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Sport (AZ, BT)
Der HSC Suhr Aarau steht im Halbfinal der Playoffs. Es ist ein Erfolg, wenn auch einer, den Experten und Fans erwartet hatten. Es sei nicht immer einfach gewesen, mit dieser Erwartungshaltung umzugehen, sagt HSC-Trainer Misha Kaufmann.
Der HSC Suhr Aarau hat es vollbracht. Am Donnerstagabend erfüllte er sich einen Wunsch, den er schon lange mit sich trägt. Er hat einen Playoff-Halbfinal erreicht. Es ist das erste Mal, dass dies dem Klub gelingt, seit er 2008 aus der Fusion zwischen dem TV Suhr und dem BTV Aarau entsprang.
In vier Spielen setzten sich die Aargauer gegen den TSV St. Otmar St. Gallen durch. Die Serie war hart umkämpft, robust geführt, oft spektakulär und brachte mit dem HSC einen verdienten Sieger hervor.
Der Einzug in die Vorschlussrunde, er ist ein grosser Erfolg in der Vereinshistorie. Und doch ist der Erfolg einer, den man von der Mannschaft erwartet hatte. Klubführung, Beobachter, Fans und Experten sahen den HSC reif für den nächsten Schritt und schrieben ihm die Favoritenrolle gegen St. Otmar zu. Schliesslich ging es auch darum, jene Anspruchshaltung zu erfüllen, die sich das Team selbst auferlegte. All das sei an den Spielern – wie auch an ihm – nicht spurlos vorbeigegangen, sagt Misha Kaufmann. «Die ganze Handballschweiz blickte auf uns mit der Erwartung, dass wir weiterkommen.» Das Rundherum wie auch die Diskussionen um die lange Verletztenliste bei St. Otmar hätten zusätzliche Last gebracht und den Fokus auf das Wesentliche erschwert, sagt der HSC-Coach. «Es war ein aussergewöhnlicher, ein harter Druck.»
Kaufmann sagt, er sei stolz darauf, wie seine Spieler mit all den Störfaktoren umgegangen seien. Wie sie in den vier Partien dagegengehalten, den Kampf angenommen und sich in vielen «Verteidigungsschlachten» aufgerieben hätten. «Wir sind am Druck nicht zerbrochen», sagt Kaufmann. So, wie das vielen Teams vor ihnen schon passiert sei, die in einer vergleichbaren Lage waren. Letztlich ging es gut aus für den HSC Suhr Aarau, der die Viertelfinalhürde mit einem Total von 3:1 Siegen souverän übersprungen hat.
Nun, da sich der Rauch der ersten Playoffserie allmählich verzieht, ergibt sich für Kaufmann die Gelegenheit, noch einmal zurückzublicken. Erkenntnisse zu gewinnen aus dem Erlebten. Und so spricht Kaufmann etwa von den Leistungen von Tim Aufdenblatten. Der Captain war gegen St. Otmar einer der Besten, spielte durchweg stark und warf mit 25 Toren die meisten seines Teams. «Was Tim in den Playoffs bislang spielt, ist überirdisch», sagt Kaufmann.
Daneben hebt der Trainer auch Gian Attenhofer hervor («Seine Rolle wird immer grösser»), Manuel Zehnder («In den wichtigen Momenten ist er für uns da») oder Diogo Oliveira («Er zeigt einen enormen Willen»). Kaufmann hofft, dass auch andere Teamstützen bald an ihren Leistungshöhepunkt kommen, den «Peak», wie er das nennt. Zuversichtlich, dass das klappt, ist er jedenfalls.
Und natürlich schlummert in den Reihen des Vereins nicht nur in Kaufmann der Wunsch, dass die Playoffreise so lange wie möglich weitergehen möge. Die Finalteilnahme ist das Ziel, auch an der Rolle als Mitfavorit auf den Titel hat sich nichts geändert. «Wir schreiben zusammen an einer Geschichte, aber sie ist noch nicht zu Ende», sagt Kaufmann, fast lyrisch.
Damit die Geschichte weitergeht, gilt es für den HSC eine weitere Zwischenetappe zu erreichen. Ab nächstem Mittwoch misst man sich im Halbfinal mit Pfadi Winterthur, dem Ersten der Hauptrunde, der seine Viertelfinalaufgabe gegen den RTV Basel in drei Spielen gemeistert hat. Kaufmann schätzt die Chancen bei 50 zu 50 ein. «Pfadi liegt uns», sagt er.
Gleichwohl lässt Kaufmann durchklingen, dass er froh ist, dass die Rolle des klaren Favoriten nicht länger seiner Mannschaft gilt. Von den Zwängen des Drucks hat sich der HSC befreit, es ist kein Müssen mehr, das in den kommenden Auftritten mitschwingen wird. Kaufmann sagt: «Wir können befreit aufspielen, können abheben und fliegen.» Guten Flug.