Aargauer Hochburg
Im Ski-OL ist der Flachlandkanton auch im Schnee eine Macht

Der Kölliker Hansruedi Häny ist der Kopf der kleinen Schweizer Ski-Orientierungslauf-Szene – und in der laufenden Woche auch OK-Chef der Europameisterschaften auf der Lenzerheide.

Simon Steiner
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Unermüdlicher Organisator: Mister Ski-OL Hansruedi Häny.Martin Jörg

Unermüdlicher Organisator: Mister Ski-OL Hansruedi Häny.Martin Jörg

Der Aargau ist nicht gerade als Wintersport-Hochburg bekannt. Dennoch kommt mit Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann der oberste Schweizer Schneesportler aus dem Mittelland-Kanton, dessen höchste Erhebung es gerade mal knapp auf 900 Meter über Meer bringt.

Und Lehmann ist nicht der einzige Aargauer in führender Wintersport-Position: Seit bald 20 Jahren steht Hansruedi Häny aus Kölliken im Schweizer OL-Verband der Sparte Ski-Orientierungslauf vor.

Häny ist damit der Kopf einer familiären Szene. Rund 60 bis 80 Personen bilden den harten Kern der Schweizer Ski-OL-Läufer, bis zu 150 Teilnehmer gehen bei nationalen Wettkämpfen an den Start. Dies tun sie mit Langlaufausrüstung, Kartenhalter vor der Brust und Kompass, um in einem dichten Netz aus Loipen und Scooterspuren in der richtigen Reihenfolge die Posten anzusteuern.

Auch Häny ist regelmässig als Läufer mit von der Partie. Noch öfter allerdings wirkt der 52-Jährige hinter den Kulissen. Als unermüdlicher Organisator sorgt der Mister Ski-OL schlechthin gemeinsam mit einer Handvoll Mitstreitern seit Jahren ehrenamtlich dafür, dass die vor allem in Skandinavien und Osteuropa bekannte Sportart sich in ihrer Nische in der Schweiz entwickelt.

Vor dem König am Holmenkollen

Ursprünglich und bis heute auch als Orientierungsläufer zu Fuss unterwegs, kam Häny in den 80er-Jahren mit der winterlichen Spielart des OL-Sports in Kontakt – und nicht mehr davon los. Als Elite-Athlet erlebte er die Gründungsphase der Weltcupserie mit, ehe er zu Beginn der 90er-Jahre zunächst als Betreuer auf die Funktionärsseite wechselte.

Als der Ski-OL 1996 innerhalb des nationalen OL-Verbandes eine strukturelle Aufwertung erfuhr, übernahm Häny das Präsidium der neu gegründeten Kommission Ski-OL, das er noch bis im März innehaben wird.

«Das Engagement für den Sport ist für mich selbstverständlich», sagt Häny, der auch seit Jahren in der Turnerbewegung oder als Präsident der OL-Gruppe Kölliken aktiv ist. Seine Motivation schöpft er dabei aus Erlebnissen wie etwa der Teilnahme beim Holmenkollen-Skifestival in Oslo, wo er mit Startnummer 2 vor der Ehrenloge des norwegischen Königs ins Rennen gehen durfte.

«Obwohl ich kein guter Athlet war und regelmässig um die letzten Plätze kämpfte, habe ich dank dem Ski-OL Dinge erlebt, wie sie nicht jedem Sportler vergönnt sind.»

Aargauer organisieren EM mit

Dass Häny, der beruflich als Leiter der Spitex Suhr tätig ist, auch bei den Ski-OL-Europameisterschaften diese Woche auf der Lenzerheide an vorderster Front mit dabei ist, versteht sich von selbst. Zusammen mit dem Bündner Thierry Jeanneret ist er Co-Präsident des Organisationskomitees.

Rund ein Fünftel der gut 100 ehrenamtlichen Helfer kommt dabei aus dem Aargau – die meisten aus dem Umfeld von Häny oder von Madeleine Huber (Villmergen), die das Generalsekretariat der Titelkämpfe führt.

Der Schneemangel hat die Veranstalter in den Tagen vor der EM, die gestern mit dem Rennen über die Sprintdistanz eröffnet wurde, schwer auf die Probe gestellt. «Wir mussten diverse Szenarien vorbereiten», sagt Häny. «Aber wir sind es uns von den nationalen Wettkämpfen her gewohnt, flexibel zu sein.»

Dank des Schneefalls vom Wochenende können nun aber voraussichtlich alle Rennen mit Ziel in der neuen Biathlon-Arena durchgeführt werden – mit einigen Anpassungen am ursprünglichen Konzept. «Im offenen Gelände liegt nun ausreichend Schnee», so Häny. «Aber in den bewaldeten Partien reicht die Unterlage nicht überall aus.»