FC Aarau
Ein Traumtor mit Folgen: Nicolas Schindelholz macht mit dem ersten Tor für Aarau Werbung in eigener Sache

Mit einem wunderschönen Seitfallzieher schiesst Nicolas Schindelholz den FC Aarau zum 2:1 Sieg gegen Servette. Doch mit diesem Treffer hat der Verteidiger nicht nur seinem Verein, sondern auch sich selbst geholfen. Noch wurde sein Vertrag nicht verlängert, nach seiner Glanzleistung könnte sich dies aber ändern.

Ruedi Kuhn
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Nicolas Schindelholz jubelt über seinen sehenswerten Treffer.

Nicolas Schindelholz jubelt über seinen sehenswerten Treffer.

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Ein Genfer Journalist auf der Pressetribüne hoch oben im Stade de Genève reibt sich verwundert die Augen. Er kann nicht glauben, was er gesehen hat. Er eilt zu einem Kollegen aus Aarau und fragt nach: «War das wirklich Nicolas Schindelholz, der dieses herrliche Tor erzielt hat?»

Der Reporter aus Aarau lächelt schelmisch und sagt: «Natürlich war das Schindelholz. Wer denn sonst?» Zugegeben! Die Frage «Wer denn sonst?» war keck. Aber der Seitenhieb in Richtung Genfer Schreiberling musste sein.

Eine wunderschöne Geschichte

Da windet sich der FC Aarau gegen Servette eine Stunde lang wie ein Kaninchen vor einer Schlange und macht nicht den Eindruck, als könnte er auf das 0:1 reagieren. Und dann schiessen Joker Gianluca Frontino und der 31-jährige Nicolas Schindelholz die Aarauer innert kurzer Zeit zum 2:1-Sieg. Diese Wende machte den Weg frei für Emotionen.

Alle Szenen der Partie gegen Servette im Überblick

Dass Frontino den Treffer zum 1:1 erzielt hat, ist zwar speziell, aber alles andere als ungewöhnlich. Er ist ein Klassefussballer mit Offensivdrang! Aber Schindelholz als Sieges-Torschütze? Ein Wahnsinn!

Servette - FC Aarau (27.04.2019)
10 Bilder
Varol Tasar (l.), Giuseppe Leo (2.v.l.) feiern Nicolas Schindelholz (3.v.l.) während die Servettiens nur noch verdutzt schauen können.
Nicolas Schindelholz (2.v.l.) erzielt das entscheidende 2:1.
Varol Tasar (l.) wird von Miroslav Stevanovic (r.) bedrängt und um die Kugel gebracht.
Alex Schalk (l.) versucht Raoul Giger (r.) den Ball abzuluchsen.
Koro Kone (l.) kann den Ball fast an Giuseppe Leo (M.) und Torhüter Djordje Nikolic (r.) vorbeibringen und das 2:0 erzielen.
Goran Karanovic (l.) kriegt die Kugel nicht an Jeremy Frick (M.) vorbei.
Zuerst kann Nikolic (M.) noch parieren, doch dann trifft Schalk per Nachschuss zum 1:0 für Servette.
Luftsprünge: Alex Schalk bejubelt seinen Treffer zum 1:0.
Raoul Giger (l.) läuft Dennis Iapichino (r.) davon.

Servette - FC Aarau (27.04.2019)

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Eine verrückte, eine wunderschöne Geschichte! Sein erstes Tor im 17. Meisterschaftsspiel für den FC Aarau war eine Augenweide. «Ich habe den Ball perfekt getroffen», sagt Schindelholz mit einem Augenzwinkern. «Die Flanke von Neumayr war ideal, Tasar hat den Ball nicht erwischt und ich stand am richtigen Ort.»

Bewerbungsschreiben für den Verbleib

Bei aller Bescheidenheit von Schindelholz: Wer sich den Seitfallzieher des 31-jährigen Innenverteidigers anschaut, kommt zum Schluss: Das ist ein Traumtor! Ein Tor, das durchaus Chancen hat, zum schönsten Treffer der Challenge League im Monat April gewählt zu werden.

Für den dreifachen Familienvater Schindelholz war es nicht nur ein Befreiungsschlag, sondern auch ein Bewerbungsschreiben für den Verbleib beim FC Aarau. Sein Vertrag dauert nämlich nur noch bis Ende Saison.

Das wunderschöne Tor von Schindelholz:

Es gibt zwar eine Option auf eine automatische Verlängerung, aber diese Option greift nur bei einer gewissen Anzahl Spiele. Und diese Anzahl hat Schindelholz noch nicht erreicht.

«Mir gefällt es in Aarau»

Bleibt Schindelholz oder bleibt er nicht? «Nicolas und ich werden uns in den nächsten Tagen zusammensetzen und über die Zukunft sprechen», sagt FCA-Sportchef Sandro Burki. «Mir gefällt es in Aarau», sagt Schindelholz. «Ich kann mir gut vorstellen, auch in der nächsten Saison für den FCA zu spielen.»

Momentan ist alles offen, aber die Chancen auf eine Vertragsverlängerung des Basler Innenverteidigers sind zumindest intakt. Umso mehr, als dass FCA-Trainer Patrick Rahmen genau weiss, was er am zweikampfstarken Abwehrspieler hat. Die beiden kennen sich schon lange: Rahmen trainierte Schindelholz schon in der U18 und in der U21 des FC Basel.

«Patrick Rahmen hat mich schon in jungen Jahren gefördert», sagt Schindelholz. «Er weiss, was ich kann. Er weiss aber auch, was ich nicht kann.» Schindelholz kann vor allem eines: verteidigen!

Schindelholz und Bürgy

Mit dem entscheidenden Tor zum 2:1 gegen Servette hat der Innenverteidiger aus Dornach aber auch erstmals seine Torgefährlichkeit unter Beweis gestellt. Und dass er sich für den FC Aarau in jedem Spiel voll ins Zeug legt, zeigt ein Blick auf die Verletztenliste in dieser Saison: Eine Verletzung unter dem Auge, die genäht werden musste, ein Jochbeinbruch und Achillessehnen-Probleme!

Rahmen lässt sich bezüglich der Startformation beim im Kampf um den Barrage-Platz wegweisenden Spiel gegen Lausanne nicht in die Karten blicken. Trotzdem kann man wohl davon ausgehen, dass Schindelholz und der nach seiner Sperre in Genf wieder spielberechtigte Nicolas Bürgy die zentrale Abwehrreihe bilden.

Bürgy und Schindelholz, das passt! Und Tore schiessen können beide. Das haben sie in der Rückrunde dieser Saison bewiesen: Bürgy traf beim 1:0 in Winterthur, Schindelholz schoss das 2:1 gegen Servette.

Interessant: Der FC Aarau brachte es in den bisherigen 31 Spielen auf 55 Tore. 53 Treffer haben Stürmer und Mittelfeldspieler geschossen. Nur zwei wurden von Verteidigern erzielt. Folgt gegen Lausanne Tor Nummer drei?