Die Lücke im Aarauer Sturmzentrum ist geschlossen - mit dem 21-jährigen Shkelqim Vladi, der leihweise bis Ende Saison von Schweizer Meister YB ins Brügglifeld wechselt. Die erste Saisonhälfte verbrachte er in der Westschweiz, wo man seinen Wechsel zu einem direkten Konkurrenten bedauern dürfte.
Nicht Raul Bobadilla, sondern Shkelqim Vladi heisst der neue Stürmer des FC Aarau. Was für ein Unterschied zwischen dem 34-jährigen Starspieler aus Argentinien, der in Basel, Bern und in der Bundesliga für Furore sorgte - und dem 21-jährigen, hiesig gänzlich unbekannten Thuner mit kosovarischen Wurzeln, der auf ein halbes Jahr als Profi verweisen kann, bei Yverdon Sport, wo er die erste Hälfte der laufenden Saison absolvierte.
Die sportlichen Verantwortlichen im Brügglifeld dachten bei der Suche nach einem treffsicheren Stürmer gross, was die Kontaktaufnahme bei Bobadilla (die AZ berichtete) beweist. Doch im Spätherbst wusste Sportchef Sandro Burki noch nicht, wie viel Geld genau er ausgeben kann. Jetzt, wo feststeht, dass kein grosser Name mit Routine zum FC Aarau stösst, sondern ein unfertiger Jungstürmer leihweise vom Schweizer Meister YB kommt, ist davon auszugehen, dass Burkis Budget eher schmal bemessen war.
Damit lassen sich auf dem Transfermarkt natürlich keine grossen Sprünge machen, die grossen Jubelstürme im FCA-Umfeld wird der Name Shkelqim Vladi wohl nicht auslösen. Trotzdem gibt es Gründe, die für einen guten Griff sprechen: In Yverdon hatten die Mitspieler, Trainer und Beobachter Gefallen am 1,84 Meter grossen Stürmer - die Westschweizer Sportpresse schrieb nach einem gewonnen Spiel über Vladi: «Quel joueur!»
Der hat im Herbst zwar «nur» drei Tore erzielt (eines gegen Aarau) und zwei Assists geliefert, eines davon gegen den FC Aarau – allerdings in einem von Defensivdenken geprägten Spielsystem. Beim FCA sind die Verantwortlichen optimistisch, dass in Vladi viel Potenzial, sprich eine bessere Skorerquote als jene in Yverdon steckt.
Geboren am 21. September 2000 in Thun, begann Shkelqim Vladi seine fussballerische Laufbahn beim FC Rot-Schwarz Thun und Dürrenast, ehe er in die Jugendabteilung des FC Thun und anschliessend weiter in jene von YB wechselte. Im vergangenen Sommer unterschrieb er bei den Bernern seinen ersten Profivertrag und wurde anschliessend an Yverdon ausgeliehen - nun also der Wechsel zum FC Aarau.
Von Postur, Alter, Position und Werdegang vor dem Wechsel nach Aarau erinnert Vladi an einen gewissen Filip Stojilkovic – mit dem Unterschied, dass Stojilkovic bei seiner Ankunft im Brügglifeld im Herbst 2020 bereits eine Handvoll Spiele in der Super League in den Beinen hatte. Die Ausleihe von Stoijlkovic entpuppte sich als Volltreffer, sein Verlust im vergangenen Sommer nach 16 Treffern entsprechend als riesig und bis heute nicht ausgemerzt.
Schliesst Vladi die Lücke und hinterlässt im Brügglifeld ebenso tiefe Spuren wie Stojilkovic? Das wird sich weisen – doch FCA-Trainer Stephan Keller hat bewiesen, dass er junge, willige Spieler besser machen kann - und genau das dürfte Vladi in Aarau erreichen wollen, um im kommenden Sommer Chancen auf einen Platz im Kader der Berner Young Boys zu erhalten. Oder er bleibt über die Saison hinaus beim FC Aarau: Diese Option, so ist zu hören, hat man sich offen behalten.
Bleibt noch die Frage: Wieso gibt der Aarauer Ligakonkurrent Yverdon eine wichtige Offensivkraft freiwillig an die Berner Young Boys zurück, damit diese Vladi postwendend ins Brügglifeld weiterreichen können? Antwort: Davon, dass Vladi zum FCA weiterzieht, dürften sie in Yverdon nichts gewusst haben. Als YB im Sommer 2021 Vladi für ein Jahr an die Westschweizer auslieh, sicherten sich die Berne die Möglichkeit, den Spieler früher zurückzuholen. Diese Option hat YB nun gezogen und Vladi für die Rückrunde nach Aarau weitergereicht, wohl in der Meinung, dass er bei einem Aufstiegsanwärter mehr gefordert und gefördert wird. Und auch Vladi dürfte einverstanden sein mit der Perspektive, künftig für den FCA statt für Yverdon auf Torejagd zu gehen.