Das Heimspiel gegen den SC Kriens wird am Samstagabend (ab 18 Uhr im AZ-Liveticker) zum Schicksalsspiel für den FC Aarau. Gegen den Tabellenletzten ist ein Sieg Pflicht. Ansonsten könnte es für Cheftrainer Stephan Keller trotz aller Treuebekenntnisse eng werden.
Das Spiel, das am Samstagabend um 18 Uhr im Stadion Brügglifeld angepfiffen wird, ist wegweisend. Zuallererst für den FC Aarau, den Gastgeber. Der hat von seinen vergangenen sechs Spielen deren fünf verloren und sieht sein Saisonziel – den Aufstieg in die Super League – gerade in Gefahr geraten. Nach der 1:2-Niederlage gegen den FC Thun am Montag rutschte die Mannschaft auf Tabellenrang drei. Nur gut, dass nun ausgerechnet der abgeschlagene Tabellenletzte nächster Gegner sein wird. Müsste man meinen.
Der SC Kriens hat in 30 Saisonspielen bislang erst 10 Punkte ergattert und steht seit einigen Wochen als Absteiger in die Promotion League fest. Er könnte damit der vermeintlich perfekte Kontrahent für den FCA sein, um der eigenen Negativspirale zu entkommen.
Nur: Spiele gegen Underdogs wie Kriens bergen eine grosse Gefahr. Denn wer gegen derart unterlegene Teams den Ansprüchen nicht genügt, hat kaum mehr Argumente auf seiner Seite. Der FC Aarau braucht diesen Heimsieg gegen Kriens um jeden Preis – ansonsten könnten Konsequenzen folgen. Für das Aufstiegsrennen, aber auch für den Cheftrainer, der die Mannschaft anleitet. In diesem Fall ist das Stephan Keller.
Den eingeschlagenen Weg möchte man in Aarau gemeinsam bis zum Saisonende bestreiten, das betonte die sportliche Führung um Sportchef Sandro Burki wiederholt. Will heissen: Trotz der resultattechnischen Schieflage hält man an Trainer Keller fest, weil man von seiner Arbeit überzeugt ist. Doch bei einer Niederlage gegen das Schlusslicht würden wohl die Gesetzmässigkeiten der Branche dem hehren Vorhaben in die Quere kommen. Der Verein könnte gezwungen sein, einen Trainerwechsel zu erwirken, um mit neuen Impulsen die finalen fünf Spieltage anzugehen. Bei einer solchen Negativserie ist es letztlich egal, wie eng sich die Konstellation um die Plätze eins bis drei darstellt.
Noch aber sind das Zukunftsszenarien, denn erst muss das Spiel gegen Kriens überhaupt gespielt werden. Als Gegenspieler wird Keller vor der Partie einen Kollegen begrüssen, mit dem er biografisch eine ganze Menge gemein hat. Der Krienser Mann auf der Trainerbank heisst René van Eck. Der Holländer, im ganzen Land bekannt für seine wilde Mähne und mittlerweile 56 Jahre alt, hat bei den Zentralschweizern im November übernommen.
Es dauerte dann ein wenig, bis er den ersten Punkt bejubeln konnte: Nach 13 Niederlagen in Folge errangen die Krienser Mitte März gegen Schaffhausen ein Unentschieden. Mittlerweile ist mit dem 2:1 gegen Wil sogar der erste Sieg dazugekommen. Dass es für van Eck in Kriens nicht mehr weiter geht, sein auslaufender Vertrag nicht verlängert wird, stand da erst ein paar Tage fest. Sein Nachfolger wird Sven Lüscher, der zuletzt beim FC Aarau im Nachwuchs als Trainer arbeitete.
Keller und van Eck eint, dass sie sich als Verteidiger einen Namen machten. Und dann gibt es da noch eine zweite Verbindung: Holland. Für den einen, van Eck, war das Land der Startpunkt der Karriere. In Rotterdam wuchs van Eck auf, bei Excelsior debütierte er im Profifussball, spielte später beim FC Den Bosch, ehe er 1990 in die Schweiz kam – und beim FC Luzern zu einer Legende wurde. Zuerst als beinharter Verteidiger, der 261 Spiele für den Verein bestritt. Später auch als Trainer, der den Klub 2006 wieder in die Super League führt.
Stephan Keller spielte in der obersten Schweizer Liga für Xamax, Zürich und Aarau. Er war als U21-Nationalspieler Teil der Mannschaft, die den Übernamen «Die Titanen» erhielt und an der Heim-EM 2002 bis in den Halbfinal kam. 2005 landet er nach einem kurzen Aufenthalt beim deutschen Zweitligisten Rot-Weiss Erfurt in Holland. Er spielt für Waalwijk, De Graafschap und Willem II Tillburg, und nach seiner Spielerkarriere bleibt Keller in Holland, arbeitet mehrere Jahre als Nachwuchstrainer, ehe er zum FC Aarau zurückkehrt, als Co-Trainer zunächst, später als Cheftrainer.
Die Wege von van Eck und Keller ähneln sich, weil beide ein Stück weit dort hängen blieben, wo ihre Karriere sie hinführte: van Eck arbeitet gerade wieder in der Schweiz, wie so oft in den vergangenen Jahren, er war in Wohlen und Thun, in verschiedenen Funktionen bei GC und dem FC Zürich. Keller ist zwar seit einiger Zeit nicht mehr in Holland, aber seine Familie lebt bis heute dort, das Land ist für ihn zur zweiten Heimat geworden.