Nachfolger
Der neue FC-Aarau-Präsident heisst Philipp Bonorand: «Ich bin ein grosser Fan – das Feuer brennt in mir»

Nach über einjähriger Suche ist der Wunsch von Alfred Schmid doch noch in Erfüllung gegangen: Er hat einen Nachfolger als FCA-Präsident gefunden. Dieser heisst Philipp Bonorand und soll 2020 von der Generalversammlung der FCA AG gewählt werden. Eine überraschende Wahl, aber eine logische.

Sebastian Wendel
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«Will denn niemand Präsident werden?», fragte die «Aargauer Zeitung» vor zwei Wochen. Nichts deutete darauf hin, dass Langzeit-Präsident Alfred Schmid (seit 2007) einen Nachfolger finden würde. Doch am 6. Mai, zwei Tage nach dem glanzvollen Heimsieg gegen Lausanne (3:0), setzt der FC Aarau das nächste Ausrufezeichen: Mit Philipp Bonorand steht der neue Präsident bereit.

Offiziell soll er erst im Sommer 2020, nach einem Jahr «Probezeit» als Vizepräsident, zum neuen Vorsitzenden der FC Aarau AG gewählt werden. Doch wer am Montagnachmittag an der Pressekonferenz genauer zugehört hat, den würde nicht überraschen, wenn Schmid in der Praxis kommenden Juni das Zepter an Bonorand übergibt, den Neuen eine Zeit lang beratend begleitet und sich bereits Ende 2019 aus dem Verwaltungsrat zurückzieht. Bonorand lächelnd auf die entsprechende Frage: «Mal schauen.»

Die Bilder von der Pressekonferenz:

Der designierte FCA-Präsident Philipp Bonorand (links) mit Noch-Präsi Alfred Schmid (Mitte) und Vizepräsident Roger Geissberger
10 Bilder
Philipp Bonorand wird per GV 2020 als neuer Präsident vorgeschlagen.
Philipp Bonorand, Präsident Alfred Schmid und Vizepräsident Roger Geissberger (v.l.).
Präsident Alfred Schmid und Vizepräsident Roger Geissberger (v.l.).
Es folgen weitere Bilder von der Pressekonferenz.

Der designierte FCA-Präsident Philipp Bonorand (links) mit Noch-Präsi Alfred Schmid (Mitte) und Vizepräsident Roger Geissberger

AZ

Philipp Bonorand – mit dem erst 38-Jährigen hat niemand gerechnet. Und doch ist die Wahl der aktuellen FCA-Führung auf den Tierfutter-Produzenten eine logische. Bonorand ist im Brügglifeld kein Unbekannter: Aufgewachsen in Gehdistanz zum Heimstadion schlägt sein Herz seit Kindesbeinen für «das Aushängeschild der Stadt Aarau», wie er den FCA bezeichnet. Von 2000 bis 2008 war Bonorand in verschiedenen Funktionen für den FC Aarau tätig, ab 2003 als Mitglied der ersten Geschäftsleitung der damals gegründeten AG. «Ich bin beeindruckt, zu welch professionellem Fussballunternehmen sich der FC Aarau entwickelt hat», sagt er.

Nach seinem Austritt 2008 eignete sich Bonorand die unternehmerischen Skills an, die im Pflichtenheft eines FCA-Präsidenten ganz oben angesiedelt sind. Er ist mittlerweile Inhaber der Firma Vital AG in Oberentfelden sowie Inhaber und Geschäftsführer der Firma Multiforsa AG in Auw (zusammen rund 100 Angestellte). Beide Firmen produzieren und handeln mit Futtermitteln für die Landwirtschaft und machen jährlich 40 Millionen Franken Umsatz.

Sein Vater Reto Bonorand, von dem Philipp die Vital AG übernommen hat, ist eines der Gründungsmitglieder der mächtigen FCA-Gönnervereinigung «White Socks». Diese, so Alfred Schmid, und der «Club 100» hätten die Wahl von Bonorand mit grosser Mehrheit befürwortet.

Auch politisch ist der designierte FCA-Präsident als ehemaliger SVP-Einwohnerrat (2004 bis 2010) bestens vernetzt: Während Bonorands Amtszeit im Aarauer Stadtparlament stimmte die Bevölkerung zweimal «Ja» zum neuen Stadion, die Dossiers hat er damals eng begleitet. «Dass ich 2019 als neuer Präsident vorgestellt werde und das Stadion immer noch nicht steht, hätte ich damals nicht für möglich gehalten», sagt er.

Doch die durch die offene Stadionfrage akute Ungewissheit, wohin der Weg des FCA langfristig führt (Profi- oder Amateurfussball), habe seine Entscheidung nicht beeinflusst. «Nach der Anfrage von Alfred Schmid war die Freude riesig, dass er auf mich gekommen ist. Ich werde mich ab 2020 der Verantwortung als Präsident stellen, auch wenn wir bis dahin eine Niederlage in der Stadionabstimmung erleiden sollten. Was ich aber nicht glaube.»

Bonorand ist bereit, den FC Aarau notfalls auch finanziell zu unterstützen. So, wie es Alfred Schmid und seine Crew in den vergangenen Jahren einige Male getan haben. «Aktuell ist das aber nicht nötig», so Bonorand, «der FCA hat keinen Franken zu viel, aber auch keine Schulden. Umso motivierter bin ich für die neue Aufgabe.»