Marco Schneuwly zeigte gegen Winterthur, dass er das Toreschiessen nicht verlernt hat und schnürte seinen ersten Doppelpack für den FC Aarau. Reden will der Stürmer nach dem Schlusspfiff mit der «Aargauer Zeitung» allerdings nicht.
Die Freude, am Freitagabend im Heimspiel gegen Winterthur (2:2) zwei Mal einen Rückstand aufgeholt zu haben, wird knapp 24 Stunden später getrübt: Weil GC am Samstag gegen Stade Lausanne-Ouchy 1:0 gewinnt, liegt der FC Aarau nun zehn Punkte hinter Rang 2, der Ende Saison zur Teilnahme an der Barrage berechtigt.
Und nichts weniger als das hat die Klubführung vergangene Woche zum Ziel ausgerufen. Das ohnehin schon sehr ambitionierte Vorhaben wird nach dem 16. Spieltag noch schwieriger zu erreichen.
Anders gesagt: Die zwei verbleibenden Spiele bis zur Winterpause gegen Schaffhausen und Chiasso muss Aarau gewinnen und gleichzeitig auf Punktverluste von GC hoffen, um den Fokus weiter nach vorne richten zu dürfen.
Vielleicht aber tun die Aarauer ohnehin vorerst besser daran, die Gedanken an die Barrage beiseite zu schieben und demütig von Spiel zu Spiel zu denken. Im Wissen, dass in den sechs Vorrunden-Duellen gegen Lausanne, GC und Winterthur kein Sieg gelungen ist. Gegen die Mannschaften also, mit denen der FC Aarau auf dem Papier das Spitzenquartett der Challenge League bildet.
Doch zurück zum Winterthur-Spiel: FCA-Trainer Patrick Rahmen verwies als positive Erkenntnis auf die Moral und Solidarität seiner Spieler. Attribute, die schon in den vorangegangenen Partien gegen Vaduz (2:2), als Aarau ebenfalls zwei Mal einen Rückstand egalisieren konnte, und gegen GC (0:0) zu einem Punkt verhalfen.
Das Unentschieden gegen Winterthur war das dritte in Folge und sicherlich das glücklichste: Mit mehr Effizienz vor dem Tor hätten die Gäste gut und gerne 3:0 statt nur 1:0 führen können, der FC Aarau war zu Beginn komplett überfordert. Das gleiche Bild nach der Pause, als es wieder «Winti» war, das wacher aus der Kabine kam mit dem einen Tor zum 2:1 zu wenig aus seiner temporären Überlegenheit machte.
Dass der Punktgewinn am Ende aus Aarauer Sicht nicht unverdient war, lag an der Leistungssteigerung nach den Ausgleichstoren zum 1:1 und 2:2. Beide Treffer fielen aus dem Nichts und sinnbildlich dafür hiess der Torschütze zwei Mal Marco Schneuwly, der nach langer Ladehemmung und unterirdischer Startphase gegen Winterthur plötzlich von 0 auf 100 da war. Zwei typische Schneuwly-Tore, erzielt aus kurzer Distanz und dank seinem Instinkt, der ihn nie verlassen hatte, anders als die Kaltblütigkeit vor dem gegnerischen Tor.
Reden will Schneuwly nach dem Schlusspfiff nicht mit der «Aargauer Zeitung». Scheinbar hallt der Ärger über einen im Sommer erschienenen kritischen Artikel über Schweuwly noch immer nach.
Was aus seiner Sicht irgendwo verständlich ist: Nicht nur das FCA-Umfeld hatte bei seinem Verpflichtung vor eineinhalb Jahren in erster Linie viele Tore von Schneuwly erwartet, vor allem auch er selber.
Mit dem Stolz des zweitbesten Torschützen Super-League-Torjägers seit 2003 (103 Tore in 334 Spielen) ist er nach Aarau gekommen, die Erwartungen hat er in dieser Hinsicht bislang nicht erfüllt: Sein erster Doppelpack für Aarau gegen Winterthur verschönert die Bilanz von sieben Toren in 42 Einsätzen nur marginal.
Einer, der bedingungslos zu Schneuwly gehalten hat, ist sein Trainer. «Marco hat sich nie hängen lassen und in den Trainings gezeigt, dass er das Toreschiessen nicht verlernt hat. Leider hat es in den Spielen zu selten angehängt. Umso mehr freue ich mich für ihn, dass er sich gegen Winterthur endlich belohnt hat», sagt Patrick Rahmen.
Seine Treue zu Schneuwly gründet mitunter in dessen Uneigennützigkeit. Er leiste für einen Stürmer ungewöhnlich viel für die Defensive – und: «Marco hat sich nie beschwert, dass er oft am Flügel statt auf seiner angestammten Position im Sturmzentrum spielen musste. Das ist nicht selbstverständlich.»
Für den FC Aarau bleibt zu hoffen, dass die Rückkehr von Schneuwlys Abschlussstärke nachhaltig ist. Für ihn selber wäre es das beste Argument für eine Vertragsverlängerung. Ein Verbleib des 34-Jährigen über die laufende Saison hinaus ist für die Verantwortlichen gemäss AZ-Infos eine ernsthafte Option.