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Sport (AZ, BT)
Der frühere FC-Aarau-Spieler Michele Polverino ist ein Handelsreisender in Sachen Fussball. Im Iran habe er kulturell wie menschlich viel profitiert. Heute ist er am Wörthersee in Österreich tätig. Mit dem Wolfsberger AC will er in den Cupfinal.
Von 2009 bis 2011 absolvierte Michele Polverino für den FC Aarau 54 Meisterschaftspartien. Im Anschluss wechselte der zentrale Mittelfeldspieler in den Iran und spielt nun in seiner 2. Saison beim Wolfsberger AC (WAC), welcher in der österreichischen Bundesliga auf dem 7. Tabellenplatz überwintert.
Die Aargauer Zeitung traf den 29-jährigen liechtensteinischen Nationalspieler im Trainingslager des Wolfsberger AC im Mannschaftshotel Miracle Resort in Antalya-Lara in der Südtürkei und befragte ihn über seine Zeit beim FC Aarau, über seine Erfahrungen im Iran sowie über die aktuelle Zeit in Kärnten.
Michele Polverino, wie denken Sie über Ihre Zeit beim FC Aarau zurück?
Michele Polverino: Der damalige FC-Aarau-Trainer Jeff Saibene (Anm. d. Red.: heute St. Gallen) interessierte sich stark für mich, und so kam dieser Transfer von Vaduz nach Aarau zustande. Unter Saibene sowie anschliessend unter Martin Andermatt, Ranko Jakovljevic sowie Thomas Binggeli kam ich zu insgesamt 54 Einsätzen. Im Sommer 2011 übernahm mit René Weiler ein neuer Trainer im Brügglifeld das Team. Als er mich kurz vor dem Saisonstart in einem Vorbereitungsspiel gegen GC lediglich in den letzten 10 Minuten einsetzte, suchte ich das Gespräch mit ihm. Dabei teilte er mir mit, dass er bei Aarau ohne mich plant, und anschliessend lösten wir den noch laufenden Vertrag im gegenseitigen Einvernehmen auf.
Nach dieser Zeit wechselten Sie doch überraschend in den Iran. Was erwartete Sie dort?
Nach meiner Zeit in Aarau erhielt ich einige Anfragen von Challenge-League-Klubs, welche aber wenig attraktiv waren. Über einen Berater und einen Freund kam der Kontakt zum Steel Azin FC in den Iran zustande. Der Verein machte mir ein finanziell überaus ansprechendes Angebot, und so fasste ich den Mut, diesen Wechsel zu vollziehen. Natürlich gelten dort andere Gesetze als bei uns, doch diese Erfahrungen haben mich weitergebracht. Auf den Strassen von Iran darf man sich nur mit langen Hosen bewegen, und eine Freundin an der Hand zu führen, ist absolut verpönt. Sowohl in kultureller wie auch in menschlicher Hinsicht konnte ich aber viel profitieren und durfte dieses Land mit seinen sehr gastfreundlichen Menschen kennen lernen.
Seit Sommer 2012 stehen Sie beim österreichischen Bundesligisten Wolfsberger AC unter Vertrag. Wie gefällt es Ihnen in Kärnten?
Zum Wolfsberger AC kam ich auf Empfehlung von Mario Mijatovic, welcher als Teamkollege im Iran tätig war und mich beim damaligen WAC-Trainer Nenad Bjelica (heute Austria Wien) empfahl. Bjelica beobachtete mich einst in der Super League in der Partie zwischen Aarau und GC wie auch 2011 im Länderspiel Liechtenstein gegen die Schweiz (1:2) . Auf der Suche nach einem Aggressivleader für das Mittelfeld wollte mich Bjelica unbedingt nach Wolfsberg holen.
Wo leben Sie?
Wie die meisten Teamkollegen bin ich in Klagenfurt wohnhaft und fühle mich in Kärnten sehr wohl. Neben einer guten Küche schätze und liebe ich auch den Wörthersee. Als nächstes Ziel will ich unbedingt in den österreichischen Cupfinal, welcher in diesem Jahr am 18. Mai in Klagenfurt stattfinden wird. Dabei gilt es am 16. April in den Viertelfinals aber zuerst Red Bull Salzburg zu eliminieren.
Wie sieht Ihre sportliche Zukunft aus? Ihr Zweijahresvertrag beim Wolfsberger AC läuft in diesem Sommer aus?
Wolfsberg ist wirklich ideal, und nach Möglichkeit besuche ich alle zwei Wochen meine Familie und Freunde in Liechtenstein. Erste Gespräche für eine Vertragsverlängerung wurden bereits geführt und ich hoffe, dass ich die nächsten beiden Spielzeiten beim WAC verbringen werde. Es ist ein gesunder und gut geführter Verein, wo die Löhne auch immer pünktlich überwiesen werden. Bei einer allfälligen Vertragsverlängerung würde auch meine Freundin Desirée zu mir nach Kärnten ziehen, welche aktuell in Rheineck SG ein Coiffeurgeschäft betreibt. Zum Karrierenende würde ich dann sehr gerne zum FC Vaduz zurückkehren, welcher von der Infrastruktur her ebenfalls in die höchste Spielklasse gehört.
Wie beurteilen Sie den Unterschied zwischen der Schweizer Super League und der österreichischen Bundesliga?
Diese Frage wird mir immer wieder gestellt. Die Schweizer Liga ist ausgeglichener als die in Österreich. Allgemein sind aber nur wenig Unterschiede auszumachen.