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Sport (AZ, BT)
Beim souveränen 3:0-Sieg des FC Aarau beim kriselnden FC Wil trumpft Ivan Audino gross auf. Die Aarauer zeigen eine starke Leistung, defensiv wie offensiv. Wie viel dieser Sieg in der Endabrechnung wert ist, wird sich aber erst in ein paar Wochen zeigen.
Es war hartes Brot, das der offensive FCA-Mittelfeldspieler Ivan Audino in den vergangenen Wochen essen musste. Seit der Winterpause kam er entweder überhaupt nicht zum Einsatz oder er wurde für die letzten paar Minuten eingewechselt.
Viel gelungen ist ihm während seiner drei Teileinsätze nicht. Umso erstaunlicher, dass er beim 3:0-Sieg des FC Aarau gestern Abend in Wil zum unumstrittenen Matchwinner wurde.
Ausgerechnet bei seinen ehemaligen Teamkollegen trumpfte der 25-Jährige nun also gross auf. Und das in einer Partie, deren Austragung noch in den vergangenen Tagen alles andere als sicher gewesen war.
Selbst der Wiler Klubpräsident Roger Bigger hatte bis zuletzt nicht definitiv sagen können, ob es am Montagabend zum Kräftemessen zwischen den Ostschweizern und dem FCA kommen würde.
Doch dann konnte der FC Wil am Montagnachmittag erstmals nach dem Abgang des milliardenschweren türkischen Investors Mehmet Nazif Günal gute Neuigkeiten vermelden: Die Januar-Löhne seien überwiesen worden, hiess es in einer Medienmitteilung.
Von diesen Umständen – und auch vom heftigen Regen – liessen sich die Aarauer aber nicht aus dem Konzept bringen. Sie zeigten vor den optimistisch gezählten 640 Zuschauern in der IGP Arena eine souveräne Leistung und belohnten sich selber mit einem völlig ungefährdeten Sieg für ihren Auftritt. Und eben: Audino machte beste Werbung für sich.
Auf dem linken Flügel bereitete er zuerst den Führungstreffer zum zwischenzeitlichen 1:0 durch Stürmer Zoran Josipovic mit einem herrlichen Zuspiel vor, ehe er mit dem Kopf nach einem Eckball und mit einem präzisen Flachschuss aus rund 17 Metern gleich selber für den 3:0-Endstand sorgte.
«Natürlich war das ein super Spiel für mich», sagte Audino unmittelbar nach dem Schlusspfiff in den Katakomben, um gleich nachzuschieben: «Wichtig ist, dass wir als Team mit einer starken Leistung auf die Cup-Niederlage gegen Luzern (3:5, Anm. d. Red.) reagieren konnten.»
Dass sich einige Fans des Heimteams auf der Haupttribüne über seinen Torjubel enervierten, kann Audino nicht nachvollziehen. «Ich hatte eine super Zeit hier in Wil. Trotzdem habe ich mich natürlich über meine Tore gefreut. Das sind einfach Emotionen und die haben mich vor allem nach meinem zweiten Tor voll erfasst.»
Sehr angetan vom Auftritt seiner Mannschaft zeigte sich verständlicherweise auch Trainer Marco Schällibaum. Der 54-jährige Zürcher hatte Audino erstmals seit der Winterpause in die Startformation beordert – und mit dieser Nomination ein goldenes Händchen bewiesen.
«Ivan war bereit für diesen Einsatz. Er trainiert seit Wochen hervorragend. Er war der Leidtragende meiner Konsequenzen, die ich aus dem GC-Testspiel in der Winterpause gezogen habe. Trotzdem hat er nie aufgegeben und nun bewiesen, dass ich jederzeit auf ihn zählen kann.»
Neben dem souveränen Sieg überzeugte in Wil auch die FCA-Defensive wieder einmal. Nach den Partien in Chiasso (1:5) und gegen Luzern (3:5) spielten die Aarauer gestern Abend im sechsten Anlauf seit der Winterpause (inklusive des spektakulären Cup-Viertelfinals vom Mittwoch) endlich wieder einmal zu null.
Igor Nganga, den Schällibaum anstelle von Juan Pablo Garat aufstellte, harmonierte sehr gut mit seinem Nebenmann Pascal Thrier. «Die defensive Leistung war insgesamt sehr gut. Auch die beiden Aussenverteidiger haben einen guten Job gemacht.»
Und so bleiben nach einem starken Auftritt der Aarauer mit positiven Lebenszeichen sowohl in der Offensive als auch in der Defensive eigentlich nur Fragen, deren Beantwortung ausserhalb des Einflusses des FCA liegen: Was ist dieser 3:0-Sieg in Wil in der Endabrechnung wert? Wird er, sollte die finanzielle Rettung der Ostschweizer schlussendlich doch nicht von Erfolg gekrönt werden, aus der Statistik fallen?
Eine abschliessende Beantwortung dieser Fragen werden ersten die kommenden Wochen und Monate bringen.
Wil - Aarau 0:3 (0:1)
IGP Arena. – 640 Zuschauer. – SR Bieri. – Tore: 25. Josipovic 0:1. 69. Audino 0:2. 75. Audino 3:0.
Wil: Deana; Roesler, Bühler, Ajeti (46. Latifi); Maroufi, Mlinar, Lombardi (31. Yilmaz), Huber; Vonlanthen, Bottani; Fazli.
Aarau: Pelloni; Markaj, Thrier, Nganga, Mehidic; Tréand (82. Romano), Jäckle, Perrier, Audino (76. Hemmi); Josipovic (74. Ciarrocchi), Rossini.
Bemerkungen: Wil ohne Stillhart (gesperrt), Gomis, Keller, Ozokwo, Schäppi (alle verletzt) und Freid (nicht im Aufgebot). Aarau ohne Besle, Burki, Hunn, Peralta und Thaler (alle verletzt). – Debüt von Tim Hemmi im FCA-Trikot. – Verwarnungen:60. Mehidic (Foul). 73. Mlinar (Foul)
Lesen Sie den Spielverlauf im Liveticker von Patrick Haller nach: