Prominente Sieger am 54. Pfingstlauf in Wohlen mit John Mutai aus Kenia bei den Männern und Daniela Aeschbacher bei den Frauen. Und: Lob gab es für die neue Strecke.
Das Bild an der Spitze der langen Läuferschlange nach der ersten Bahnrunde beim Wohler Pfingstlauf trog. Und Leader Jens-Michael Gossauer, der profilierte Duathlet und Langstreckenläufer, wusste: «Es kann nur eine Frage der Zeit sein, bis John an mir vorbeizieht» – zumal ihm die schwülwarme Witterung nicht behagte und ihn an der optimalen Entfaltung seiner Möglichkeiten immer wieder hindert.
Mit John spielte der 29-jährige Gossauer aus dem St.Gallischen Jona auf John Kipkorir Mutai an. Um einen Kenianer mit beträchtlichem Leistungsausweis handelt es sich. Kürzlich lief der 35-jährige Routinier, der in der Schweiz vor allem als Trainingspartner des Solothurner Triathlon-Sprint-Europameisters Max Studer fungiert, am prestigeträchtigen GP Bern auf Rang 2. Lediglich von OL-Weltmeister Matthias Kyburz musste er sich schlagen lassen. Gossauer war dieser Fakt natürlich bekannt. Und gleichzeitig wusste er von seinen schwierigen letzten Wochen. Eine Muskelverletzung am Gesäss hatte ihn zur Aufgabe an der Duathlon-EM und zu einer sechswöchigen Pause gezwungen. Erst vor einer Woche war er zurückgekehrt ins Lauftraining. «Eine zügige Einheit und damit Basta», brachte er es auf den Punkt.
Sobald beim Wohler Rennen die Stadionrunde absolviert war und das Spitzenvelo seinen Part übernahm und wegzog von der Niedermatte, sah Gossauer seine Vorahnung bestätigt. Kipkorir legte seine Unsicherheit bezüglich Strecke ab. Er schloss auf und liess den Mitfavoriten sogleich stehen. Mit 30:59 Minuten stellte er auf der neuen 10-km-Strecke eine Klasse-Rekordmarke auf. Gossauer büsste nicht weniger als 1:30 Minuten ein. Der drittplatzierte Philippe Besson benötigte 47 weitere Sekunden.
Ähnlich souverän wie der Männersieger Kipkorir setzte sich bei den Frauen Daniela Aeschbacher durch. Mit der Zeit von 37:44 Minuten musste die Marathon-Spezialistin und Siegerin des Pfingstlaufs von 2019 (auf der alten Strecke) nur zehn Männern den Vortritt überlassen. Die Zeit allerdings stellte sie nicht über alle Zweifel zufrieden: «Natürlich wäre ich gerne etwas schneller gelaufen.» Die Witterungsbedingungen erklärten allerdings viel.
«Es war hart mit dieser Luftfeuchtigkeit und den hohen Temperaturen. Es war schier tropisch.»
Viel Lob richtete Aeschbacher an die Adresse der Organisatoren: «Eine tolle neue Strecke, die mit viel Herzblut gefunden worden ist und begeisterte Zuschauer an den Streckenrand gezogen hat.» Als Motivation nutzt die Bernerin aus Bärau das Pfingstlauf-Erlebnis: «Ich will im Herbst schauen, was mit 44 noch möglich ist», sagt sie. An den Greifenseelauf (Halbmarathon) und einen Marathon (wahrscheinlich in Frankfurt) denkt sie – auch wenn ihr die volle Konzentration als Pflegefachfrau auf der Intensivstation mit unregelmässigen Arbeitszeiten oft schwerfällt.
Verhindert hat Daniela Aeschbacher mit ihrer Leistung einen Einheimischen-Erfolg. Mit Anja Schwegler (31) und Monika Vogel (41) folgten die leistungsstarke Wohlerin und Dintikerin. Und auf Rang 4 lief mit Jolanda Savoldi-Blum aus Othmarsingen die Siegerin des Lenzburger Laufs von Ende Mai. Beim Waffenlauf über dieselbe Strecke gewannen Timon Schmid (Solothurn/36:40) und Beatrice Fankhauser (Roggwil/46:52). Im Kurzstreckenrennen über 3,9 km siegten Ricardo Schaniel (Bremgarten) und Elin Erne (Rütihof).