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Sport (AZ, BT)
Suhr Aarau verliert auch seine zweite Partie in der Halbfinalserie gegen Pfadi Winterthur. Um nicht auszuscheiden, muss die Mannschaft am kommenden Mittwoch gewinnen. Zuversicht schöpfen die Spieler aus ihrem Heimauftritt in der Schachenhalle.
Zum Schluss wurde es ein Abend der Abschiede. Nicht weniger als fünf Spieler werden den HSC Suhr Aarau in diesem Sommer verlassen, auch Geschäftsführer Lukas Wernli geht andere Wege und orientiert sich neu. Sie alle bekamen in der Schachenhalle eine Leinwandcollage geschenkt, dazu gab es Umarmungen und warmen Applaus von den Zuschauerrängen. Es waren emotionale Augenblicke nach einem Heimspiel, das das letzte in dieser Saison gewesen sein könnte.
26:29 verlor der HSC am Samstag gegen Pfadi Winterthur. Die zweite Niederlage im zweiten Halbfinalspiel war eine, von der Trainer Misha Kaufmann später sagen sollte, dass er sie besser akzeptieren könne als die erste. Grund war die Art und Weise, die sich zeitweise diametral von derjenigen zum Auftakt unterschied.
Wo Härte, Kampf und Aggressivität in Spiel eins noch weitgehend fehlten, erschloss sich den Zuschauern nun eine Angelegenheit, die vor Intensität nur so triefte. Da war die Szene in der Startphase, als Diogo Oliveira im Gerangel um den Ball von Pfadi-Raubein Michal Svajlen in die Werbebande gestossen wurde. Da waren etliche Gerangel und Keifereien. Einmal gingen sich Stefan Freivogel und João Ferraz fast an den Kragen, weil Letzterer den Ball unbeabsichtigt ins Gesicht von Svajlen geworfen hatte.
Die Fans gingen die rasanten Volten mit und verliehen dem Spiel eine zusätzliche Bedeutungsschwere. Es war laut in der Schachenhalle, lauter als sonst, auch wenn das freilich nur subjektiv zu bewerten ist. Einmal fegte der Lärm gar einen Federball aufs Spielfeld, der auf den Dachrillen der Halle gelegen hatte. Angetrieben von der Ambiance gaben sich die Spieler von Suhr Aarau nie auf. Auch dann nicht, als sie Mitte des zweiten Umgangs mit vier Toren in Rücklage waren. Es ist der Mannschaft hoch anzurechnen, wie sie sich nicht in den Sog des routinierten Winterthurer Angriffsspiels ziehen liess, wie sie Motivation schöpfte aus dem Ziel heraus, dieses Spiel doch noch irgendwie zu gewinnen.
Rund viereinhalb Minuten vor dem Ende verwandelte der HSC die Partie in einen Krimi. Es war ein Krimi der besseren Sorte, einer nämlich, dessen Ausgang nicht im Vorhinein feststeht. Ferraz verkürzte bis auf ein Tor, 25:26 stand es da, alles schien möglich gegen ein Pfadi, das an diesem Abend nicht über alle Zweifel erhaben gewesen war. Ohne Spielmacher Sidorowicz, der nach einem Aufprall früh in der ersten Hälfte mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch ausgewechselt werden musste, fehlte ein wichtiges strukturierendes Element im Spiel der Gäste.
Der HSC allerdings verpasste es, in die Rolle des Nutzniessers zu schlüpfen, weil er die besten Chancen und freien Würfe abermals vergab. Momente, die zu Wendepunkten hätten werden können, verpufften im Nichts.
«In der Summe hast du so gegen eine Topmannschaft keine Chance», meinte Kaufmann zur mangelhaften Chancenausbeute. Rechtsaussen Gian Attenhofer sagte: «Uns hat das Spiel heute niemand weggenommen. Wir haben es selbst aus der Hand gegeben durch unsere einfachen Fehler.»
