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Sport (AZ, BT)
Der Nischensport American Football hat die Coronakrise in der Schweiz hart getroffen: Kurz vor dem Start musste der Verband die komplette Saison für die Seniors und die U19 anullieren. Will heissen, die Teams werden das komplette Jahr kein Ligaspiel mehr bestreiten. Auch die Argovia Pirates sind davon betroffen.
Während die Fussballer gespannt darauf warten, ob es mit der Spielzeit doch noch weitergehen kann, haben viele andere Sportarten bereits traurige Gewissheit vom Saisonabbruch. Besonders übel hat es dabei den Nischensport American Football getroffen.
Eigentlich hätte der Spielbetrieb in den drei Ligen für die 23 Teams in der Schweiz Ende März starten sollen, doch daraus wurde nichts. Inzwischen wurde der Betrieb für die NLA, Liga B und C sowie die U19 komplett gestrichen.
Davon betroffen sind auch die Argovia Pirates. «Das hat mich schon ziemlich mitgenommen. Für ein paar Tage hatte ich keinen Bock mehr auf Football», betont Brian Petrus. Der 24-jährige Offensive Coordinator hätte in dieser Saison zum ersten Mal das Seniors-Team geführt. Er ist kein Coach, der halbe Sachen macht: «Football ist mein Leben. Wenn ich nicht mit meinen Studium beschäftigt bin, analysiere ich Gegner, erstelle Trainings oder schreibe am Playbook. Das aktuelle ist sehr detailliert mit über 30 Seiten, das war eine halbe Bachelorarbeit.»
Dementsprechend hart war für den jungen Trainer der Rückschlag, als der Abbruch verkündet wurde: «Obwohl es für unser Team eine Übergangssaison geworden wäre, hatte ich ein gutes Gefühl. Es gab viele Mutationen im Kader, aber wir hatten Spass im Training und einen guten Zusammenhalt. Ich denke, wir hätten das Potenzial gehabt, um in den vorderen Rängen der Liga B mitspielen können.»
Trotz der Enttäuschung muss der Coach auch gestehen, dass er den Abbruch für die richtige Entscheidung hält: «Da American Football in der Schweiz noch keinen grossen Stellenwert hat, hätte eine Verschiebung der Spielzeit in den Herbst nur zu platztechnischen Problemen geführt. In der NLA wäre zudem das Problem dazugekommen, dass die Teams ihre Imports über einen solch langen Zeitraum gar nicht finanzieren hätten können.»
Nun kommen auf die Pirates andere Herausforderungen zu. Ob es einen finanziellen Schaden für den Klub geben könnte, steht derzeit noch offen, da noch nicht bekannt ist, ob Mitgliederbeiträge und Teamlizenzen an den Verband gezahlt werden müssen.
Nebenbei will Petrus die Zeit nützen, um den Nachwuchs bei den Pirates weiter auszubauen: «Uns fehlt noch eine U16-Mannschaft, die Tackle Football spielt. Das will ich gerne ändern. Ab 2022 erhält unsere Sportart die
Einen kleinen Funken Hoffnung dürfen die Argovia Pirates dennoch haben, dass in diesem Jahr noch ein paar braune Eier durch die Lüfte fliegen. Der Verband hat nämlich angekündigt, in Zusammenarbeit mit den Teams Freundschaftsspiele und Turniere zu veranstalten, sofern der Trainingsbetrieb wieder möglich sei.
Bis dahin ist jedoch noch ein bisschen Geduld gefragt. «Solange wir nur in kleinen Gruppen trainieren dürfen, lohnt sich ein Training für uns nicht. Football ist ein Kollisionssport, viele Einheiten sind mit Körperkontakt verbunden. Wir müssen wohl noch warten, bis die Massnahmen gelockert werden», erklärt Petrus.