Startseite
Sport
Sport (AZ, BT)
Seit 35 Jahren schreibt Ruedi Kuhn über den FC Aarau. In der Kolumne «Kuhns Fussballwelt» erzählt er von unvergesslichen Begegnungen mit Menschen, die ihn geprägt haben.
Folgende Kurzmitteilung erreicht mich auf meinem Handy kurz nach dem Schlusspfiff des Cupspiels zwischen dem FC Wohlen und Luzern (0:4). «Endlich kann ich gratis FCA-Spiele geniessen!» Mit dabei ist ein Bild meiner Karte für die Heimspiele des FC Aarau in der Saison 2019/20. Sie muss mir vor dem Anpfiff aus der Hosentasche gerutscht sein.
Der Absender der Botschaft und ehrliche Finder meiner FCA-Saisonkarte ist René Meier. Was für ein Zufall. Ausgerechnet René Meier! Der Mann, der jahrzehntelang die Geschicke des FC Wohlen bestimmt hat. Unter der Führung von Meier schafften die Freiämter 2002 den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse und verteidigten den Platz in der Challenge League während 16 Jahren. Ohne den Einsatz von Meier an allen Fronten wäre der Höhenflug des kleinen FC Wohlen nicht möglich gewesen.
Meier war Präsident, Sportchef, Transferchef, Geldgeber und Sprachrohr in einer Person. Ich lernte ihn Anfang der 1990er-Jahre kennen. Er war es, der mich 1992 dazu überredete, das Präsidentenamt zu übernehmen. Ich werde meine drei Jahre als Vereinsverantwortlicher nie vergessen. Meier hat mir in dieser Zeit viel beigebracht. Ich bekam während meiner Tätigkeit Meiers Leidenschaft, Herzblut und Ehrgeiz immer und immer wieder zu spüren.
Als langjähriger Reporter des FC Wohlen bekam ich von ihm viele Tipps für heisse Geschichten. Es kann sein, dass ich ab und zu ein wenig über das Ziel geschossen, ja für eine saftige Schlagzeile sogar sein Vertrauen missbraucht habe. Dann sprach Meier kurzzeitig kein Wort mehr mit mir. Meier konnte knallhart sein. Aber eines war er nie: nachtragend! Im Grossen und Ganzen verstanden wir uns ausgezeichnet.
Am Dienstag besuchte ich Meier in seinem Büro in Wohlen. Er nahm sich eine halbe Stunde Zeit. Wir sprachen über vergangene Zeiten. Dann überreichte er mir die FCA-Saisonkarte, lächelte schelmisch und sagte: «Ich gebe dir die Karte nur ungern zurück ...» Also, René Meier, nochmals vielen Dank. Und für den Finderlohn lasse ich mir was einfallen.