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Sport (AZ, BT)
Der Judoka aus Windisch nimmt am Donnerstag in Budapest an seiner letzten WM teil – es ist gleichzeitig sein letzte Chance auf die Olympia-Qualifikation. Schafft er sie nicht, ist seine Karriere zu Ende.
Am Montag bestieg Ciril Grossklaus den Flieger Richtung Budapest. In der ungarischen Hauptstadt finden dieser Tage die Judo-Weltmeisterschaften statt. Aus Schweizer Sicht begannen sie mit einem Paukenschlag: Fabienne Kocher holte sich der in Klasse bis 52kg die Bronzemedaille. Es war erst das zweite WM-Edelmetall einer Schweizerin überhaupt. Ciril Grossklaus freute sich unheimlich über den Coup von Kocher («Das ist sensationell!»), die seit Jahren regelmässiger Gast ist im nationalen Leistungszentrum in Brugg. Dort, wo auch der Windischer Grossklaus seine Trainingsbasis hat.
Am Donnerstag ist nun der Aargauer an der Reihe in seiner Kategorie bis 90 kg. Und für ihn geht es im wahrsten Sinne des Wortes in Budapest um Alles oder Nichts. Schafft er die Olympia-Limite, dann wird Grossklaus im Sommer in Tokio auf der Matte stehen. Verpasst er die Qualifikation, dann geht seine langjährige Karriere als Spitzensportler in der ungarischen Kapitale zu Ende.
Die delikate Ausgangslage ist für den 30-Jährigen aber kein Grund, angespannt und nervös in den Wettkampf zu gehen:
«Nein, im Gegenteil. Es klingt vielleicht paradox, aber diese Situation steigert meine Vorfreude sogar zusätzlich. Die Qualifikationsphase mit einer alles entscheidenden WM abzuschliessen, ist doch fantastisch!»
Blickt man auf die Resultate des Aargauers in der jüngeren Vergangenheit, dann verwundert der unerschütterliche Optimismus von Grossklaus ein wenig. Oft war nach einem Kampf bereits Ende Feuer. In der Weltrangliste ist er auf Platz 36 klassiert. Doch er wischt die Bedenken beiseite: «Die Statistik spielt im Judo keine grosse Rolle. An der Weltspitze ist die Luft dünn. Ich weiss, weshalb es in den letzten Jahren nicht allzu oft gut lief, aber jetzt sind alle Umstände für einen grossen Wurf gegeben.» Er fühle sich «enorm gut» und fügt an: «Eine bessere Vorbereitung hätte ich mir kaum wünschen können. Sicher auch ein Grund, weshalb ich sehr zuversichtlich bin.»
Damit Ciril Grossklaus ans letzte Ziel seiner Träume, nach Tokio reisen darf, muss viel zusammenpassen. Zum Beispiel der Vorstoss in die Viertelfinals - und gleichzeitig müssen auch noch andere Parameter stimmen. Man kann es drehen und wenden wie man will: Es braucht auf jeden Fall einen Exploit. «Meine Chancen sind intakt. Mehr lässt sich dazu gar nicht sagen. Wenn ich wirklich alles auf die Matte bringe, bin ich zu mancher Überraschung fähig, soviel steht fest», gibt sich der Windischer extrem kämpferisch.
Und was, wenn es allem Optimismus und Kampfgeist zum Trotz nicht reicht? Daran hat Grossklaus keine Gedanken verschwendet. Sollte er scheitern, dann erlebt er in Budapest seinen letzten Tanz auf der Judomatte als Spitzensportler. «Dann werde ich den Sommer anderweitig geniessen und mich an die Umsetzung meiner anderen Zukunftspläne setzen.»