FC Aarau
Neue Speisekarte im Brügglifed: Verschwindet auch der legendäre «Aargauer Spiess»?

Der FC Aarau hat nach dem 30 Jahren den Vertrag mit dem Stadion-Caterer gekündigt und kümmert sich künftig selber um die kulinarische Versorgung im Brügglifeld. Was heisst das im Detail? Und warum die Neuausrichtung?

Sebastian Wendel
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Obwohl noch keine Mauer steht: Der FC Aarau wird noch in diesem Jahrzehnt ins neue Stadion im Torfeld Süd umziehen. Davon ist Präsident Philipp Bonorand überzeugt.

Allzu lange wird der Klub also nicht mehr im Brügglifeld zuhause sein - aber da der Wegzug aus dem Gönhard-Quartier nicht in diesem, nicht im nächsten und sicher auch nicht im übernächsten Jahr erfolgt, kann man das Brügglifeld-Stadion nicht einfach sich selber überlassen. Umso mehr, weil der FCA ja unabhängig vom Stadion-Neubau grosse sportliche Ambitionen hegt, man will sich in der Super League etablieren, gut möglich, dass der Aufstieg bereits in diesem Jahr erfolgt.

Wegen einer Sonderbewilligung, die der FCA aufgrund des laufenden Bauprojekts im Torfeld Süd Saison für Saison erhält, darf im Brügglifeld auch Super-League-Fussball gespielt werden. Und so ein Spiel in der höchsten Spielklasse soll dereinst nicht nur auf dem Rasen, sondern auch rundherum zum Erlebnis werden - vor allem kulinarisch: Die Fans in Bern, Basel, Zürich und St. Gallen freuen sich bereits auf den eine der legendären Grillspezialitäten - von der «Scharfen Kurve» oder dem «Aargauer Spiess» hat wohl schon jeder einigermassen fussballinteressierte Mensch in der Schweiz gehört.

Vor diesem Hintergrund kam die Nachricht, die der FC Aarau Anfang dieser Woche herausgab, einigermassen überraschend: Auf die kommende Saison wird der Klub das Catering im Brügglifeld in die eigenen Hände nehmen und hat in diesem Zug nach 30 Jahren den Pachtvertrag mit dem bisherigen Partner «Rufer Catering Metzg» aus Schlossrued gekündigt. Die Metzgerei also, die den «Aargauer Spiess» und die «Scharfe Kurve» im Brügglifeld institutionalisiert hat. Müssen die Zuschauer, von denen einige hauptsächlich wegen der Grillklassiker ins Brügglifeld kommen, künftig darauf verzichten?

Der "Aargauer Spiess" ist die Grill-Spezialität schlechthin im Brügglifeld - trotz Neuausrichtung im Catering bleibt der Klassiker weiterhin erhältlich.

Der "Aargauer Spiess" ist die Grill-Spezialität schlechthin im Brügglifeld - trotz Neuausrichtung im Catering bleibt der Klassiker weiterhin erhältlich.

Emanuel Per Freudiger / SPO

Nein - so radikal gehen die FCA-Verantwortlichen dann doch nicht vor. Im Wissen, dass ein Verschwinden von «Aargauer Spiess» und «Scharfe Kurve» für mehr gehässige Rückmeldungen sorgen würde als bei der freiwilligen Einführung von 2G im Brügglifeld Ende letztes Jahr. Die «Rufer-Metzg» bleibt somit weiterhin an Bord - als Fleischlieferant.

Das neue Catering-Konzept unter dem modernen Namen «#BrügglifeldCatering» fällt in den Verantwortungsbereich von FCA-Geschäftsführer Roland Baumgartner, der das Projekt autonom leiten wird. Details sind noch keine bekannt, aber die Stadionbesucher dürften das Verpflegungsangebot ab der neuen Saison kaum wiedererkennen: Abwechselnde Foodtrucks, eine neue Infrastruktur und ein modernes Speiseangebot sollen eben dafür sorgen, dass das Erlebnis im Stadion Brügglifeld nicht erst mit dem Anpfiff des Spiels beginnt.

Den Anfang im Projekt "#BrügglifeldCatering# hat die Schliessung des Stadionrestaurans im Tribünenbauch, seit dem altersbedingten Rückzug des langjährigen Wirtepaares Els und Heiri Hediger Ende 2021 steht dort auf der Tür «geschlossen». Im Innern wird derzeit renoviert, schon bald soll der Raum an Spieltagen als Treffpunkt für Sponsoren, Gönner und geladene Gäste dienen, unter der Woche als Kantine für Spieler und Angestellte. Die zwei Sponsorenräume im ersten Stock der Haupttribüne wiederum erhalten ebenfalls einen neuen Verwendungszweck - dort entstehen Büros für die sportliche Abteilung (Trainerteam, Sportchef, Scouting) sowie ein Video- und Medienraum.

Infrastruktur und Angebot der Foodstände - alles wird neu in der kommenden Saison.

Infrastruktur und Angebot der Foodstände - alles wird neu in der kommenden Saison.

Chris Iseli/ Az / SPO

Zurück zur Kulinarik: Der Neustart im Catering dürfte neben der Anpassung an den modernen Zeitgeist weitere Gründe haben: Auch wenn vordergründig auf die gute Zusammenarbeit mit «Rufer» verwiesen wird und diese zu grossen Teilen auch tatsächlich zufriedenstellend verlaufen ist - in der jüngeren Vergangenheit gab es immer mal wieder negative Rückmeldungen von Stadionbesuchern über sehr lange Wartezeiten vor den Verpflegungsständen oder darüber, dass Teile des Angebots schnell ausverkauft waren. Was den FCA-Verantwortlichen natürlich nicht schmeckte. Auch finanziell spricht aus Klubsicht alles für den Umbruch: Als Betreiber des Caterings fliesst aus diesem Bereich künftig mehr Geld in die eigenen Kassen als im bisherigen Konstrukt mit dem «Zwischenhändler» Rufer, der dem FCA eine Pacht zahlte.