Nach Toren von Aleksandar Cvetkovic und Randy Schneider steht das Schlussresultat schon vor der Halbzeitpause fest. Der Auftritt der Aarauer in Liechteinstein ist eine weitere Machtdemonstration und es stellt sich langsam aber sicher die Frage: Wer soll die Mannschaft auf dem Weg zum Aufstieg noch stoppen?
Seit sieben Jahren kein Sieg, von den vergangenen sieben Partien sechs verloren: Der FC Aarau reiste mit einer gehörigen Horrorbilanz im Gepäck nach Liechtenstein. Das Rheinpark-Stadion – für die Gäste lange ein Ort der Finsternis.
Doch der FC Aarau der Vergangenheit ist nicht mit dem FC Aarau der Gegenwart zu vergleichen. Und in der Winterpause ist die Mannschaft nochmals in allen Belangen reifer und dadurch besser geworden. Angstgegner? Der Begriff existiert im FCA-Vokabular nicht mehr.
Eine Viertelstunde lang dauert die Eingewöhnungszeit an diesem Abend, wobei die Aarauer vor allem Mühe mit der Standfestigkeit auf der rutschigen Unterlage bekunden. Die Vaduzer, seit dem Abgang von Erfolgstrainer Mario Frick in einer Schaffenskrise, können oder wollen nichts zu einem Schlagabtausch beitragen und überlassen den Gästen das Spieldiktat. Fricks Nachfolger Alessandro Mangiarratti hätte sich aus seiner Sicht besser ein Beispiel am FC Wil genommen, die am Freitag die Aarauer mit ihrem hohen Pressing vor grosse Probleme stellten. Passivität jedenfalls scheint momentan ein schlechtes Mittel zu sein gegen eine Mannschaft, die vor Selbstvertrauen strotzt und die Balance zwischen Ballbesitz-Phasen und vertikalem Tempofussball beherrscht.
FC Vaduz – FC Aarau 0:2 (0:2)
Rheinparkstadion. – 1’351 Zuschauer. – SR: Wolfensberger. – Tore: 33. Cvetkovic (Spadanuda) 0:1. 36. Schneider (Vladi) 0:2.
Vaduz: Büchel; Ulrich, Rahimi, Iodice, Hug; Fehr (87. Ris), Gajic, Obexer (46. Gomes); Cicek (46. G. Lüchinger); Di Giusto (72. Sutter), Rapp.
Aarau: Enzler; Giger, Cvetkovic, Bergsma, Kronig; Bunjaku, Njie; Rrudhani (62. Balaj), Schneider, Spadanuda; Vladi (72. Gashi).
Bemerkungen: Vaduz ohne Dobras (gesperrt), Gasser, Schmid, Wieser (alle verletzt), Antoniazzi, Capozzi, S. Lüchinger, Saglam und Strübi (alle nicht im Aufgebot). Aarau ohne Aratore, Conus, Thaler (alle verletzt), Caserta und Hasani (beide nicht im Aufgebot). – Verwarnungen: 7. Giger, 8. Di Giusto, 70. Fehr, 72. Gomes, 80. G. Lüchinger (alle Foulspiel).
Die erste Halbzeit ist eine Machtdemonstration des FC Aarau. 71 Prozent Ballbesitz, 5:1-Torschüsse und eine hochverdiente 2:0-Führung.
Den ersten Treffer erzielt Winterneuzugang Aleksandar Cvetkovic, dieser Baum von einem Mann, der im Anschluss an einen Corner zeigt, dass sein Repertoire nicht nur beinharte Abwehrarbeit, sondern auch einen feinen Umgang mit dem Ball hergibt: Eine Augenweide, wie der Serbe in der 33. Minute den Ball aus der Drehung zwischen drei Gegenspielern und am verdutzten Vaduz-Goalie Büchel vorbei unter die Latte hämmert.
Kaum ist der Jubel der knapp 200 mitgereisten FCA-Fans abgeklungen, da wird es bereits wieder laut im Gästeblock: Randy Schneider, man kann es nicht anders formulieren, kommt zu seinem mittlerweile obligaten Erfolgserlebnis, es ist nämlich bereits Schneiders siebte Torbeteiligung im sechsten Rückrundenspiel. Dieses Mal hat der 20-Jährige leichtes Spiel, als
er den Ball von Shkelqim Vladi perfekt serviert bekommt und nur noch über die Linie drücken muss.
An den Stärkeverhältnissen ändert sich nach dem Seitenwechsel nichts. Die Gäste agieren weiter stilsicher, Vaduz im Vorwärtsgang weitgehend harmlos. Simon Enzler wird auch in der zweiten Halbzeit nicht ernsthaft gefordert, den einzigen Schreckmoment hat der FCA-Goalie sich selbst zuzuschreiben, als er einen Flankenball fallen lässt - wahrscheinlich sind ihm in der Vaduzer Kälte die Arme eingefroren.
Auf der Gegenseite lassen Donat Rrudhani, der eingewechselte Liridon Balaj, der als Joker erneut zu gefallen weiss, und Kevin Spadanuda Chancen zur Erhöhung des Skores aus.
Wohl mitunter deshalb fand Trainer Stephan Keller nach dem Schlusspfiff, dass am Auftritt seiner Mannschaft nicht alles perfekt gewesen sei: «Mit mehr Effizienz im Passspiel und vor dem Tor hätten wir noch mehr Kontrolle gehabt und einen solchen Gegner, der Mühe hatte, auch mal kaputtspielen können.» Wobei, das musste der FCA-Trainer im Interview beim TV-Sender «Blue» dann auch eingestehen, sei das Kritik auf hohem Niveau.
Nachdem der FC Aarau nun den fünften Sieg in Folge eingefahren hat und sogar der siebenjährigen Vaduz-Fluch gebannt ist, stellt sich langsam aber sicher die Frage: Wer soll die Mannschaft auf dem Weg zum Direktaufstieg noch stoppen? Eine seriöse Antwort auf diese Frage geben die kommenden zwei Spiele gegen Schaffhausen und Winterthur, hinter dem FC Aarau die Challenge-League-Teams mit der besten Verfassung. Wobei gilt: Fürchten müssen die Aarauer in der aktuellen Form niemanden.