Eidgenössisches Schwingfest
Döbeli, Räbmatter und Strebel: Drei, die glücklich machen

Die Nordwestschweizer wollten am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Zug fünf Kränze gewinnen, holten drei und sind mit ihrer Leistung trotzdem zufrieden.

Martin Probst
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Die drei Nordwestschweizer Eidgenossen (v. l.): Andreas Döbeli, Patrick Räbmatter und Joel Strebel.

Die drei Nordwestschweizer Eidgenossen (v. l.): Andreas Döbeli, Patrick Räbmatter und Joel Strebel.

August Köpfli

«Passt das Bild oder musst du dir eine neue Kamera kaufen?» Patrick Räbmatter sagt es und lacht schelmisch für die Fotografen. Neben ihm stehen Andreas Döbeli und Joel Strebel und schauen leicht verlegen. Für sie ist der Rummel nach einem Eidgenössischen neu.

Eichenlaub auf dem Kopf, Kranzgewinner beim grössten und bedeutendsten Fest, Eidgenosse – das weckt Begehrlichkeiten und lockt unzählige Gratulanten an. Räbmatter hat das vor drei Jahren in Estavayer schon einmal erlebt. Entsprechend lockerer geht er damit um. Und – das macht es einfacher – Spässe und Sprüche entsprechen seinem Naturell.
Eines verbindet alle drei: der Stolz, es geschafft zu haben. «Es ist etwas vom Grössten, was du als Schwinger erreichen kannst», sagt Döbeli. «Es ist einfach ein wunderbares Gefühl», sagt Strebel.

Mit Krücken als Zuschauer in Zug: Nick Alpiger am Eidgenössischen.

Mit Krücken als Zuschauer in Zug: Nick Alpiger am Eidgenössischen.

keystone-sda.ch

Fünf Kränze hat sich der Nordwestschweizer Teilverband als Ziel gesetzt. Drei sind es geworden. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Nick Alpiger fiel ein fest budgetierter Kranz aus der Rechnung. Fehlt trotzdem einer. «Ganz ehrlich: Ich verpasse lieber das Ziel und habe zwei neue Eidgenossen als fünf Kränze von Schwingern, die bald aufhören», sagt Stefan Strebel, der Technische Leiter der Nordwestschweizer.

Eine starke Mannschaft für das Heimfest in drei Jahren

Der Generationenwechsel ist wichtig. Mit David Schmid, der den Kranz in Zug um nur 0,25 Punkte verpasste, Mario Thürig, dessen Mission, zum sechsten Mal eidgenössische Ehren zu erreichen, scheiterte, und Christoph Bieri stehen drei Nordwestschweizer Eidgenossen am Ende ihrer Karrieren. 2022 findet das Eidgenössische in Pratteln statt. Dann werden sie wohl nicht mehr dabei sein. Umso wichtiger ist es, dass die Basis für eine starke Mannschaft für das Heimfest gelegt wurde.

Strebel ist 22, Andreas Döbeli 21. Zusammen mit dem 22-jährigen Nick Alpiger und dem 27-jährigen Räbmatter bilden sie das Fundament für eine gute Zukunft. Auffällig ist: Sie alle sind Aargauer. Stefan Strebel sagt: «Der Aargau ist aber auch der grösste Kanton im Teilverband.» Doch das allein reicht nicht als Erklärung dafür. Joel Strebel und Andreas Döbeli sind beide vom Schwingklub Freiamt. Dort wird seit Jahren gute Arbeit geleistet, die sich nun auszahlt. «Ich bin froh, dass wir diesen Erfolg gemeinsam feiern dürfen», sagt Döbeli. So gehen sie im Gleichschritt, ohne dass einer abgehängt wird.

Beide haben in diesem Jahr ihr erstes Kranzfest gewonnen. Döbeli als Co-Sieger mit David Schmid das Nordwestschweizerische, Strebel das Solothurner Kantonalfest. Nun sind sie Eidgenossen. Und etwas verbindet sie sogar mit König Christian Stucki: Krafttrainer Tommy Herzog. Der ehemalige Bob-Anschieber ist mehr als nur ein Schleifer für sie. Er ist Freund, Mentaltrainer und ein wichtiger Baustein für den Erfolg.

