Der FC Aarau setzt seine Serie der Ungeschlagenheit fort. Das 2:0 gegen Schaffhausen ist das vierte Spiel in Folge ohne Gegentreffer. Und weil Lausanne-Sport in Thun spät den Ausgleich kassiert, liegt Aarau nun nur noch zwei Punkte hinter einem direkten Aufstiegsplatz.
Es gibt Partien, da ist der Blick auf die anderen Plätze prickelnder. Aarau gegen Schaffhausen ist genau so eine Partie. Einerseits, weil sich auf dem Brügglifeld selten etwas Aufregendes ereignet, spätestens nach dem Treffer von Valon Fazliu zum 2:0 in der 33. Minute kaum noch Zweifel über den Ausgang des Spiels bestehen. Andererseits liegt der Grund für das «Fremdgucken» darin, dass bei Aaraus Konkurrenten um die Aufstiegsplätze ziemlich viel passiert.
Da ist einerseits das zweitplatzierte Lausanne, das vier Punkte vor Aarau liegt und beim FC Thun gastiert, der sich auch noch Hoffnungen machen kann zumindest auf Platz 3 und die Teilnahme an der Barrage. Lausanne geht früh in Führung, verschiesst aber einen Penalty, muss den Ausgleich hinnehmen, aber geht trotzdem mit 2:1 in die Pause. Nur, die Berner Oberländer gleichen erneut aus.
Doch in der 89. Minute trifft erneut Sanches – 3:2 für Lausanne. Aus Aarauer Optik ist das nicht erfreulich und passt so gar nicht zu den letzten Wochen, in denen ziemlich viel für den FCA gelaufen ist. Aber die Welle, auf der Aarau derzeit surft, bricht nicht. Bamert gleicht für Thun in der 95. Minute zum 3:3. Bedeutet, dass Lausanne, Aaraus Gegner am letzten Spieltag, nur noch zwei Punkte vor Aarau liegt.
Der andere Brennpunkt befindet sich auf der Pontaise in Lausanne, wo Yverdon bei Ouchy gastiert und mit einem Remis den Aufstieg in die Super League perfekt machen kann. Yverdon geht in der 16. Minute in Führung. Okou trifft vor der Pause zweimal für das Heimteam. Am Schluss steht es 4:1. Damit ist Yverdon noch nicht definitiv aufgestiegen und Ouchy weiter auf Platz 3 mit einem Punkt Vorsprung auf Aarau. Und hat es bei einem relativ leichten Restprogramm in Vaduz und zu Hause gegen Bellinzona selbst in den Füssen, zumindest die Barrage zu erreichen.
Das gilt auch für den FC Aarau, der am Dienstag in Yverdon und am Samstag gegen Lausanne antreten muss. Dass das Team von Boris Smiljanic mit zwei Siegen in den letzten beiden Runden die Barrage auf sicher hat, ist sehr erstaunlich. Noch vor zwei Monaten hätte kaum jemand damit gerechnet. Da herrschte Tristesse. Da war kaum noch ein klitzekleiner Funke von Hoffnung zu erkennen, das Saisonziel mit Platz 3 erreichen zu können. Die Saison wurde von vielen schon vor der Zeitumstellung als Pleite abgeschrieben.
Doch einer fand den Weg aus dem Tunnel: Boris Smiljanic. Er impfte dem Team eine defensive Stabilität, infizierte es mit der Lust an dreckigen Siegen. Er reduziert das Spiel auf das Wesentliche. Schliesslich gewinnt man Spiele in der Offensive, Meisterschaften aber in der Defensive. Und so ist der FC Aarau nun schon seit 369 Minuten ohne Gegentor. Das ist ein herausragender Wert. Erst recht für eine Mannschaft, die zwischendurch am meisten Gegentore in der Liga kassierte.
Gewiss geht die Fokussierung auf die defensive Stabilität auf Kosten des offensiven Wahnsinns. Spektakelspiele sehen wir schon länger nicht mehr vom FC Aarau. Dafür eine Serie von sieben Auftritten ohne Niederlage. Und genau mit dieser resultatorientierten Spielweise hat sich der FC Aarau wieder zurück ins Geschäft um den Aufstieg gekämpft.
So auch gegen Schaffhausen. Die offensiv nennenswerten Aktionen aus dem Spiel heraus beschränken sich auf einen fulminanten Schuss von Milot Avdyli (10.) und einen von Andrin Hunziker (67.) abgeschlossenen Konter. Beide Abschlüsse von Goalie Ruberto pariert. Das ist wenig gegen einen Gegner, der bisweilen agiert, als sei er gedanklich schon im Urlaub. Aber es reicht, weil die Aarauer mit Standards erfolgreich sind.
In der 25. Minute erzielt Hunziker nach einem Corner von Fazliu per Kopf das 1:0. Acht Minuten später verwandelt Fazliu einen Freistoss direkt zum 2:0. Mit je einem Assist (sein 14.) und einem Tor (sein 13.) ist der offensive Mittelfeldspieler der Matchwinner. Wie schon bei den letzten beiden 1:0-Siegen gegen Vaduz und Bellinzona.
Vielleicht ist Fazliu ja sogar mehr als nur der Matchwinner der letzten drei Erfolge. Er ist so etwas wie das Gesicht dieses neuen, nüchternen, pragmatischen Aarauer Stils. Fazliu ist kein Spieler, der die Zuschauer verzückt. Er ist kein Dribbler, kein Fighter, kein Lautsprecher. Und häufig sieht man ihn während mehrerer Minuten nicht, taucht er unter. Doch wenn er gebraucht wird, er die Chance wittert, ist er präsent. Wie der FC Aarau, der plötzlich wieder gute Aktien hat im Aufstiegskampf.