Challenge League
Die Woche der Wahrheit: Bleibt Marco Schällibaum Trainer des FC Aarau?

Bleibt er oder bleibt er nicht? Nach langem Warten werden beim FC Aarau endlich die Weichen für die Zukunft von Trainer Schällibaum gestellt. «Das wird eine emotionale Angelegenheit für alle Beteiligten», sagt FCA-Sportchef Raimondo Ponte.

Sebastian Wendel und Ruedi Kuhn
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Trainer Marco Schällibaum (r.) erhält nach der Niederlage in Neuenburg bald Klarheit über seine Zukunft.

Trainer Marco Schällibaum (r.) erhält nach der Niederlage in Neuenburg bald Klarheit über seine Zukunft.

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Am kommenden Donnerstag wird Marco Schällibaum 55 Jahre alt. Es wird Geschenke geben, wegen der Schnapszahl vielleicht ein bisschen mehr als sonst.

Doch eigentlich will Schällibaum nur eines: Wissen, ob sein Vertrag beim FC Aarau verlängert wird oder nicht. Ein Bekenntnis von der Klubführung zu seiner Person wäre für den Zürcher das grösste Geschenk.

Schällibaum darf auf die Vertragsverlängerung hoffen, seine Chancen sind weiterhin intakt. Doch er wäre gut beraten, sich darauf einzustellen, den FC Aarau verlassen zu müssen. Denn es spricht immer mehr gegen Schällibaum als für ihn.

Beispiele gefällig? Das lange Zögern der Klubführung in der Trainerfrage ist ein klares Indiz dafür, dass es grosse Zweifel an Schällibaums Qualitäten gibt.

Aarau - Xamax, 02.04.17
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Marco Schällibaum kann mit dem Auftritt seiner Mannschaft nicht zufrieden sein.
Sébastien Wüthrich (l.) ist in Neuchâtel aufgewachsen und hat bis 2012 für Xamax gespielt. Seit diesem Sommer läuft er für den FC Aarau auf.
Marco Schällibaum bespricht sich mit seinen Spielern. Die Gesichter sprechen für sich.

Aarau - Xamax, 02.04.17

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Die 19 Punkte Abstand in der Tabelle zum sonntäglichen Gegner und Zweitplatzierten Xamax sind einfach zu viel. Und die Leistungskurve zeigt seit dem Cup-Out gegen Luzern klar nach unten – auch wenn Schällibaum dies anders sieht.

Recherchen der «Aargauer Zeitung» haben ergeben, dass Anfang dieser Woche der Verwaltungsrat tagt. Auf der Traktandenliste steht die Trainerfrage.

Ziel der Bosse ist es, dass zeitnah eine Entscheidung fällt und die betroffenen Parteien vor dem Heimspiel am kommenden Sonntag gegen Winterthur informiert sind. Wie der Entscheid ausfällt, ist trotz des Bauchgefühls contra Schällibaum offen.

Der Schnitt ins eigene Fleisch

Viel wichtiger ist, dass endlich etwas passiert. Denn nicht nur der blasse Auftritt in Neuenburg, sondern auch die Szenen danach in den Katakomben machen deutlich: Es muss eine Entscheidung her! Die Ungewissheit ist sowohl für den Trainer als auch für die Spieler unerträglich.

Und auch die Aussendarstellung des Klubs nimmt zunehmend Schaden: Anfang April keine grundsätzliche Klarheit bezüglich der wichtigsten Personalie zu haben, entspricht nicht den Mechanismen des Geschäfts.

Schällibaum ist in Neuenburg kurz angebunden, zu seiner Zukunft meint er nur: «Ich kann das alles nicht verstehen. Es nervt! Ich bin froh, dass in den nächsten Tagen etwas geht.» Das gilt auch für die Spieler, sie sind blockiert und nicht imstande, ihr volles Leistungspotenzial abzurufen. Vor allem jene, deren Vertrag ausläuft. Ihre Zukunft wird erst zum Thema, wenn die Trainerfrage beantwortet ist.

Der FC Aarau und die Woche der Wahrheit – sie wird im und um den Verein bewegen, im Brügglifeld werden die Wogen hochgehen.

Sportchef Raimondo Ponte, ein Mann von altem Schrot und Korn, sagt mit bewegter Stimme: «Das wird eine emotionale Angelegenheit für alle Beteiligten.» Speziell für Schällibaum, ein Mensch, der mit den Gefühlen Achterbahn fährt. «Es würde mir das Herz zerreissen», war im «az»-Interview seine Antwort auf die Frage, was ein «Njet» in ihm auslösen würde.

Klar ist auch: Für einen negativen Entscheid hätte Schällibaum kein Verständnis: «Ich würde es nicht verstehen.»

