Der TV Möhlin startet morgen in die neue NLB-Saison. Für Captain Sandro Soder wird es die letzte sein.
Der TV Möhlin ohne seinen Captain Sandro Soder – das ist eigentlich unvorstellbar. Seit 13 Jahren läuft der mittlerweile 29-Jährige für die erste Mannschaft des TV Möhlin auf. Er hat die gesamte Nachwuchsabteilung des Vereins durchlaufen und ist längst zur Identifikationsfigur und zum Publikumsliebling avanciert. Und trotzdem wäre es beinahe so weit gekommen, dass der TV Möhlin die neue Saison ohne Sandro Soder in Angriff hätte nehmen müssen.
«Ich hatte meinen Rücktritt eigentlich bereits kommuniziert. Ich bin nicht mehr der Jüngste und hatte zuletzt immer mehr mit meinem Körper zu kämpfen. Zudem habe ich vor vier Wochen geheiratet und werde bald Vater. Da wird die ohnehin schon knappe Zeit noch knapper», sagt Soder.
Nach der starken letzten Saison – der TV Möhlin landete auf Rang 4 – steigen die Erwartungen. «Glaubt man den Stammtischgesprächen, steigen wir bereits diese Saison auf», sagt Trainer Zoltan Cordas lachend. «Das ist aber natürlich nicht unser Ziel. Man darf nicht vergessen, woher wir kommen. Vor der letzten Saison ist Möhlin zwei Mal beinahe abgestiegen.» Cordas und seine Spieler wollten in diesem Jahr die 40-Punkte-Grenze knacken. Das sind fünf Zähler mehr als im Vorjahr. Kein einfaches Unterfangen, denn mit Sebastian Kaiser fällt ein Schlüsselspieler mehrere Monate verletzt aus und in der Vorbereitung waren einige Akteure angeschlagen oder fehlten teilweise. «Ich will keine Ausreden suchen. Wir wollen diese 40 Punkte holen – egal wie», sagt Cordas. Ein Sieg zum Auftakt gegen die SG Yellow/Pfadi Espoirs wäre ein erster Schritt.
Doch der Verein und die Mannschaft um Trainer Zoltan Cordas wollten Soder unbedingt in ihren Reihen halten. Dank einer Sonderregelung – Soder muss nicht alle Trainings besuchen – wird er noch eine Saison anhängen. «Auch wenn ich so natürlich nicht mehr den Anspruch haben kann, immer zu spielen, habe ich unter diesen Bedingungen gerne nochmals für ein Jahr zugesagt. Es wird aber definitiv meine letzte Saison sein – egal, was passiert», so Soder, der in Möhlin wohnt und als Sanitär arbeitet.
Dass der 29-Jährige seine Mannschaft auch in dieser Saison als Captain anführen wird, ist angesichts der Tatsache, dass er weniger trainiert und damit auch weniger Spielminuten absolvieren wird, nicht selbstverständlich. «Ich habe mein Amt als Captain zur Verfügung gestellt», sagt Soder. «Aber meine Teamkollegen und der Trainer wollten, dass ich trotzdem Captain bleibe. Das hat mich extrem gefreut und ich fühle mich geehrt, Captain dieser Mannschaft sein zu dürfen.» Diese Geste seiner Mannschaftskameraden zeigt, welchen Respekt und welches Ansehen Soder innerhalb der Mannschaft geniesst.
Dessen ist sich auch Trainer Zoltan Cordas bewusst. «Sandro ist sicher nicht der talentierteste Handballer, aber er ist enorm fleissig, arbeitet hart und bringt die nötige Frechheit ins Spiel. In diesen Belangen ist er ein Vorbild für alle. Genau solche Leute brauchen wir in unserem Team und ich werde alles dafür tun, dass er auch nach seiner Karriere als Spieler Teil der Mannschaft und des Vereins bleibt.»
Bevor es aber soweit ist, wird Sandro Soder noch eine letzte Saison – seine 13. in Serie im Dress der ersten Mannschaft des TV Möhlin – bestreiten. Es ist für ihn quasi eine Abschiedstournee, die er noch einmal so richtig geniessen will. «Ich freue mich auf die Saison, weiss aber schon jetzt, dass der endgültige Abschied sehr schmerzhaft sein wird. Für den TV Möhlin spielen zu dürfen, bedeutet mir alles», sagt Soder. Höchstens noch 26 Mal – oder, falls der TV Möhlin die Barragespiele erreichen sollte, noch zwei weitere Male – wird sich Sandro Soder vor einem Meisterschaftsmatch das Dress des TV Möhlin überziehen können und seine Mannschaft aufs Feld führen.
Zum Auftakt in die neue NationalligaB-Meisterschaft wird er dies morgen Freitag in Winterthur beim Spiel gegen die SG Yellow/Pfadi Espoirs (20.30 Uhr, Eulachhalle) tun.