoraussetzungen dazu nicht. Svensson ist schwedisch-schweizerischer Doppelbürger. Mit zwei Jahren zog er mit seinen Eltern nach Genf. Den Schweizer Pass besitzt er sei längerem. Weil er aber 2018 für Schweden an der EM teilnahm, blieben ihm seither internationale Starts für die Schweiz untersagt.
Mitte August ändert dies, weil er die verlangten drei Jahre nicht mehr für Schweden lief und damit für die Schweiz antreten kann. An der EM Mitte August in München rechnen die Schweizer mit ihm. Das beflügelt vor allem auch ihn. Die 4x100-m-Staffel sorgt für einen zusätzlichen Reiz. Dem Projekt, das von seinem persönlichen Trainer Kenny Guex geleitet wird, gehört er an, jetzt endgültig als Zugpferd. Lachend sagte Svensson nach seinem Exploit: «Dieses Resultat tut dem Kopf enorm gut.»
Der Zweite, der die Bedingungen nutze, ist Benjamin Gföhler. Der 28-jährige Winterthurer sprang so weit, wie seit 2016 nicht mehr (8,13 m). Um eine Bestweite handelt es sich nach seiner schweren Leistenverletzung, welche ihn 2019 über ein Jahr kostete. «Gesund bleiben, dann geht es noch weiter», sagte er.
Die hervorragenden Bedingungen (Rückenwind, perfekte Temperatur) zu nutzen wusste auch Benjamin Gföhler. Für den 28-jährigen Athleten des LC Zürich handelte es sich dabei um eine besondere Genugtuung. Seine zweitbeste Weite (persönliche Bestweite: 8,13 m) glückte ihm, zum dritten Mal übertraft er die 8-m-Barriere. Und diese, das gilt es zu betonen, gilt immer noch als Massstab für internationale Klasse. Erst «Überfliger» Simon Ehammer (8,45 m), Julien Fivaz (8,27), Rolf Bernhard (8,14), er, Gföhler sowie René Gloor (8.07) und Yves Zellweger (8,03) realisierten dies als Schweizer.
Und der U23-EM-Vierte von 2015 und zweimalige EM-Teilnehmer strahlte aus gutem Grund. Vier Jahre und mehr liegen Gföhlers beste Leistungen zurück. Danach sah er sich durch eine gravierende Leistenverletzung während eines Jahres praktisch vollständig ausgebremst – zuerst durch die fehlende genaue Diagnose, dann durch den langwierigen Heilungsverlauf. Danach hatte er wieder ganz unten mit dem Aufbau der Muskeln zu beginnen – begleitet durch eine neue Basis. «Die Sprungverhältnisse waren durch die Verletzung völlig durcheinander geraten», blickt er zurück. Sehnen, Knochen, Muskeln, alles Relevante hatten sich wieder einzupendeln. Und sein US-Trainer Dan Pfaff brachte es auf den Punkt: «Drei von vier Weitspringer kommen nach einer solchen Verletzung nicht mehr zurück.»
Auch Gföhler sah sich gefordert: körperlich und mental. Sprünge waren sehr lange unmöglich, ebenso Sprints. Dass Gföhler zurückkehren kann zu seinem alten Level, sah er letztes Jahr. Mehrmals sprang er sehr nahe an die 8 m heran. Nur «der Ausreisser nach oben» fehlte. Das sei eigentlich unüblich, sagt Gföhler aus Erfahrung. So war beispielsweise der Schnitt aller Sprünge der Saison 2016 mit der 8,13 m-Weite deutlich tiefer. Das vermittelte ihm Mut.
Und jetzt nutzte er eine der ersten Möglichkeiten der noch jungen Saison. «Natürlich freut mich dies enorm, das gibt Sicherheit und ermöglicht Planungssicherheit», sagt Gföhler wie sein Heimtrainer, Weltklasse-Zürich-Meeting-Co-Direktor Andreas Hediger. Dass noch mehr drinliegen müsste, sieht er an der an sich guten, aber nicht überragenden Serie und den beiden weiteren Zählresultaten von 7,75 m und 7,80 m. Und schmunzelnd fügt er an: «Ich hoffe nicht, dass diese 8,02 m der Ausreisser dieser Saison waren.»
Klar ist, was sich Gföhler vorstellt: die EM wie die WM. Um die Limiten zu erfüllen, müsste er rund 20 cm weiter springen. Allerdings bietet sich ihm auch die wahrscheinlichere Möglichkeit, sich übers World Ranking zu qualifizieren. Und da sieht seine Position – zumindest aktuell – vielversprechend aus: als 17. 32 Weitspringer werden je am Start stehen. Gföhler weiss aber auch aus Erfahrung, dass sich an diesem Klassement zuletzt schnell noch viel ändern kann. Das mahnt ihn zur Vorsicht und spornt ihn an, noch weiter zu springen.
Ebenfalls mit einer erstklassigen Leistung überzeugte über 100 m Hürden Ditaji Kambundji, auch wenn die erst 20-jährige U20-Euro’pameisterin mit ihren 13,17 Sekunden fast zwei Zehntel über ihrer Saisonbestmarke und gut zwei Zehntel über ihrer Bestzeit vom letzten Sommer blieb.