Die Noten der FC Aarau-Spieler nach dem Xamax-Spiel:

Ulisse Pelloni: Note 4,5 Liess sich beim Tor von Max Veloso zum 1:0 aus spitzem Winkel überraschen. Hielt sein Team danach allerdings mit vier starken Paraden im Spiel.
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Denis Markaj: Note 3,5 Hatte gegen den in der ersten Halbzeit starken Pedro Teixeira einen schweren Stand. Musste sich oft überlaufen lassen. Und der Rechtsverteidiger verlor auch viele Zweikämpfe.
Olivier Jäckle: Note 4 Der zentrale Mittelfeldspieler musste wieder einmal in der Innenverteidigung ran und wirkte in seinen Aktionen ruhig und überlegt. Die grosse Souveränität strahlte er aber nicht aus!
Igor Nganga: Note 2 Der Kongolese holte in der Nachspielzeit Samir Ramizi innerhalb des Strafraums von den Beinen. Die Folge der Aktion: Rote Karte, Penalty und Tor zum 3:1. Das Fazit: Das war die Dummheit des Tages!
Pascal Thrier: Note 3,5 Mit viel Einsatz und Willensstärke. Aber der Linksverteidiger hatte gegen den pfeilschnellen und trickreichen Raphaël Nuzzolo einen schweren Stand.
Michael Perrier: Note 4,5 Zeigte als Ballverteiler und „Scheibenwischer“ vor der Viererabwehrkette eine solide Leistung. Stopfte Löcher und gewann viele Zweikämpfe. Der beste Aarauer Feldspieler!
Geoffrey Tréand: Note 3,5 War wie immer bemüht und zeigte viel Engagement. Aber wo bleiben seine Flügelläufe? Wo bleibt die Torgefahr? Wo bleibt die Effizienz?
Zoran Josipovic: Note 4 Der Ausgleichstreffer zum 1:1 war schon sein fünfter Saisontreffer. Wenn es gefährlich wurde, dann hatte er die Füsse mit im Spiel.
Sébastien Wüthrich: Note 3 Von einer Nummer 10 muss man ganz einfach mehr erwarten. Er kommt nicht aus seiner Formkrise heraus und wurde eine Viertelstunde vor Schluss zu Recht ausgewechselt.
Daniele Romano: Note 3,5 Verfehlte das Ziel mit einem Schuss aus 20 Metern kurz vor der Pause nur knapp. Er lief zu Beginn des Spiels viel, baute in der zweiten Halbzeit aber stark ab.
Alessandro Ciarrocchi: Note 3 Ein Schuss von der Strafraumgrenze knapp am Pfosten vorbei nach 19 Minuten war seine einzige Ausbeute. Ansonsten kam er meistens einen Schritt zu spät.
Ivan Audino: keine Note Er kam in der 75. Minute für Sébastien Wüthrich und hatte keinen grossen Einfluss aufs Spiel. Zu kurzer Einsatz für eine Note.
Patrick Rossini: keine Note Er kam in der 82. Minute für Geoffrey Tréand und kam nicht mehr über eine Statistenrolle hinaus. Zu kurzer Einsatz für eine Note.
Juan Pablo Garat: keine Note Der Argentinier, der um einen neuen Vertrag kämpft, kam in der 88. Minute für Pascal Thrier und konnte nichts mehr ausrichten. Zu kurzer Einsatz für eine Note.

Ulisse Pelloni: Note 4,5 Liess sich beim Tor von Max Veloso zum 1:0 aus spitzem Winkel überraschen. Hielt sein Team danach allerdings mit vier starken Paraden im Spiel.

Sarah Rölli

Die Zukunft von Schällibaum ist ungewiss. Jene von Swen König hingegen ist aufgegleist: Der Goalietrainer hat per 31. März seinen Vertrag gekündigt. Er wird im Sommer zum FC Luzern stossen.

König hat sich in den vergangenen drei Jahren einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet, sogar der Schweizerische Fussballverband hat ihn für das Goalietraining der U20-Nationalmannschaft verpflichtet.

Sein Abgang schmerzt den FC Aarau, ist aus Königs Sicht jedoch absolut nachvollziehbar: Wie im Winter bereits Physiotherapeut Marco Dobler, der den FCA ebenfalls in Richtung Innerschweiz verlassen hat, nimmt der 31-jährige König nun den nächsten Schritt auf der Karriereleiter.

Für Spannung ist gesorgt. Bereits heute. Am Nachmittag will die Swiss Football League den Entscheid zum «Brügglifeld-Blackout» bekannt geben. Forfait-Niederlage oder Wiederholungsspiel gegen den FC Zürich? Aus FCA-Sicht ist der Fall klar: Wiederholungsspiel! Gegen eine Forfait-Niederlage würde Rekurs eingelegt.