Die schönsten Bilder des ESAF:

Matthias Stucki jubelt: So sieht der Schwingerkönig 2019 aus...
58 Bilder
... während Joel Wicki als Festsieger 1b die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben steht.
Christian Stucki jubelt ausgelassen.
Christian Stucki jubelt ausgelassen.
Für Stuck, 34 Jahre alt, war es die letzte Chance für den Titel.
Ein Küsschen für seine Frau Cecile gibts natürlich auch.
Die Erleichterung ist umso grösser, als Christian Stucki vor 6 Jahren schon im Schlussgang stand, damals aber gegen Matthias Sempach unterlag.
Christian Stucki jubelt mit seinem ganzen Team.
Hier wird Wicki von Stucki gelegt.
Wicki und Stucki teilen sich zwar den Festsieg, Schwingerkönig wird aber trotzdem Christian Stucki, weil er am Schluss auf Platz 1a steht.
Wicki und Stucki werden von ihren Kollegen durch die Luft getragen.
Die Erlösung steht im ins Gesicht geschrieben: Christian Stucki nachdem er Wicki auf den Boden gelegt hat.
Nur knapp 45 Sekunden dauerte es, bis Christian Stucki Joel Wicki auf dem Rücken hatte.
Die Freude bei Christian Stucki nach seinem Sieg am ESAF 2019 ist gross.
Stucki geht nach seinem Sieg gegen Wicki auf die Knie.
Christian Stucki (l.) bodigt Joel Wicki im Schlussgang
Samuel Giger, rechts, jubelt nach seinem Sieg gegen Sven Schurtenberger
Armon Orlik, rechts, bezwingt Fabian Staudenmann
Marcel Mathis, rechts, jubelt nach seinem Sieg gegen Patrick Schenk
Pirmin Reichmuth, links, jubelt nach seinem Sieg gegen Kilian Wenger
Andreas Döbeli (l.) bleibt nach dem Gestellten gegen Kilian von Weissenfluh klar auf Kranzkurs.
David Schmid freut sich über einen hart erarbeiteten Sieg am Boden.
Armon Orlik (l.) findet gegen Christina Stucki kein Rezept: die beiden stellen.
Joel Wicki (l.) nimmt wieder Fahrt auf und feiert seinen fünften Sieg.
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Wicki war dem Sieg eine Spur näher, doch auch Stucki hatte Chancen.
Armon Orlik (l.) bringt sich mit einem Siege gegen König Kilian Wenger in die Poleposition.
Stephan Studinger (l.) hat gegen Pirmin Reichmuth das Nachsehen.
Patrick Räbmatter (r.) muss sich von Daniel Bösch besiegen lassen.
Auch Marcel Kropf muss mit einer Niederlage am Sonntagmorgen leben.
Joel Wicki kommt im vierten Gang zu seinem vierten Sieg. Das Nordostschweizer Schwergewicht Domenic Schneider legt er problemlos auf den Rücken.
Auch Armon Orlik hat nach Tag eins vier Siege auf seinem Notenblatt. Von den meistgenannten Favoriten sind damit nur noch er und Wicki im Königsrennen.
Dafür ist Christian Stucki definitiv ein heisser Anwärter auf den Königstitel. Fragen nach seinem Formstand beantwortete er mit vier Siegen in Serie.
Für den Aargauer Nick Alpiger war es ein brutaler Tag. Nach dem Sensationssieg gegen Samuel Giger behinderte ihn seine Hüftverletzung wieder und er verlor darum gegen Thomas Kropf.
Der Aargauer Andreas Döbeli ist mit drei Siegen und einem Gestellten zusammen mit Patrick Räbmatter bester Nordwestschweizer nach Tag eins.
Christian Stucki (r.) läuft es.
Auch Armon Orlik (r.) ist im Königsrennen voll dabei.
Domenic Schneider, wird seiner Rolle als Geheimfavorit gerecht, obwohl er gegen Wicki zum Schluss verliert.
Stephan Studinger (r.) konnte seine zwei ersten Gänge gewinnen, musste dann aber gegen König Kilian Wenger einer Niederlage einstecken.
Joel Strebel (r.) im Einsatz gegen Michael Gwerder.
Christoph Bieri (mit Kopfschutz) will in Zug seinen 100. Kranz gewinnen.
Bitter: Nach dem sensationellen Start behindert Nick Alpiger im zweiten Gang seine Verletzung im Hüftbereich und er verliert gegen Patrick Schenk.
Auf Kurs: Mitfavorit Joel Wicki.
Christoph Bieri wird von Christan Stucki ins Sägemehl gedrückt.
Samuel Giger gewinnt gegen den Aargauer Joel Strebel und meldet sich nach der Niederlage gegen Nick Alpiger zurück
Eine Kuh büxt während der Präsentation der Lebendpreise aus.
Siegermuni Kolin beeindruckt das nicht.
Geschlagener Favorit: Das Heimspiel hätte sein Fest werden sollen, nun ist Pirmin Reichmuth nach zwei Gängen bereits aus dem Rennen.
Sensationell: Nick Alpiger (l.) jubelt, während Topfavorit Samuel Giger enttäuscht im Sägemehl liegt.
Alpiger war im Duell mit Giger der besser Schwinger.
Der Aargauer setzte einen der grossen Saisondominatoren von Anfang an unter Druck.
Königsfavorit Armon Orlik gewinnt die Revanche gegen König Matthias Glarner, gegen den er 2016 im Schlussgang verloren hat.
Auch Christian Stucki gelingt der Auftakt: Er bodigt Mitfavorit Pirmin Reichmuth.
Kein Sieger gab es im Duell des Aargauer Eidgenossen Patrick Räbmatter (l.) mit Andi Imhof.
Sven Schurtenberger besiegt Daniel Bösch.
Der Aargauer David Schmid (l.) beweist seine Defensiv-Stärke und kommt gegen Marcel Mathis zu einem Gestellten.
Kilian Wenger, der König von 2013, siegt zum Auftakt.
Der Aargauer Christoph Bieri (r.) kommt gegen Arnold Forrer, den König von 2001, zum Sieg.

