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Sport (AZ, BT)
Der FC Aarau lässt dem FC Winterthur im Cup-Viertelfinal keine Chance und gewinnt nach einem dominanten Auftritt hochverdient mit 3:0. Auf welchen Gegner die Aarauer im Halbfinal treffen werden, ist noch nicht bekannt.
Es ist das Duell der Riesentöter: Hier der FC Aarau, der im Achtelfinal die Cupmacht Sion mit 4:2 aus dem Wettbewerb kegelte. Dort der FC Winterthur, der die Gunst der Stunde nutzte und den taumelnden FC Basel in dessen Stadion gleich mit 6:2 besiegte.
Und obwohl Aarau in der Liga sieben Punkte vor den Winterthurern liegt und der Viertelfinal im heimischen Brügglifeld steigt – vor dem Anpfiff einen Favoriten zu suchen, ist wie Stochern im Nebel.
Umso erstaunlicher das Bild 90 Minuten später: Aarau 3, Winterthur 0. Ein auch in dieser Höhe korrektes Verdikt. Während der FCA von Anfang an in die Vollen geht und sich gar nicht erst auf ein Abtasten einlässt, machen die Gäste zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als wäre ihnen etwas an der grossen Chance auf den Halbfinaleinzug gelegen.
Der beste Beweis dafür: Aarau-Goalie Simon Enzler ist nur in einer Szene gefordert, als er Mitte der ersten Halbzeit Winterthur-Captain Davide Callà den Ball vom Fuss stibitzt.
Zu diesem Zeitpunkt führt Aarau dank Mickael Almeida mit 1:0, dessen Treffer in der 12. Minute eine Massflanke von Donat Rrudhani vorangeht. In der 41. Minute erhöht Leon Bergsma auf 2:0, auch der Holländer profitiert von der punktgenauen Vorarbeit eines Kollegen, indem er den Eckball von Shkelzen Gashi hinter die Linie drückt.
Zur Halbzeit ist klar: Nur wenn Aarau wie schon so oft in dieser Saison nach der Pause in den Larifari-Modus schaltet, wird die Partie nochmals spannend.
Doch im Cup herrschen bekannt eigene Gesetze: Und so powert das Heimteam einfach weiter und setzt bereits in der 49. Minute zur Kür an. Jérôme Thiesson nimmt Winterthurs Buess den Ball ab und dann, statt sich wieder zurückzuziehen, flankt der Innenverteidiger (!) in Beckham-Manier zur Mitte, wo Gashi wie ein Torpedo zum Ball hechtet und diesen mit dem Kopf zum 3:0 versenkt.
«Wir müssen eingestehen, dass Aarau in allen Belangen überlegen war», zeigt nach dem Schlusspfiff der ehemalige FCA-Aufstiegsheld Callà Grösse in der Niederlage.
Während für ihn und Winterthur die Saison nach dem Cup-Out und angesichts von zwölf Punkten Rückstand in der Liga auf den Barrage-Platz gelaufen scheint, tanzt Aarau weiterhin auf zwei Hochzeiten. «Diesen Abend dürfen wir geniessen – mehr nicht. Jetzt kommt die heisse Phase, Ausrutscher sind nicht mehr erlaubt, aber wir sind überzeugt von unserer Qualität», sagt Captain Olivier Jäckle.
In der Challenge League geht es am Samstag auswärts in Neuenburg weiter, doch im Cup ist punkto Halbfinal-Gegner keine Tendenz erkennbar: Denn während Aarau als erster Halbfinalist feststeht, werden in dieser Woche noch drei Achtelfinals ausgetragen. Wirrwarr à la Corona.
Apropos: Wegen Corona sind in den Sportstadien seit Monaten keine Fans zugelassen – doch am erstmaligen Halbfinaleinzug des FC Aarau seit 16 Jahren haben sie trotzdem ihren Anteil. Es beginnt am Vortag der Partie, als im Abschlusstraining plötzlich rund 50 Hardcore-Supporter auftauchen und mit Schlachtrufen der Mannschaft für das Duell gegen Winterthur einheizen.
Am Spiel selber dann stellen sich so viele Fans wie noch nie in den vergangenen Monaten hinter der Stadionmauer auf und feuern die Spieler pausenlos an, nach jedem Tor herrscht Ekstase pur. Und als auf der Matchuhr die letzten Sekunden zerrinnen, knallen in der Dämmerung Rauchpetarden und Raketen.
Captain Jäckle: «Schön, dass die Fans auch in diesen Zeiten hinter uns stehen. Trotzdem warten wir sehnlichst darauf, dass sie wieder ins Stadion dürfen.» Die Szenen hinter der Stadionmauer reichen aus, um sich auszumalen, was ohne Corona-Barriere im Brügglifeld losgewesen wäre.
Brügglifeld. - 5 Zuschauer. - SR: Jaccottet. - Tore: 12. Almeida (Rrudhani) 1:0. 41. Bergsma (Gashi) 2:0. 49. Gashi (Thiesson) 3:0.
Aarau: Enzler; Giger, Thiesson, Bergsma, Conus; Rrudhani (71. Spadanuda, 88. Zverotic), Jäckle, Hammerich (88. Schneider), Aratore; Almeida (88. Schwegler), Gashi (53. Stojilkovic).
Winterthur: Marzino; Gantenbein (66. Isik), Baak, Lekaj, Wittwer: Pepsi (46. Omerovic), Arnold (66. Kriz); Callà (66. Ltaief), Alves (46. Ballet), Ramizi; Buess.
Bemerkungen: Aarau ohne Balaj (gesperrt), Schindelholz (krank), Peralta, Qollaku, Thaler, Verboom (alle verletzt), Avdyli, Caserta und Hajdari (alle nicht im Aufgebot). Winterthur ohne Di Nucci (krank), Costinha, Gonçalves, Muci, Nezaj, Roth, Schüpbach, Spiegel (alle verletzt), Dakaj, Emeghara, Hammer, Pauli, Rama und Volkart (alle nicht im Aufgebot). - Verwarnungen: 30. Arnold, 36. Thiesson, 79. Omerovic, 93. Lekaj (alle Foulspiel).