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Sport (AZ, BT)
Der HSC Suhr Aarau besiegt Wacker Thun in Spiel 4 der Playoff-Viertelfinals auswärts in der Lachenhalle vor 1180 Zuschauerinnen und Zuschauer. Damit steht es in der Serie 2:2 Unentschieden und ein fünftes Spiel muss am Donnerstag in der Aarauer Schachenhalle für die Entscheidung sorgen.
Das ist der Stoff, aus dem fesselnde Heldengeschichten gemacht sind. Da fehlt Martin Slaninka, Abwehrchef und erster Kreisläufer, bereits seit der Schlusssirene von Spiel 1. Dann wird nach etwas mehr als 22 Spielminuten Milan Skvaril, Topskorer, von den Schiedsrichtern mit einer roten Karte unter die Dusche geschickt. Und als wäre das alles noch nicht genug, kassiert Nikola Isailovic, in Abwesenheit Slaninkas mindestens zeitweise Abwehrchef, 26 Sekunden vor der Pause ebenfalls noch eine Disqualifikation.
Gegen all diese Widrigkeiten setzt sich der HSC Suhr Aarau an diesem Dienstagabend durch und besiegt Wacker Thun mit 29:25. Damit gleich die Mannschaft von Trainer Misha Kaufmann die Playoff-Viertelfinalserie zum 2:2 aus und erzwingt ein fünftes und entscheidendes Spiel. Diese Finalissima findet am Donnerstagabend (Anpfiff: 20 Uhr) in der Aarauer Schachenhalle statt.
Nach der Partie vom Dienstag, die beidseits hart geführt wurde, dürfte mächtig Zündstoff in der Serie sein. Skvarils rote Karte resultierte aus einem Rencontre mit Nicolas Raemy, bei dem der Tscheche seinem Kontrahenten im Fallen den Arm ins Gesicht und damit den Kopf auf den Boden drückte. Die beiden Schiedsrichter erkannten dabei eine Absicht Skvarils und ahndeten die Aktion folgerichtig mit Roter Karte und einem Rapport. Gegen diesen und die daraus drohende Sperre legte HSC-Trainer Kaufmann sofort Protest ein, der allerdings nach Spielschluss abgelehnt wurde.
Nur sieben Minuten später musste der HSC indes den Verlust Isailovics hinnehmen. Der Serbe hatte Wackers Cedric Manse mit einem Schlag ins Gesicht gestoppt. Auch in diesem Fall beliessen es die Schiedsrichter nicht bei der Roten Karte, sondern kündigten mit der blauen Karte auch gleich noch einen Rapport an.
Weil in den Playoffs das Schiedsgericht immer vor Ort ist und jeweils unmittelbar nach Spielschluss über allfällige Rapporte befindet, wurden sowohl Skvaril als auch Isailovic schon kurz nach Spielschluss vernommen. Letzterer bestritt sein Vergehen gar nicht erst und wurde folgerichtig für zwei Partien gesperrt.
Etwas komplizierter dürfte sich die Beurteilung im Fall von Skvarils Rencontre mit Raemy gestaltet haben. Das Schiedsgericht verhängte nach ausführlichem Video-Studium allerdings auch gegen den Tschechen zwei Spielsperren. Es sah eine Absicht in Skvarils Aktion als erwiesen an. «Das Urteil im Fall Skvaril ist für mich nicht nachvollziehbar», sagt HSC-Sportchef Michael Conde. Seine Mannschaft muss nun am Donnerstag also neben Slaninka auch noch auf Isailovic und Skvaril verzichten.
Die Basis für den Sieg sah Kaufmann von Co-Captain und Spielmacher Tim Aufdenblatten, sowie Skvaril und Isailovic gelegt: «Dank ihnen haben wir gleich von Beginn weg viel Sicherheit gewonnen», sagte der Trainer unmittelbar nach der Schlusssirene. «Dann haben es auch die Jungen um Mathias Müller, Manuel Zehnder und Lukas Laube heute überragend gemacht.»
Kaufmann hatte seine Mannschaft in der Offensive fast konsequent mit sieben Feldspielern und dafür ohne Torhüter auf die Platte geschickt – und damit Erfolg gehabt: «Das hat sehr gut geklappt. Wir sind so in klare Chancen gekommen, konnten schnell wechseln und hinten stehen. Wenn wir ins verteidigen kommen und sie mit sechs gegen sechs angreifen müssen, ist es für sie auch schwierig.»
Tatsächlich taten sich die Thuner enorm schwer. Defensiv hatten sie Mühe gegen sieben Angreifer zu verteidigen und in der Offensive bekundete das Heimteam Mühe, sich einfache Wurfgelegenheiten zu erarbeiten. Auch HSC-Torhüter Dragan Marjanac kam gestern Abend endlich in den Playoffs an. Der Serbe parierte 30 Prozent der Würfe auf seinen Kasten und war so mit ein Grund für den Erfolg. «Endlich hat auch bei mir alles geklappt», sagte Marjanac nach der Partie erfreut, mahnte aber gleich wieder zur Ruhe. «Jetzt geht es erst richtig los. Spiel 5 am Donnerstag wird ein richtiges Highlight für uns werden.»
Auch Lukas Laube, der am Montag seinen 19. Geburtstag feierte, war nach der Partie überglücklich. Der Kreisläufer war mit sechs Treffern hinter Flügelspieler David Poloz (8 Treffer) der zweitbeste Werfer beim HSC. «Diese Gefühl ist unbeschreiblich! Ich hätte nie gedacht, dass ich in den Playoffs so viel Verantwortung erhalten würde. Aber genau dafür bin ich da», sagte Laube und betonte sogleich, dass ihm der verletzte Slaninka mit viel Rat zur Seite stehe.
Der HSC hat am Dienstagabend bewiesen, dass er noch lebt und sich die Finalissima am Donnerstagabend in der Schachenhalle (Anpfiff: 20 Uhr) verdient – gegen alle Widrigkeiten. Gleichwohl sind die Aussichten mit gleich drei fehlenden Teamstützen nicht rosig.
Wacker Thun - Suhr Aarau 25:29 (10:12)
1180 Zuschauer. – SR Brunner/Salah. – Strafen: 5-mal 2 Minuten gegen Wacker Thun, 6-mal 2 Minuten plus 2 Disqualifikationen (Skvaril, Isailovic/Tätlichkeiten) gegen Suhr Aarau.
Wacker Thun: Winkler/1 Tor (Wick/2 Tore); Linder (1), Felder, Raemy (1), Dähler (2), Suter (6), Lanz (1), Wyttenbach (3/3), Friedli (2), Simon Huwyler, Guignet (3), Manse (2/2), Stefan Huwyler (1).
Suhr Aarau: Marjanac (Ferrante für 1 Penalty); Müller (4), Reichmuth, Isailovic (1), Zehnder (2), Skvaril (3), Aufdenblatten (4), Laube (6), Völkin, Poloz (8/3), Strebel (1).
Bemerkungen: Beide Teams verschiessen 2 Penaltys.
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