Matthias Stucki jubelt: So sieht der Schwingerkönig 2019 aus...

Keystone

So eingeschworen die Freiämter sind, so nahe sind sich Alpiger und Räbmatter. Obwohl Alpiger für Lenzburg und Räbmatter für Zofingen schwingt, sind sie so etwas wie Brüder im Geiste. Gegenseitig bringen sie sich weiter und sind vor den Festen Sparringspartner füreinander. Das verletzungsbedingte Aus von Alpiger hat Räbmatter natürlich beschäftigt. Umso wichtiger war es, dass dieser mit Krücken am Sonntag trotzdem als Unterstützer dabei war (siehe Artikel unten).

Das Aargauer Quartett wird den Nordwestschweizer Verband wohl in den nächsten Jahren prägen. Doch was kommt dahinter? Stefan Strebel sagt: «Wir hatten im achten Gang noch neun Schwinger mit Chancen auf den Kranz.» Darunter den erst 19-jährigen Lukas Döbeli, den Bruder von Andreas. Im Kanton Aargau muss man sich keine Sorgen machen. Aber was ist mit den anderen? Den jungen Baselbieter Brüdern Janic und Lars Voggensperger wird grosses Potenzial attestiert. In Zug konnten sie aber nicht überzeugen. Und was ist mit dem Kanton Solothurn? Marcel Kropf war am nächsten am Kranz. Aber er ist bereits 33, und dahinter kommt lange nichts.

