Zwei starke fünfte Plätze gab es für Matthias und Kathrin Stirnemann als Lohn für die mutige Fahrweise beim BMC-Racing-Cup in Gränichen. Esther Süss musste den sicher geglaubten Sieg wegen eines Defekts in der letzten Runde begraben.
Kathrin und Matthias Stirnemann stiegen mit einer couragierten Einstellung in ihr Heimrennen. Beide fuhren im BMC-Racing-Cup in Gränichen sehr offensiv, machten sich als Verfolger auf die Jagd nach den Leadern, lagen zwischenzeitlich sogar auf einem Podestplatz, mussten gegen Schluss ihrem Husarenritt aber etwas Tribut zollen und beendeten das Rennen – wie man das von Geschwistern erwarten kann – einträchtig jeweils auf Platz 5.
Zuerst war die 24-jährige Kathrin beim Eliterennen der Frauen an der Reihe. Nach zwei der sechs Runden sah sie sich als erste Verfolgerin der vorneweg stürmenden Esther Süss. «Doch dann spürte ich die Pollen und das heisse Wetter», sagte die Gränicherin später. Kathrin Stirnemann ist allergisch auf Gräser, inhaliert wenn nötig deshalb jeweils vor dem Rennen. «Aber nach drei Runden liess die Wirkung nach», sagte sie. «Dazu habe ich wohl für den schnellen Start etwas gebüsst.»
Mit dem fünften Platz durfte sie dennoch mehr als zufrieden sein. Überhaupt läuft es ihr in dieser Saison so gut wie noch nie. Speziell in den Eliminator-Rennen feierte sie schon mehrere internationale Erfolge. Auf den Grund für diese Stärke angesprochen, zeigt Kathrin Stirnemann auf den eigenen Körper. «Ich bin nicht gleich gebaut wie Esther Süss. Mir liegen diese kurzen Rennen mit hohen Anforderungen an die Technik und die Explosivität.» Dazu ist ihr kräftiger, muskulöser Körperbau ideal.
Der zwei Jahre jüngere Bruder Matthias entspricht von der Erscheinung her eher dem typischen Ausdauerathleten. Ausdauer bewies er auch während des gestrigen Rennens. Der BMC-Fahrer lag von Anfang an in der Spitzengruppe, zwischenzeitlich gar auf dem dritten Rang, doch das Tempo von Lukas Flückiger und Julien Absalon war für ihn dann doch eine Spur zu schnell. Zwar verlor er bis ins Ziel noch zwei Ränge, doch auf einen Einbruch wartete man trotz des Blitzstartes vergeblich. In dieser Form darf Matthias Stirnemann sogar auf einen Titelgewinn im U23-Rennen der Europameisterschaft in zwei Wochen hoffen.
Die Geschwister Stirnemann weisen bei der Suche nach Gründen für die tolle Form auf die gemeinsam absolvierte Spitzensport-RS im Winter hin. «Ich konnte dort nach meiner Lungenembolie im Herbst meine Form ohne Druck und ohne Stress aufbauen», sagt Kathrin. «Ich bin sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit dazu erhalten haben», meint Matthias.
Nur in einem Punkt gehen die Stirnemanns seit dieser Saison getrennte Wege – bei der Wahl ihres Trainers. Während Kathrin noch immer von Vater Beat betreut wird, hat sich Matthias punkto Mountainbike vom Vater emanzipiert. «Vater und Trainer zugleich ist keine einfache Ausgangslage. Wir lagen uns zuletzt zu oft in den Haaren. Mit diesem Wechsel zu Beat Müller ist das Verhältnis zu meinem Vater besser geworden,» sagt Matthias Stirnemann.