Startseite
Sport
Sport (AZ, BT)
Die Nordwestschweizer wollten am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Zug fünf Kränze gewinnen, holten drei und sind mit ihrer Leistung trotzdem zufrieden.
«Passt das Bild oder musst du dir eine neue Kamera kaufen?» Patrick Räbmatter sagt es und lacht schelmisch für die Fotografen. Neben ihm stehen Andreas Döbeli und Joel Strebel und schauen leicht verlegen. Für sie ist der Rummel nach einem Eidgenössischen neu.
Eichenlaub auf dem Kopf, Kranzgewinner beim grössten und bedeutendsten Fest, Eidgenosse – das weckt Begehrlichkeiten und lockt unzählige Gratulanten an. Räbmatter hat das vor drei Jahren in Estavayer schon einmal erlebt. Entsprechend lockerer geht er damit um. Und – das macht es einfacher – Spässe und Sprüche entsprechen seinem Naturell.
Eines verbindet alle drei: der Stolz, es geschafft zu haben. «Es ist etwas vom Grössten, was du als Schwinger erreichen kannst», sagt Döbeli. «Es ist einfach ein wunderbares Gefühl», sagt Strebel.
Fünf Kränze hat sich der Nordwestschweizer Teilverband als Ziel gesetzt. Drei sind es geworden. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Nick Alpiger fiel ein fest budgetierter Kranz aus der Rechnung. Fehlt trotzdem einer. «Ganz ehrlich: Ich verpasse lieber das Ziel und habe zwei neue Eidgenossen als fünf Kränze von Schwingern, die bald aufhören», sagt Stefan Strebel, der Technische Leiter der Nordwestschweizer.
Der Generationenwechsel ist wichtig. Mit David Schmid, der den Kranz in Zug um nur 0,25 Punkte verpasste, Mario Thürig, dessen Mission, zum sechsten Mal eidgenössische Ehren zu erreichen, scheiterte, und Christoph Bieri stehen drei Nordwestschweizer Eidgenossen am Ende ihrer Karrieren. 2022 findet das Eidgenössische in Pratteln statt. Dann werden sie wohl nicht mehr dabei sein. Umso wichtiger ist es, dass die Basis für eine starke Mannschaft für das Heimfest gelegt wurde.
Strebel ist 22, Andreas Döbeli 21. Zusammen mit dem 22-jährigen Nick Alpiger und dem 27-jährigen Räbmatter bilden sie das Fundament für eine gute Zukunft. Auffällig ist: Sie alle sind Aargauer. Stefan Strebel sagt: «Der Aargau ist aber auch der grösste Kanton im Teilverband.» Doch das allein reicht nicht als Erklärung dafür. Joel Strebel und Andreas Döbeli sind beide vom Schwingklub Freiamt. Dort wird seit Jahren gute Arbeit geleistet, die sich nun auszahlt. «Ich bin froh, dass wir diesen Erfolg gemeinsam feiern dürfen», sagt Döbeli. So gehen sie im Gleichschritt, ohne dass einer abgehängt wird.
Beide haben in diesem Jahr ihr erstes Kranzfest gewonnen. Döbeli als Co-Sieger mit David Schmid das Nordwestschweizerische, Strebel das Solothurner Kantonalfest. Nun sind sie Eidgenossen. Und etwas verbindet sie sogar mit König Christian Stucki: Krafttrainer Tommy Herzog. Der ehemalige Bob-Anschieber ist mehr als nur ein Schleifer für sie. Er ist Freund, Mentaltrainer und ein wichtiger Baustein für den Erfolg.
Die schönsten Bilder des ESAF:
So eingeschworen die Freiämter sind, so nahe sind sich Alpiger und Räbmatter. Obwohl Alpiger für Lenzburg und Räbmatter für Zofingen schwingt, sind sie so etwas wie Brüder im Geiste. Gegenseitig bringen sie sich weiter und sind vor den Festen Sparringspartner füreinander. Das verletzungsbedingte Aus von Alpiger hat Räbmatter natürlich beschäftigt. Umso wichtiger war es, dass dieser mit Krücken am Sonntag trotzdem als Unterstützer dabei war (siehe Artikel unten).
Das Aargauer Quartett wird den Nordwestschweizer Verband wohl in den nächsten Jahren prägen. Doch was kommt dahinter? Stefan Strebel sagt: «Wir hatten im achten Gang noch neun Schwinger mit Chancen auf den Kranz.» Darunter den erst 19-jährigen Lukas Döbeli, den Bruder von Andreas. Im Kanton Aargau muss man sich keine Sorgen machen. Aber was ist mit den anderen? Den jungen Baselbieter Brüdern Janic und Lars Voggensperger wird grosses Potenzial attestiert. In Zug konnten sie aber nicht überzeugen. Und was ist mit dem Kanton Solothurn? Marcel Kropf war am nächsten am Kranz. Aber er ist bereits 33, und dahinter kommt lange nichts.