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Der HSC Suhr Aarau gewinnt den Supercup gegen die Kadetten Schaffhausen dank einer reifen Leistung mit 25:20 souverän. Zur Pause lagen die Aargauer noch mit 11:9 in Führung. Mit dem Sieg holen die Aargauer ihren ersten Titel seit dem Meistertitel in der Saison 1999/2000.
Als sie da alle hüpfen, sich umarmen und in der Euphorie gemeinsam zu Boden fallen, steht einer ganz ruhig da. Einer, der sonst so selten still stehen kann, wenn seine Mannschaft spielt. Doch in diesem Moment des grössten Erfolgs bewegt sich Misha Kaufmann kaum.
Vielleicht, weil er schon so lange davon spricht, dass dieser Verein Titel gewinnen könne und wolle – und mancherorts dafür belächelt wurde. Vielleicht, weil er es den Zweiflern gezeigt hat, während er selbst immer daran glaubte. Vielleicht, weil dieser Erfolg für ihn einfach nur logisch ist und der Anfang und bestimmt nicht das Ende seiner Mission. Warum also euphorisch sein?
Gründe dafür gäbe es genug. Es ist nicht nur der Fakt, dass der HSC Suhr Aarau den ersten Titel seit dem Gewinn der Meisterschaft in der Saison 1999/2000, damals noch als TV Suhr, holt.
Es ist auch die Art, wie es die Mannschaft tut. Dominant und mit Selbstvertrauen gegen einen Gegner, der in der Schweiz seit Jahren das Mass aller Dinge ist. Doch an diesem Sonntag sind die Kadetten Schaffhausen im Grunde chancenlos. Zu gut spielt das Team von Kaufmann und eigentlich eben so, wie es der Trainer erwartet. Als ob sie diejenigen wären, die es zu schlagen gilt – und nicht die anderen.
Kaufmanns sagt: «Meine Spieler sollen das jetzt geniessen. Super, dass wir den Titel gewonnen
haben. Ab morgen können wir uns davon aber nichts mehr kaufen.» Die Goldmedaille hat er da schon nicht mehr an, denkt stattdessen an das erste Saisonspiel am Mittwoch bei St. Otmar.
Für viele mag das verrückt sein, aber Kaufmann tickt so. Es ist weder arrogant gemeint noch gespielt und es braucht viel, bis er sagt: «Für mich persönlich ist dieser Titel eine Genugtuung.» Aber damit ist dann auch genug über das Jetzt gesprochen: «Es gibt ein schönes Sprichwort, das sagt, dass Erfolg nur gemietet sei und man jeden Tag Miete bezahle. Ich lebe genau das», sagt der 36-Jährige.
So sitzt Kaufmann dann auch abseits auf einem Stuhl und schaut zu, wie die Spieler feiern. Selbst den Pokal berührt er mit Bedacht, eben so, als ob er nur geliehen ist. Den Spielern geht es da ganz anders. Goalie Dragan Marjanac wird erst im letzten Moment vom Speaker gebremst, als er die Trophäe bereits in die Höhe stemmen will, obwohl er da erst ein Platzinterview geben soll.
Es wäre der einzige Fauxpas an einem Abend gewesen, an dem der Serbe sonst alles richtig gemacht hat. 11 von 29 Schüssen auf sein Tor parierte er und war damit der sichere Rückhalt für ein Team, das in vielen Dingen brillierte.
Nur ganz zu Beginn war etwas Nervosität zu spüren in den Reihen des HSC. Doch weil auch dem Gegner wenig gelang, stand es nach 14 Minuten erst 2:2. Danach gingen die Aargauer schnell einmal 4:3 in Führung und gaben diese bis zum 25:20-Sieg nicht mehr her.
Für den HSC Suhr Aarau ist der Titel ein schöner Trost dafür, dass der Cupfinal, in dem sie ebenfalls gegen die Kadetten gespielt hätten, in der vergangenen Saison wegen Corona abgesagt werden musste. Aber vor allem ist es ein weiter Schritt auf dem Weg, den Misha Kaufmann mit seinem Team bereits vor Augen hat.
Der Supercup 2020 ist der erste Titel für den HSC Suhr Aarau seit 20 Jahren. Wie fühlt sich das an?
Tim Aufdenblatten: Geil! Wir haben lange auf diesen ersten Titel hin gearbeitet und sehr lange auf diesen Final warten müssen. Umso schöner, wenn man die Titelpremiere dann mit so einer Leistung feiern kann.
Der HSC wurde für seine Ambitionen immer wieder von der Konkurrenz belächelt. Ist der Titel auch eine Genugtuung?
Definitiv. Aber es ist umso schöner, dass wir nun allen haben zeigen können, dass diese Ambitionen nicht nur unbedarftes Gerede sondern unser voller Ernst waren.
Der Supercup 2020 hat durch seine Vorgeschichte schon ein speziellen Wert.
Auf jeden Fall. Genau das haben wir uns im Vorfeld auch selber etwas einreden müssen. Der Supercup ist in normalen Jahren ein Titel von geringerem Wert. Aber dieses Mal ist alles anders: Wir haben uns die Teilnahme erarbeitet. Ob wir uns nun Supercup- oder Cupsieger nennen dürfen ist im Endeffekt egal! Wir wissen, dass wir uns diese Goldmedaille verdient haben.
Am Mittwoch geht die neue Saison los. Was ist mit dieser Mannschaft möglich?
Wir haben allen – inklusive uns selbst – gezeigt, wie gut unser Team ist. Da kommt noch Grosses auf uns zu. (dfs/mpr)
Kadetten SH - Suhr Aarau 20:25 (9:11)
AXA Arena, Winterthur. – 1000 Zuschauer. – SR Capoccia, Jucker. – Strafen: 4-mal 2 Minuten gegen die Kadetten, 7-mal 2 Minuten gegen Suhr Aarau.
Kadetten Schaffhausen: Pilipovic (5 Paraden), Biosca (1); Küttel (1 Tor), Csaszar (6), Schmidt (3), Gerbl (3), Maros, Schelker, Frimmel (6), Tominec (1), Herburger.
Suhr Aarau: Marjanac (11 Paraden), Ferrante, Grazioli; Reichmuth (1 Tor), Zehnder (1), Ferraz (6), Oliveira (5), Aufdenblatten (4), Laube (3), Muggli, (Poloz (2), Strebel (1), Slaninka (2), Attenhofer.
Bemerkungen: Kadetten unter anderen ohne Montoro und Sesum, Suhr Aarau ohne Brandt, Müller, Hofer und Peter.
Lesen Sie hier den Spielverlauf im Protokoll unseres Livetickers nach: