Der lettische Stürmer Edgars Gauracs kämpft abseits des Teams um seine Rückkehr ins Training mit dem Ball.
Während seine Teamkollegen nur wenige Meter entfernt Pass-, Schuss- oder Spielübungen absolvieren, dreht Edgars Gauracs auf dem Trainingsplatz in Belek einsam seine Runden. Der 26-jährige Lette wird von Athletik-Trainer Robert Meier oder von Konditions- und Rehatrainer Reto Jäggi mit speziellen Übungen separat trainiert. «Der Kampf zurück ist extrem hart, aber ich muss stark sein», sagt Gauracs.
Gauracs hatte in Aarau keine Anlaufzeit benötigt. Er kam, sah und traf – führte den FCA gleich bei seinem Debüt am 23. Juli 2014 zum 1:0-Sieg über den FC Sion. Nur vier Tage später verletzte sich der «Letten-Bomber» aber schwer. Gerade einmal zwei Minuten nach seiner Einwechslung gegen die Young Boys blieb er nach einem auf den ersten Blick harmlos scheinenden Zweikampf am Boden liegen und musste auf der Bahre aus dem Stade de Suisse abtransportiert werden. Kreuzbandriss im linken Knie – mehrmonatige Pause. Für Gauracs ist es die erste längere Verletzungspause der Karriere.
Rund fünfeinhalb Monate später nimmt seine Rückkehr ins Mannschaftstraining langsam Form an. «Ich fühle mich sehr gut. Ich kann rennen, springen und teilweise bereits mit dem Team trainieren. Einzig während der Ballübungen muss ich noch separat arbeiten.» Gauracs befindet sich derzeit in der heiklen Phase nach einem Kreuzbandriss.
Dass dem tatsächlich so ist, musste er am vergangenen Sonntag schmerzlich miterleben: Miguel Peralta, der nur wenige Wochen vor Gauracs einen Riss des Kreuzbandes im rechten Knie erlitten hatte, verletzte sich bei einer Schussübung am ersten Tag des Trainingslagers in der Südtürkei erneut am rechten Knie. Gauracs war der Schock über das Unglück seines Leidensgenossen anzusehen. «Wir haben zuletzt sehr viel zusammen trainiert, ich habe gesehen, wie auch er Tag für Tag hart für seine Rückkehr gearbeitet hat», sagt er. Er könne deswegen sehr gut mit ihm mitfühlen.
Gauracs denkt nicht darüber nach, dass so etwas beim Wiedereinstieg ins Training mit dem Ball auch ihm geschehen könnte. «Das muss ich bei der Rückkehr ausblenden können, da muss ich vollkommen bereit sein», sagt er. Und auch dafür arbeitet er Tag für Tag. Mitte Februar soll es so weit sein, wenn denn die Prognosen der Ärzte aufgehen. «Ich halte mich daran fest. Es motiviert mich, dass ich bald wieder bereit sein sollte.»
Neben der Unterstützung vom FC Aarau wird Gauracs auf seinem harten Weg zurück auch von seiner Familie unterstützt. Zusammen mit seiner Frau, dem sechsjährigen Sohn und der anderthalbjährigen Tochter wohnt er in Aarau. Seine neue Heimat kennt er noch nicht wirklich gut. «In den vergangenen Monaten stand vor allem die Heilung des Knies im Vordergrund, aber wenn wir Zeit haben, sind wir immer mal wieder in Aarau unterwegs.»
Es gefällt ihm hier. Sein Sohn, der bereits in Lettland Fussball gespielt hat, wird bald FCA-Junior. Sein Vater will derweil einen Sprachkurs absolvieren, um Deutsch zu lernen. «Das gehört für mich dazu, wenn ich in ein neues Land komme. Die Sprache zu lernen, hat auch viel mit Respekt zu tun», sagt er, der mit Italienisch bereits eine unserer vier Landessprachen beherrscht.
Obwohl Gauracs seit seiner Verpflichtung im Sommer für den FCA nur zwei Teileinsätze absolviert hat, ist er ohne Wenn und Aber in der Mannschaft integriert worden. «Das Team verbringt viel Zeit miteinander. Ich war immer und überall mit dabei. Leider nicht als Spieler, sondern einfach nur als grosser Fan», sagt er. Eben irgendwie mittendrin und doch nicht dabei.