Der 33-jährige Neuenhofer hat sein sportliches Abenteuer in Zagreb nach drei Jahren beendet. Zuletzt war er nur noch Ersatz – dafür debütierte er für Kroatien an der B-WM und führte das Team als Captain zu Silber.
Aus Dario Kostovic spricht diesen Vormittag in einem Wettinger Café die Gelassenheit. Die Gelassenheit eines Mannes, der über 500 NLA-Spiele gemacht und sich während der letzten drei Jahre in Zagreb einem Eishockey-Abenteuer gestellt hat.
Und die Gelassenheit eines Mannes, der seinen Lohn zuletzt steuerfrei in Dollars ausbezahlt erhalten hat. Zuletzt waren es sogar Petrodollars: Der russische Ölgigant Gazprom investiert für drei Jahre 10 Millionen Dollars in das Eishockeyteam aus Kroatiens Hauptstadt. Im Gegenzug spielt jenes seit der vergangenen Saison in der russischen Kontinental Hockey League mit.
Kaum mehr Einsätze
Zuvor war Zagreb zwei Saisons lang mangels ernst zu nehmender Konkurrenz im eigenen Land in der österreichischen Liga aktiv. Der Neuenhofer Kostovic, der als Kleinkind aus Kroatien mit seiner Familie in die Schweiz übersiedelte, zählte während dieser Zeit zu den Leistungsträgern.
Die vergangene Spielzeit hingegen war «eine verlorene», wie der 33-Jährige selbst sagt. Nur vier Einsätze stehen zu Buche, meistens war er überzählig. Die Road Trips, die zweiwöchigen Auswärtstouren, musste er gleichwohl mitmachen. Mit einer Ausnahme: Die 13-stündige Reise nach Wladiwostok, das über 8000 Kilometer entfernt am Japanischen Meer liegt, mussten die Überzähligen nicht antreten.
Das vergangene Jahr brachte Umstellungen mit sich, zumal für das Familienleben. Frau Jasna und die Söhne Darian (4) und Marko (bald 1) mussten sich in Geduld üben. Dank der Hilfe von Verwandten und Bekannten sei die Familie aber nie allein gewesen, sagt Kostovic. Für ihn selbst sei die Zeitverschiebung das grösste Problem gewesen. «Manchmal standen wir auf dem Eis, wenn es in der Schweiz drei Uhr am Morgen ist. Für meinen Körper war das hart.»
Die Zukunft liegt in der Schweiz
Kostovics Körper ist sein Kapital. In der Schweiz war er zwischen 1999 und 2011 in Kloten, Lugano, Ambri sowie für kurze Zeit bei den ZSC Lions in der NLA engagiert, darüber hinaus während einer Saison in der NLB in Lausanne. Als furchtloser Powerflügel im Stil eines Thomas Rüfenacht hatte er sich einen Namen gemacht.
Nach seiner Rückkehr hat er diesen eingebüsst. Die NLA wartet nicht auf Spieler in Kostovics Alter. Er stand in losem Kontakt mit Biel, ergeben hat sich bis dato aber nichts. «Ich weiss nicht so recht, was ich tun soll», sagt er offen.
Als Klage will er das nicht verstanden wissen. Denn der Gelassene sagt auch, dass er sich Zeit lassen will. «Wenn ein Hammerangebot kommt, greife ich natürlich zu. Aber sonst kann ich warten.» Gegenwärtig ist er in Kroatien im Urlaub, wo er ein Haus besitzt. Das Sommertraining gestaltet er selbst. Selbstdisziplin wurde von ihm in der KHL-Saison auch in Zagreb verlangt.
Zwei Jahre wolle er noch spielen, mindestens noch eine gute Saison haben. Das könne auch bei einem ambitionierten Verein in der NLB sein, am besten mit einer Möglichkeit, seine geplante Trainerkarriere zu forcieren. «So aufhören will ich jedenfalls nicht», sagt Kostovic auf die vergangene Saison angesprochen.
WM-Debüt mit Kroatien
Die endete dennoch mit einem Höhepunkt: seiner ersten WM-Teilnahme. Kostovic erhielt vom internationalen Eishockeyverband die Erlaubnis, für die kroatische Nationalmannschaft zu spielen. Die war 2013 in eine der beiden B-Gruppen aufgestiegen.
Der Aargauer führte die Equipe im vergangenen April an der Weltmeisterschaft als Captain an und war beim überraschenden Silbermedaillengewinn Topskorer. «Ein fantastisches Erlebnis», schwärmt er. Findet er einen neuen Verein, stehen die Chancen auf eine weitere WM-Teilnahme gut.
Vielleicht kann er schon im kommenden Dezember wieder internationale Luft schnuppern. Zagreb ist zum Spengler-Cup eingeladen worden. Nicht selten ergänzen die ausländischen Vereine dabei ihre Kader mit Schweizer Spielern.
Sprachbarrieren im Hause Kostovic
Eine temporäre Rückkehr zum Team ist für Kostovic denkbar, eine Rückkehr nach Kroatien aber nicht mehr, nicht nur wegen der fehlenden sportlichen Perspektive. «Meine Kinder sollen in der Schweiz aufwachsen und zur Schule gehen. Hier ist es sicherer.»
Ein Problem dabei im Moment: Darian spricht kaum Deutsch. «Meine Frau und ich sprechen oft Deutsch mit ihm - aber in Neuenhof lernt er es von den anderen Kindern nicht unbedingt», erklärt der stolze Vater lachend. Apropos Sprachbarriere: Kostovic habe im Eishockey-Boomland Kroatien die Chance gehabt, eine entsprechende Fernsehshow zu moderieren, aber abgelehnt. «Das kam für mich nicht infrage: Mein Kroatisch ist nicht gut genug.»