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Sport (AZ, BT)
TV-Experte und Ex-Profi Sven Montgomery sagt über den Aargauer Neo-Profi Silvan Dillier: «Mein erster Eindruck war also: Ein Larifari. Aber offensichtlich war dieser Eindruck trügerisch.» Der 23-Jährige hat den Sprung ins BMC-Profiteam geschafft.
Das BMC Racing Team präsentierte letzte Woche im neuen Velodrome in Grenchen nicht weniger als 28 Radprofis, die 2014 für die amerikanisch-schweizerische Sportgruppe Rennen bestreiten werden. Mitten unter den Stars wie Cadel Evans, Philippe Gilbert oder Thor Hushovd reihte sich auch der Aargauer Silvan Dillier ein. Der 23-Jährige hat den Sprung vom BMC Development- ins Profi-Team geschafft.
Der Schneisinger feierte seine grössten Erfolge auf der Bahn. Doch auch auf der Strasse kommt der Aargauer Sportler des Jahres 2012 immer besser in Fahrt. Dillier kann sprinten, ist ein guter Zeitfahrer und kommt über die Berge. An der Alberta-Rundfahrt im Westen Kanadas unterstützte er nicht nur Evans, sondern gewann nach einer beinahe 100 Kilometer langen Zweierflucht auch gleich noch seine erste Etappe bei den Profis. Das war im September.
Wohin soll der Weg des Jungprofis dereinst führen? «Vielleicht an die Tour de France», glaubt Sven Montgomery. Der TV-Experte und SRF-Co-Kommentator startete selbst viermal bei der Tour de France. Erstmals im Alter von 24 Jahren. Neben seiner Tätigkeit beim Fernsehen ist der 37-Jährige auch Ausbildungsverantwortlicher beim Verband Swiss Cycling. Montgomery erzählt, was er dem Aargauer zutraut.
Der erste Eindruck
«Erstmals ist mir Silvan Dillier beim Grossen Preis des Kantons Aargau in Gippingen aufgefallen. Das war im Jahr 2010. Ich war bei Radio Tour engagiert. Am Sonntag sollte der damals 19-Jährige dank einer Wildcard erstmals bei einem Profirennen starten. Ein Mann hat sich dann furchtbar darüber aufgeregt, dass Dillier am Samstag bei der Elite rumlungerte und den Fahrern über die Schultern schaute, anstatt sich seriös auf sein Rennen vorzubereiten. Mein erster Eindruck war also: ein Larifari. Aber offensichtlich war dieser Eindruck trügerisch.»
Sein Potenzial
«Ich bin kein Dillier-Experte, kenne ihn vor allem vom Händeschütteln. Aber natürlich sind mir seine Resultate bekannt. Er ist ein guter Zeitfahrer und hat auf der Bahn grosse Erfolge gefeiert. Mit seiner Physis macht er in fast allen Disziplinen eine gute Figur. In den letzten zwei, drei Jahren ging es extrem bergauf mit ihm. Ich glaube, Dillier ist ein Spätzünder. Als ich von seinem Profi-Vertrag bei BMC hörte, dachte ich: Nun hat er es also doch noch zu den Grossen geschafft.»
Seine Chancen
«Dilliers Chancen auf der Strasse schätze ich als sehr gut ein. Er ist kein neuer Fabian Cancellara, aber er kann sich einen Platz im Feld erkämpfen. Bringt er seine Vielseitigkeit auf das höchste Niveau – wie ein Peter Sagan oder ein Alejandro Valverde – kann er regelmässig Rennen gewinnen. Zu meiner Zeit sagte man allerdings: Es ist besser, eine Sache richtig gut zu können, als alles ein bisschen. Wichtig ist, dass er seinen Weg konsequent weitergeht. Aber das liegt nicht nur an ihm, es kommt auch darauf an, wie ihn sein Team einsetzt. Wohin sein Weg führt, weiss man nach der nächsten Saison.»
Die Gefahren
«Als Athlet hat er den logischen Schritt vom BMC-Development-Team zum BMC-Profi-Team gemacht. Aber, ob das gut für ihn ist? BMC ist extrem stark besetzt. Es besteht die Gefahr, dass er ein Dasein als Helfer und Lückenbüsser fristet und vielleicht nie die Chance erhält, für sich selber zu fahren. Was aus Dilliers Karriere wird, hängt stark von BMC ab. Natürlich kann er auch von der Erfahrung eines Cadel Evans oder Philippe Gilbert profitieren. Aber deren Aufgabe ist es in erster Linie, Resultate zu erzielen und nicht, junge Fahrer weiterzubringen.»
DIE TOUR DE FRANCE
«Eine Teilnahme bei der Tour de France traue ich ihm durchaus mal zu. Michael Schär von BMC ist ja mittlerweile Stammgast bei der Tour. Ob Dillier einmal das Gelbe Trikot tragen wird? Ich wünsche es ihm und sage: Gring ache u trampe.»