Die Transfers von Imran Bunjaku und Gobé Gouano haben das Kader komplettiert. Der Konkurrenzkampf ist hoch, der Druck, gute Resultate liefern zu müssen, auch. Wie sieht die Mannschaft im ersten Spiel nach der Länderspielpause in Yverdon aus (ab 20.30 im AZ-Liveticker)?
Wer einen Berg erklimmen will, der packt besser zu viel als zu wenig Proviant in seinen Rucksack: Ein Hungerast könnte das Ende der Reise auf den Gipfel bedeuten.
Lieber ein bisschen mehr – unter diesem Motto hat auch der FC Aarau vergangene Woche sein Kader mit Defensivallrounder Imran Bunjaku und Stürmer Gobé Gouano ergänzt.
Somit stehen Trainer Stephan Keller neben den zwei Goalies nun 23 Feldspieler zur Verfügung – drei mehr als ursprünglich im Klubkonzept vorgesehen. Aber die Verantwortlichen haben für diese Saison ja auch den Aufstieg zum Ziel ausgerufen. Wenn in den kommenden Monaten Spieler wegen Verletzungen, Sperren oder Formtiefs ausfallen, müssen genügend Alternativen bereitstehen, damit dem FC Aarau beim Gipfelsturm nicht plötzlich der Schnauf ausgeht.
Bunjaku und Gouano haben in dieser Woche erstmals mittrainiert, die Spielberechtigung erhalten und stehen Keller für das heutige Auswärtsspiel in Yverdon zur Verfügung. Es ist ja das Filetstück des Trainerjobs: Am Ende einer Trainingswoche die Startformation für das nächste Meisterschaftsspiel zu bestimmen. Je grösser die Auswahl, umso mehr verschiedene Möglichkeiten punkto System und Taktik hat der Trainer. Aber auch umso mehr Spieler muss er enttäuschen, weil es für sie nur auf der Ersatzbank oder auf der Tribüne Platz hat. Ein heikler Luxus.
Moderne Trainer wie Aaraus Trainer Stephan Keller hören das Wort «Stammspieler» nicht gerne. Zumindest vermeiden sie es in ihren öffentlichen Aussagen. Für sie habe jeder Spieler den gleichen Status und die gleiche Chance auf Einsätze. In der Praxis sieht es bisher so aus: 17 Spieler hat Keller seit Saisonbeginn eingesetzt. Das sind die wenigsten aller zehn Challenge-League-Teams. Von diesen 17 wiederum kamen 13 in allen fünf Ligapartien zum Einsatz. In den vergangenen zwei Spielen gegen Ouchy (5:2) und Vaduz (1:3) war die Startelf die gleiche.
Beim letzten Aufeinandertreffen mit Yverdon im Mai 2011 standen mit Sandro Burki, Marco Aratore und Shkelzen Gashi drei Akteure auf dem Platz, die auch heute im Dienst des FC Aarau stehen. Danach stiegen die Waadtländer in den Amateurfussball ab, ehe sie diesem Sommer auf die Profibühne zurückkehrten. Mäzen und Präsident Mario Di Pietrantonio holte kürzlich mit Uli Forte einen neuen, prominenten Trainer, der den Wiederabstieg verhindern soll. Mit nur einem Punkt nach fünf Spieltagen ist Yverdon – mit Blick auf das Kader – unter Wert geschlagen. Trotzdem muss der FCA ein Auswärtsspiel beim Aufsteiger gewinnen, um dem Ruf als Aufstiegsaspirant gerecht zu werden. (wen)
Ob sich das gegen Yverdon wiederholen wird? Kaum. Vier Spieler, darunter die «Stammspieler» Jan Kronig und Allen Njie, waren bis Mitte dieser Woche mit ihren Nationalteams unterwegs. Topscorer Kevin Spadanuda weilte während der gesamten Länderspielpause im Zivilschutz und wird in Yverdon kaum von Beginn an spielen. Es winkt bis dato weniger berücksichtigten Spielern die Chance, sich für mehr Einsatzminuten im weiteren Saisonverlauf aufzudrängen: Marco Thaler, Liridon Balaj und Marco Aratore sind solche Kandidaten.
Bildet man aus dem vorhandenen Personal zwei Startformationen (siehe Spielfelder), wird deutlich: Eine Vielzahl der Akteure im Team «1B» können ins Team «1A» rotieren, ohne dass letzteres – gemessen an den bisherigen Eindrücken – einen Qualitätsverlust erleidet. Das braucht ein Aufstiegsaspirant auch: Ein Kader, in dem sich das Level der ersten 16-17 Spieler die Waage hält.
Stephan Keller hat also die Qual der Wahl. Es wird in den kommenden Wochen spannend zu beobachten sein, ob er die Rotiermaschine anheizt oder – zugunsten der Stabilität – den Kreis der Startelf-Kandidaten klein hält. So oder so wird der Trainer auch als gewiefter Moderator der vielen unterschiedlichen und ehrgeizigen Charaktere gefragt sein – denn der FC Aarau und die Challenge League sind im Selbstverständnis der meisten Spieler nicht das Ende ihrer Karriereziele. Und um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen, ist viel Spielzeit die Basis.
Der neue FCA-Talk zur Frage: Beendet der FC Aarau nach der Länderspielpause die Achterbahnfahrt?