Eishockey
Wenn teure Stars ihr Geld wert sind: Die ZSC Lions gewinnen auch das zweite Finalspiel

Die ZSC Lions überwinden den «Mythos Genoni» zum zweiten Mal, besiegen Zug 2:1 und führen in der Playoff-Final-Serie 2:0. Und EVZ-Trainer Dan Tangnes steht vor seiner bisher grössten Herausforderung.

Klaus Zaugg
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Die Tore des Spiels

Video: TV24 / Mysports

Die ZSC Lions sind ihrer Favoritenrolle auch im zweiten Finalspiel gerecht geworden. Es ist die Stunde der offensiven Titanen. Oder ein weiteres Kapitel in einer der wundersamen ZSC-Geschichten dieser Saison: «Wenn teure Stars ihr Geld wert sind.»

Das Trio Denis Hollenstein, Denis Malgin und Sven Andrighetto – sicherlich eines der teuersten in der Geschichte unseres Hockeys – hat die ZSC Lions im Viertelfinal gegen Biel gerettet, durch den Halbfinal gegen Gottéron geholfen und nun den zweiten Final gegen den EV Zug mit zwei Treffern sozusagen im Alleingang entschieden.

Sven Andrighetto bezwingt Leonardo Genoni im Powerplay mit einem Direktschuss zum 1:1. Auf Pass von Denis Malgin. Den Siegestreffer zum 2:1 gelingt ­Denis Malgin auf Pass von ­Denis Hollenstein. Sag mir, ob Malgin, Hollenstein und Andrighetto wirbeln und ich sage Dir, ob die ZSC Lions Meister werden.

Denis Malgin (l.) gelingt der entscheidende Treffer zum 2:1, der die ZSC Lions in der Serie 2:0 in Führung bringt.

Denis Malgin (l.) gelingt der entscheidende Treffer zum 2:1, der die ZSC Lions in der Serie 2:0 in Führung bringt.

Christian Merz / KEYSTONE

Auch Genoni war machtlos

Eigentlich wäre nur ein Mann dazu in der Lage gewesen, dieses «Trio Grande» zu stoppen. Ein Mann, der bisher in jedem Final, den er bestritten hat, am Ende besser war als die treffsichersten gegnerischen Stürmer. Ein Mann, der noch nie einen Playoff-Final verloren hat. Zugs Torhüter Leonardo Genoni.

Aber auch er war machtlos. Genoni ist zwar ohne Schuld. Aber eben auch machtlos. Zum zweiten Mal hintereinander haben die ZSC Lions den «Mythos Genoni» überwunden und nun führen sie in diesem Final 2:0.

Nun liegt es in der Natur des Eishockeys, dass es ein Mannschaftsspiel ist. Ein Trio allein genügt natürlich nicht. Bei ­weitem nicht. Mindestens ein Quartett muss es schon sein: Ein Sieg hat viele Väter und der ­vierte war Jakub Kovar. Erneut.

Der tschechische Tor­hüter der ZSC Lions, der Bruder von Zugs Topskorer Jan Kovar, war auch in dieser zweiten Finalpartie mindestens so gut wie Leonardo Genoni. Oder sogar eine Spur besser. Er wird für die Zuger zum Problem und – wenn es ganz dumm läuft – sogar zum Komplex.

Die Macht des Vergessens

Wie geht es weiter? Der Schlüssel in den Playoffs ist die Macht des Vergessens. Wer ­besser dazu in der Lage ist, das letzte Spiel sofort zu vergessen, die Dämonen des Zweifels von der Kabine fernzuhalten und – umgekehrt – nicht euphorisch zu werden und alle Energie in die nächste Partie zu investieren, der wird am Ende triumphieren.

Zugs Dan Tangnes, der als der grösste Psychologe unter den Hockey-Trainern gilt, steht vor seiner bisher grössten Herausforderung. Die Zuger haben die unglückliche Drama-Niederlage im ersten Final (2:3) zwar weggesteckt. Sehr schnell zeigte sich: Sie hat keine Spuren hinterlassen. Weder im Selbstvertrauen noch im Spielkonzept. Zug ist erneut eine fast perfekt funktionierende Maschine.

Es muss ein Rezept her: Die Spieler des EV Zug nach der Niederlage.

Es muss ein Rezept her: Die Spieler des EV Zug nach der Niederlage.

Christian Merz / KEYSTONE

Und doch reicht es nicht, um die eine Spur wilderen, emotionaleren ZSC Lions zu besiegen. Dem Meister ist es in diesen zwei Finalpartien noch nicht gelungen, einen Rückstand aufzuholen. Im ersten Spiel kassierte der Titelverteidiger das 2:3 nach einer 2:0-Führung erst 2,2 Sekunden vor Schluss. Da blieb keine Zeit mehr zum Aufholen. Und am Mittwoch war die erste ­Führung der Zürcher zum 2:1 auch gleich die Entscheidung.

Als kleiner Trost bleibt den Zugern eine erfolgreiche «Coaches Challenge»: 19,7 Sekunden vor Schluss trifft Simon Bodenmann zum 3:1 ins leere, von Leonardo Genoni verlassene Gehäuse. Dan Tangnes lässt nachprüfen und siehe da: Dem Treffer war ein Offside vorausgegangen und zählt nicht.

Immerhin ein Fortschritt. Ein kleines Erfolgser­lebnis. Das erste Spiel haben die Zuger ja auch verloren, weil eine «Coaches Challenge» gegen den Ausgleich der Zürcher zum 2:2 nicht erfolgreich war und eine Zweiminutenstrafe nach sich zog, die zum 2:3 führte.