Und nun steht der HSC Suhr Aarau kurz davor, sich aus den diesjährigen Playoffs zu verabschieden. Nur mit einem Sieg am kommenden Mittwoch in Winterthur kann die Mannschaft das vorzeitige Saisonende noch abwenden. Die Zuversicht, das betonten alle Beteiligten beim HSC, die bestehe nach wie vor. «Es gilt jetzt, an den Feinheiten noch einmal zu arbeiten», sagte Attenhofer abschliessend. «Und dann rocken wir das dritte Spiel.»
Schachenhalle, Aarau. – 50 Zuschauer. – SR Jergen/Zaugg. – Strafen: 6-mal 2 Minuten plus Rote Karte (Oliveira) gegen Suhr Aarau, 2-mal 2 Minuten gegen Pfadi Winterthur.
Suhr Aarau: Grazioli (9 Paraden)/Scheidiger; Attenhofer (1 Tor), Aufdenblatten (6), Ferraz (6), Oliveira (4), Parkhomenko (2), Poloz (1), Reichmuth (1), Slaninka (1), Willecke (1), Zehnder (3).
Pfadi Winterthur: Wipf (10 Paraden), Schulz (1); Bräm, Cohen (4 Tore), Freivogel (2), Heer, Jud (5), Lier (3), Ott, Radovanovic (3), Sidorowicz, Stojkovic (7), Störchli, Svajlen, Tynowski (5).
Gleich mit dem ersten Angriff geht der HSC in Führung, als Joao Ferraz’ Wurf wie ein Strich in den linken Knick segelt. Pfadi muss in der vierten Minute einen schweren Schlag hinnehmen, als Spielmacher Roman Sidorowicz unsanft gestoppt wird und unglücklich auf der Schulter landet. Der Nationalspieler bleibt erst liegen und muss danach mit Verdacht auf einen Schlüsselbeinbruch ausgewechselt werden.
Zu diesem Zeitpunkt steht es 2:2, für den HSC trifft Tim Aufdenblatten, die Pfadi-Tore werfen Tynowski und Wipf. Suhr Aarau ist in der Startphase die bestimmende Mannschaft. Die Hausherren sind es, die vorlegen, die Takt und Rhythmus diktieren. Die Gäste aber lassen sich nicht so leicht abschütteln, einmal liegen sie zwei Tore in Rückstand, dann aber kommen sie wieder heran. In der 18. Minute führt Pfadi schliesslich erstmals in der Partie, da steht es 8:7 aus Gästesicht. Fast postwendend aber der HSC-Ausgleich durch einen schönen Abschluss von Timothy Reichmuth.
Von da an ist es eine äusserst enge Angelegenheit, in der für kein Team nennenswerte Vorteile auszumachen sind. Etwas mehr Fortune im Abschluss hat jedoch Pfadi, das eine 15:13-Führung mit in die Pause nimmt.
In der zweiten Halbzeit hat der Zweitorerückstand auch in den ersten Minuten die meiste Zeit Bestand. Mal legt Pfadi noch ein Tor mehr vor, mal kommt der HSC bis auf einen Treffer heran. Auf beiden Seiten ist das Spiel nun von Hektik und Ungenauigkeiten geprägt. In der Schlussviertelstunde gelingt es den Winterthurern, ihren Vorsprung zwischenzeitlich auf vier Tore zu erhöhen, doch erneut kommt Suhr Aarau heran. Acht Minuten vor Ende geht es weiterhin knapp zu und her, aus Sicht des HSC steht es da 23:25. Und die Hausherren bleiben weiter beharrlich dran: In der 56. Minute verkürzen sie bis auf ein Tor – 25:26.
Ein cleveres Pfadi Winterthur lässt sich davon allerdings nicht aus der Ruhe bringen und legt abermals vor, beim HSC treffen die Spieler ihre freien Würfe nicht mehr. Schliesslich verliert Suhr Aarau das Spiel mit 26:29. Damit steht fest: Wenn die Mannschaft von Misha Kaufmann am kommenden Mittwoch in Winterthur verliert, ist die Saison zu Ende.