Alle Schwingerkönige in Bildern:

Christian Stucki Schwingerkönig 2019 in Zug, ZG.
47 Bilder
Matthias Glarner Schwingerkönig 2016 in Estavayer-le-Lac, FR.
Matthias Sempach Schwingerkönig 2013 in Burgdorf, BE.
Kilian Wenger Schwingerkönig 2010 in Frauenfeld, TG.
Jörg Abderhalden Schwingerkönig 2007 in Aarau, AG.
Jörg Abderhalden Schwingerkönig 2004 in Luzern, LU.
Arnold Forrer Schwingerkönig 2001 in Nyon, VD.
Jörg Abderhalden Schwingerkönig 1998, Bern, BE.
Thomas Sutter Schwingerkönig 1995, Chur, GR.
Silvio Rüfenacht Schwingerkönig 1992, Olten, SO.
Adrian Käser Schwingerkönig 1989, Stans, NW. (Er wird auf dem Foto nicht verhaftet, sondern von einer «Ehrengarde» zum Podest begleitet.)
Heinrich Knüsel Schwingerkönig 1986, Sitten, VS.
Ernst Schläpfer Schwingerkönig 1983, Langenthal, BE.
Ernst Schläpfer Schwingerkönig 1980, St. Gallen, SG.
Arnold Ehrensberger Schwingerkönig 1977, Basel, BS.
Ruedi Hungsperger (rechts) Schwingerkönig 1974, Schwyz, SZ.
David Roschi (links) Schwingerkönig 1972, La Chaux-de-Fonds, NE.
Ruedi Hungsperger Schwingerkönig 1969 Biel, BE.
Ruedi Hungsperger Schwingerkönig 1966, Frauenfeld, TG.
Karl Meli (links) Schwingerkönig 1964, Aarau, AG.
Karl Meli (links) Schwingerkönig 1961, Zug, ZG.
Max Widmer (links) Schwingerkönig 1958, Freiburg, FR.
Eugen Holzherr (links) Schwingerkönig 1956, Thun, BE.
Walter Flach Schwingerkönig 1953, Winterthur, ZH.
Kein Schwingerkönig Am Eidgenössischen 1950 in Grenchen, SO wurde kein Schwingerkönig gekürt.
Peter Vogt Schwingerkönig 1948, Luzern LU.
Kein Schwingerkönig Am Eidgenössischen 1950 in Grenchen, SO wurde kein Schwingerkönig gekürt.
Willy Lardon Schwingerkönig 1943, Zug, ZG.
Otto Marti und Werner Bürki Schwingerkönige 1940, Solothurn, SO. In diesem Jahr wurden zwei Königstitel vergeben.
Willy Lardon Schwingerkönig 1943, Zug, ZG.
Otto Marti und Werner Bürki Schwingerkönige 1940, Solothurn, SO. In diesem Jahr wurden zwei Königstitel vergeben.
Hans Roth Schwingerkönig 1931, Zürich, ZH.
Hans Roth Schwingerkönig 1931, Zürich, ZH.
Henri Wernli Schwingerkönig 1926 Luzern, LU.
Karl Thommen Schwingerkönig 1923, Vevey, VD.
Robert Roth Schwingerkönig 1921, Bern, BE.
Robert Roth Schwingerkönig 1921, Bern, BE.
Kein Schwingerkönig Am Eidgenössischen 1950 in Grenchen, SO wurde kein Schwingerkönig gekürt.
Gotthold Wernli Schwingerkönig 1911, Zürich, ZH.
Albrecht Schneider Schwingerkönig 1908, Neuenburg, NE.
Hans Stucki Schwingerkönig 1905, Interlaken, BE.
Hans Stucki Schwingerkönig 1905, Interlaken, BE.
Hans Stucki Schwingerkönig 1905, Interlaken, BE.
Frédéric Bossy Schwingerkönig 1898, Basel, BS. Es wurden zwei Schwingerkönige gekürt.
Christian Blaser Schwingerkönig 1898, Basel, BS. Es wurden zwei Schwingerkönige gekürt.
Alfons Thurneysen Schwingerkönig 1897, Biel, BE.
Alfred Niklaus Schwingerkönig 1895, Biel, BE. Der erste Schwingerkönig der Schweiz.

Christian Stucki Schwingerkönig 2019 in Zug, ZG.

Peter Schneider/EPA, Interlaken, 27. August 2017