Aarau zittert gegen Le Mont das 1:0 über die Zeit. Besle bringt die Aargauer in der 32. Minute in Führung. Trotz vielen guten Chancen für Aarau bleibt es das einzige Tor.
Er ist furchteinflössend, wirkt unkontrollierbar und macht mit seinem Blick Jagdgelüste deutlich: der Aarauer Adler. Die Fan-Choreo vor dem Le-Mont-Match konvergiert schon seit längerem nicht mehr mit der Realität.
Im Sommer wurden dem Aarauer Adler mit dem Abstieg aus der Super League die Flügel gebrochen. In der Challenge League kämpfte er sich mühevoll bis zur Winterpause. Das Verlangen ist gross, endlich wieder zu fliegen. Die Genesung aber verläuft schleppend.
Am Sonntagnachmittag gelingt dem Aarauer Adler mit dem Vollerfolg gegen Le Mont aber ein erfolgreicher Flugversuch – trotz kaputten Flügeln.
1:0 gewinnt der FC Aarau gegen ein Le Mont, das seinen Ruf als zuverlässigen Aufbauhelfer auch in der 22. Runde der Challenge League zementiert. Vor allem in der ersten Hälfte igelt sich die Equipe aus der Westschweiz in der eigenen Spielhälfte ein. Eine Offensivabteilung gibt es nur auf dem Papier, für ein effektives Umschaltspiel fehlt die Gedankenschnelligkeit – und das Personal.
Trotz Le Monts kollektivem Rückzug offenbaren die Aarauer schnell reichlich Kittpotenzial in der gegnerischen Abwehr: 180 Sekunden nach Anpfiff erwischt Rossini Gäste-Schlussmann Omlin zwischen den Beinen, geklärt wird der Ball erst auf der Linie. Es folgen weitere Chancen, das macht Hoffnung. Tore fallen in den ersten 30 Minuten aber keine. Meist ist es der letzte Pass, der nicht gelingen will. Das Selbstvertrauen des Adlers ist weiterhin gebeutelt.
Was er allerdings in den darauffolgenden knapp zehn Minuten aufbaut, ist das, was man zuletzt vermisst hat: Dominanz. Die Chancen werden zwingender, dann schlägt Miguel Peralta in der 32. Minute einen Corner, der in Le Monts Strafraum Chaos stiftet. Lieder kommt zum Schuss, sein Versuch prallt ab. Wieder rollt das Leder zu Peralta, diesmal gelingt die Flanke besser: Niemand scheint die Bewachung von Stéphane Besle prioritär zu behandeln, dieser köpft ein. 1:0. Aufbauhilfe à la Le Mont.
Der Adler fliegt, ist tonangebend und doch noch verwundbar. In der zweiten Halbzeit verliert Aaraus Auftritt an Überzeugung. Grosschancen werden ausgelassen, gleichzeitig übertölpeln weite Bälle mehrfach die Abwehr der Hausherren.
«Wir liessen uns unnötig in unsere Hälfte zurückdrängen», erklärt Miguel Peralta Le Monts Auferstehung treffend. Plötzlich zittert der Adler wieder. Es sind ungemütliche Schlussminuten auf dem gebeutelten Brügglifeld-Rasen. Der Sturzflug bleibt aus, weil Le Monts Impotenz zu gross ist. «Und wir nicht den Kopf verloren haben», fügt Aarau-Chef Schällibaum an. Fussball für Feinschmecker war das aber bei weitem nicht.
«In unserer Situation zählt nur der Sieg», relativiert Peralta. Fest steht: Dieser Sieg bringt ein kleines Polster, mehr nicht. Denn Aarau befindet sich nach diesem Erfolg zwar auf Rang sieben, ist aber weiterhin nur drei Punkte vom Abstiegsplatz entfernt. «Wir werden diesen Auftritt nicht überbewerten», versichert Peralta.
Auch Coach Schällibaum, der mit Rossini und Lieder erstmals in dieser Spielzeit zwei Stürmer von Beginn weg nominierte, versteht es, diesen Sonntagnachmittag rational einzuordnen: «Es ist nur ein kleiner Schritt, aber ein sehr wichtiger.» Für die Moral. Für die Fans. Für die Tabelle. Seit Ende November ist die Brügglifeld-Elf nun ungeschlagen, aus vier Rückrundenspielen resultierten acht Punkte. Der Genesungsverlauf des Aarauer Adlers stimmt positiv. In Sachen Flugakrobatik gibt es aber noch Verbesserungspotenzial.
Aarau - Le Mont 1:0 (1:0)
Brügglifeld. – 3536 Zuschauer. – SR: Schärer. – Tor: 32. Besle 1:0.
Aarau: Deana; Nganga, Besle (62. Mobulu), Garat, Jaggy; Peralta, Burki, Jäckle, Radice; Rossini, Lieder (88. Perier).
Le Mont: Omlin; Reis, Tall, Ndzomo, Markaj; Gygax, Hochstrasser (84. Fejzulahi), Zambrella, Dubajic (63. Njo-Léa); O. Mustafi, Pacarizi (62. Pimenta).
Bemerkungen: Aarau ohne Russo, Thaler (beide verletzt), Josipovic und Hammerich (beide nicht im Aufgebot). Le Mont ohne Moussilou, Marque (beide verletzt), E. Mustafi, Khelifi, Richard, Gauthier und Mossi (alle nicht im Aufgebot).
Verwarnungen: 2. Jäckle, 6. Besle, 40. Markaj, 73. Tall (alle Foul).