Swiss Bike Cup
Dank Improvisationstalent zu maximaler Flexibilität

Warum es die Organisatoren des Swiss Bike Cup in Gränichen schaffen, ihren Event nicht frühzeitig absagen zu müssen.

Martin Probst
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In Gränichen hoffen sie auf ein Mountainbike-Wunder.

In Gränichen hoffen sie auf ein Mountainbike-Wunder.

Yves Solenthaler

Wie machen sie das nur? Während überall und gleich reihenweise Sportveranstaltungen abgesagt werden und das meist schon Wochen vor dem geplanten Event, arbeiten die Organisatoren des Swiss Bike Cup in Gränichen weiter daran, am ersten Juniwochenende ein Mountainbike-Rennen durchzuführen. Und dies gleich vorneweg: den Realitätssinn haben sie nicht verloren. «Wir sind uns bewusst, dass die Chancen sehr klein sind», sagt OK-Präsident Manuel Eichenberger. «Aber wir könnten sogar erst eine Woche vorher absagen.» Das erstaunt aus mehreren Gründen, vor allem aber aus finanzieller Sicht.

In der Regel ziehen Veranstalter frühzeitig die Notbremse. Also spätestens dann, wenn die grossen Budgetposten anstehen. In Gränichen haben Eichenberger und sein Team eine Lösung gefunden, das Kostenrisiko zu senken. «Wir haben mit den Lieferanten flexible Verträge abgeschlossen. Das heisst, wir können auch kurzfristig ohne kostenfolge stornieren.» Dem OK kommt zugute, dass es das lokale Gewerbe berücksichtigt. «Die meisten Firmen sind nur schon froh, einen möglichen Auftrag zu haben.» Die Firmen gehen also lieber etwas ein, das scheitern könnte, als gar keine Chance auf Einnahmen zu haben. «Das erhöht unsere Flexibilität in Bezug auf die Durchführung enorm.»

Doch selbst wenn der Bundesrat für den Juni eine Lockerung des Veranstaltungsverbots beschliessen würde, auch der Internationale Radsportverband UCI könnte das Rennen verhindern, da für ein Hors-Categorie-Rennen die Reisefreiheit aller internationalen Athletinnen und Athleten gewährleistet sein muss. Die UCI hat vorerst bis 1. Juni alle Rennen abgesagt und es scheint eher unwahrscheinlich, dass die Massnahmen nicht ausgedehnt werden. Doch auch dafür haben die Organisatoren in Gränichen ein Konzept. «Wir klären, ob wir in diesem Fall das Rennen herunterstufen könnten», sagt Eichenberger. «Die besten Mountainbiker brennen darauf, Rennen zu fahren. Ich bin mir sicher, dass ihnen der Status egal wäre.» Kurz: Nino Schurter und Co. würden eine Startgelegenheit wohl auch nutzen, wenn es weniger UCI-Punkte zu gewinnen gäbe. Ob die UCI dem Vorgehen zustimmen würde, ist allerdings offen.

So oder so: Die Stolpersteine sind zahlreich und Manuel Eichenberger und sein Co-Präsident Rafael Geiser wissen, dass die Bemühungen vermutlich vergebens sind. «Trotzdem wollen wir es versuchen. Klar aber ist: Falls es ein Rennen geben wird, dann in einem kleineren Rahmen als gewohnt.» So bekommen die Veranstalter aufgrund der Coronakrise bereits mit Sicherheit keine Unterstützung durch den Zivilschutz. Damit gehen zahlreiche Helfer verloren, die den Event sonst möglich machen. «Aber auch diese Situation könnten wir irgendwie lösen.»

Eine Verschiebung kommt für das OK hingegen nicht in Frage. «Wenn im Herbst wieder alles erlaubt ist, wird es eine Übersättigung geben», sagt Eichenberger. «Unser Event und damit auch unsere Sponsoren würden in der Fülle des Angebots untergehen. Davon würde niemand profitieren.» Und eines garantiert Eichenberger: «Sollte es 2020 nicht funktionieren, werden wir 2021 wieder ein Rennen haben. Finanziell überstehen wir das.»