Argovia Pirates
«Hatte keinen Bock mehr auf Football»: Grosse Enttäuschung bei den Pirates nach Saisonabbruch

Der Nischensport American Football hat die Coronakrise in der Schweiz hart getroffen: Kurz vor dem Start musste der Verband die komplette Saison für die Seniors und die U19 anullieren. Will heissen, die Teams werden das komplette Jahr kein Ligaspiel mehr bestreiten. Auch die Argovia Pirates sind davon betroffen.

Nik Dömer
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Saison anulliert: Die Argovia Pirates werden in dieser Saison keinen Ernstkampf mehr bestreiten.

Saison anulliert: Die Argovia Pirates werden in dieser Saison keinen Ernstkampf mehr bestreiten.

Während die Fussballer gespannt darauf warten, ob es mit der Spielzeit doch noch weitergehen kann, haben viele andere Sportarten bereits traurige Gewissheit vom Saisonabbruch. Besonders übel hat es dabei den Nischensport American Football getroffen.

Eigentlich hätte der Spielbetrieb in den drei Ligen für die 23 Teams in der Schweiz Ende März starten sollen, doch daraus wurde nichts. Inzwischen wurde der Betrieb für die NLA, Liga B und C sowie die U19 komplett gestrichen.

Keine Ligaspiele im Jahr 2020: Der Schweizerische American Football Verband streicht alle Spielzeiten der Seniors- und U19-Teams.

Keine Ligaspiele im Jahr 2020: Der Schweizerische American Football Verband streicht alle Spielzeiten der Seniors- und U19-Teams.

Verschiebung hätte zu Problemen geführt

Davon betroffen sind auch die Argovia Pirates. «Das hat mich schon ziemlich mitgenommen. Für ein paar Tage hatte ich keinen Bock mehr auf Football», betont Brian Petrus. Der 24-jährige Offensive Coordinator hätte in dieser Saison zum ersten Mal das Seniors-Team geführt. Er ist kein Coach, der halbe Sachen macht: «Football ist mein Leben. Wenn ich nicht mit meinen Studium beschäftigt bin, analysiere ich Gegner, erstelle Trainings oder schreibe am Playbook. Das aktuelle ist sehr detailliert mit über 30 Seiten, das war eine halbe Bachelorarbeit.»

Brian Petrus hätte das Seniors-Team der Pirates in dieser Saison geführt.

Brian Petrus hätte das Seniors-Team der Pirates in dieser Saison geführt.

Alex Spichale

Dementsprechend hart war für den jungen Trainer der Rückschlag, als der Abbruch verkündet wurde: «Obwohl es für unser Team eine Übergangssaison geworden wäre, hatte ich ein gutes Gefühl. Es gab viele Mutationen im Kader, aber wir hatten Spass im Training und einen guten Zusammenhalt. Ich denke, wir hätten das Potenzial gehabt, um in den vorderen Rängen der Liga B mitspielen können.»

Trotz der Enttäuschung muss der Coach auch gestehen, dass er den Abbruch für die richtige Entscheidung hält: «Da American Football in der Schweiz noch keinen grossen Stellenwert hat, hätte eine Verschiebung der Spielzeit in den Herbst nur zu platztechnischen Problemen geführt. In der NLA wäre zudem das Problem dazugekommen, dass die Teams ihre Imports über einen solch langen Zeitraum gar nicht finanzieren hätten können.»

Finanzieller Schaden lässt sich noch nicht abschätzen

Nun kommen auf die Pirates andere Herausforderungen zu. Ob es einen finanziellen Schaden für den Klub geben könnte, steht derzeit noch offen, da noch nicht bekannt ist, ob Mitgliederbeiträge und Teamlizenzen an den Verband gezahlt werden müssen.

Nebenbei will Petrus die Zeit nützen, um den Nachwuchs bei den Pirates weiter auszubauen: «Uns fehlt noch eine U16-Mannschaft, die Tackle Football spielt. Das will ich gerne ändern. Ab 2022 erhält unsere Sportart die -Anerkennung, das wäre eine grossartige Gelegenheit, um mit einem neuen Juniorenteam zu starten. Davon profitiert der gesamte Verein.»

Der American-Football-Nachwuchs (U19 der Pirates im Bild) wird künftig von J&S unterstützt. Die U19 der Argovia Pirates beim Snap (Bild: Noa Monn)

Der American-Football-Nachwuchs (U19 der Pirates im Bild) wird künftig von J&S unterstützt. Die U19 der Argovia Pirates beim Snap (Bild: Noa Monn)

Noaries Photography

Einen kleinen Funken Hoffnung dürfen die Argovia Pirates dennoch haben, dass in diesem Jahr noch ein paar braune Eier durch die Lüfte fliegen. Der Verband hat nämlich angekündigt, in Zusammenarbeit mit den Teams Freundschaftsspiele und Turniere zu veranstalten, sofern der Trainingsbetrieb wieder möglich sei.

Bis dahin ist jedoch noch ein bisschen Geduld gefragt. «Solange wir nur in kleinen Gruppen trainieren dürfen, lohnt sich ein Training für uns nicht. Football ist ein Kollisionssport, viele Einheiten sind mit Körperkontakt verbunden. Wir müssen wohl noch warten, bis die Massnahmen gelockert werden», erklärt Petrus.