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Sport (AZ, BT)
Lokalmatador Simon Hunziker machte die Steinstoss-Schweizer-Meisterschaft in Herznach zu Fricktaler Festspielen. Dafür brauchte es aber Geduld und Nerven: Jubeln konnte das Heimpublikum erst mit dem letzten 40-kg-Stein Hunzikers.
Offiziell hiess der Anlass «29. Schweizer Meisterschaften im Steinstossen». In Tat und Wahrheit mutierte der Finalnachmittag vor über 1000 Zuschauern zu Fricktaler Festspielen. Im Mittelpunkt stand Simon Hunziker. Der Lokalmatador hatte als OK-Präsident eine Herkulesaufgabe zu bewältigen. Nach einer kräfteraubenden Woche trat er als dreifacher Titelverteidiger zum Wettkampf an. Am Schluss wäre er beinahe mit leeren Händen dagestanden. Doch das Schicksal war ihm wohl gesinnt.
Im Vorfeld lautete die Frage einzig: Wie kann Simon Hunziker seine drei Titel vom Vorjahr toppen? Die Antwort gab der Hauptdarsteller selber. Er wolle den 12-jährigen Schweizer Rekord mit dem 12,5-kg-Stein brechen. Zweifel an Hunzikers Heimtriumph kamen zwei Wochen vor dem Fest auf, als ihn Urs Hasler an den Aargauer Meisterschaften besiegte. «Kein Problem für mich, Hauptsache ein Aargauer gewinnt», beschwichtigte «Hunzi».
Urs Hasler, der kräftige Oberstufenlehrer aus Hellikon, sorgte auch an diesem Finalnachmittag schnell für klare Verhältnisse. Mehr noch: Er trat mit einem überragenden neuen Rekord mit dem 12,5-kg-Stein auf die Herznacher Euphoriebremse. Simon Hunziker verfehlte gar das Podest. Junior und Trainingskollege Gian Wälchli sicherte sich Bronze, und dies mit einer Weite ebenfalls über dem alten Schweizer Rekord.
Als Simon Hunziker auch mit dem 18er-Stein Hasler den Vortritt lassen musste, sackte die Stimmung bei den Heimzuschauern weiter ab. Immerhin wartete noch die Konkurrenz mit dem 40-kg-Stein. Als die für den STV Zuzgen startende Wallbacherin Corina Obrist auch die zweite Konkurrenz bei den Frauen klar für sich gewonnen hatte, war die Reihe wieder am Lokalmatadoren. Im Gegensatz zu den Niederlagen mit den leichten Steinen übernahm er hier ab dem ersten Durchgang die Führung.
Doch mit dem zweitletzten Stoss des mitreissenden Anlasses stockte den Aargauer Steinstossfreunden ennet dem Jura der Atem. Der Schwyzer Roman Feusi übertraf Hunziker um 13 Zentimeter. Dem düpierten Favoriten blieb ein einziger Versuch, die Schlappe abzuwenden. Darauf nahm sich «Hunzi» viel Zeit, ehe er mit ins Gesicht geschriebener Verzweiflung anlief und den 40-kg-Brocken lautstark in den Sand wuchtete.
Spontan riss er seine Arme in die Höhe, erstarrte aber augenblicklich, weil ihn Zweifel befielen, ob der Stein tatsächlich weiter als die benötigten 5,61 Meter geflogen war. Auch sein Blick über die Schulter des messenden Kampfrichters gab keinen Aufschluss. Erst der Speaker sorgte für Klarheit, und Hunziker jubelte definitiv: Bei identischer Weite von 5,61 Meter entschied der zweitbeste Stoss für ihn.
«Das hats gebraucht», bestätigte er später, dass ihm da mehr als nur ein 40 kg schwerer Stein vom Herzen gefallen war. Nach einem überschwänglichen Jubel vor der Tribüne hob er die Abschrankung aus den Angeln und hüpfte hinauf zu seiner vor einem Monat angetrauten Frau, die ihn nicht minder glücklich in die Arme schloss.