Im Kanton Aargau finden immer weniger Kreis- und Regionalturnfeste statt – der Aargauer Turnverband sieht trotzdem noch keinen direkten Handlungsbedarf.
Bis vor einigen Jahren organisierten im Aargau alle acht Kreisturnverbände im Drei-Jahres-Turnus ein Kreisturnfest. Dies ist längst nicht mehr der Fall. Weil sich immer weniger Organisatoren finden liessen, ging die Zahl der Feste kontinuierlich zurück. In diesem Jahr waren es nur noch deren drei: in Hendschiken (KTV Freiamt und Lenzburg), in Mettauertal Gansingen (KTV Brugg und Fricktal) und in Kaiserstuhl/Fisibach (KTV Baden und Zurzach). In den Kreisen Aarau-Kulm und Zofingen fanden keine Kreisturnfeste statt. Die Suche nach einem Ausstatter blieb erfolglos.
Dieselbe Problematik zeigt sich bei den Regionalturnfesten, die jeweils ein Jahr nach den Kreisturnfesten über die Bühne gehen. Eigentlich sollten es jeweils deren zwei sein. Im nächsten Jahr wird es aber nur eines geben – jenes in Stein. Das Problem: In Stein fehlt die Kapazität – so die Aussage des Presseverantwortlichen Maik Born –, um alle Turner aus dem Aargau aufnehmen zu können. Die Vereine der Kreise Aarau-Kulm, Freiamt, Lenzburg und Zofingen zählen daher als Gastvereine und haben keine Teilnahmegarantie. Laut Born dürften nur rund zwei Drittel aller Aargauer Vereine antreten können.
Besser sieht es für das nächste Kantonalturnfest aus, das 2017 ansteht. Dort haben die Vereine Muri, Merenschwand und Sins Interesse angemeldet. An der heutigen Delegiertenversammlung des Aargauer Turnverbandes wird das bereits gebildete Dreier-Präsidium über den Stand der Dinge informieren. Bis Ende Jahr sollen die weiteren Schlüsselpositionen im OK besetzt sein. Sollte dies nicht gelingen, würden sich die Organisatoren zurückziehen.
Auch wenn die Perspektiven fürs Kantonalturnfest vielversprechend sind, ist die sinkende Anzahl von Kreis- und Regionalturnfesten ein Problem. «Nicht nur nächstes Jahr in Stein können nicht alle Vereine teilnehmen, auch in diesem Jahr mussten wir in Gansingen 25 bis 30 Vereine ausladen», so Andreas Wernli, der in Gansingen Teil der Wettkampfleitung war und im Vorstand des Aargauer Turnverbandes als Technischer Leiter der Aktiven amtet. Wernli glaubt, dass das Hauptproblem der fehlende Platz sei. «Weil es weniger Turnfeste gibt, nehmen mehr Turner daran teil. Ein Dorfverein kann daher nicht mehr allein ein Turnfest organisieren», sagt er.
Christoph Bader, OK-Präsident des letzten Kantonalturnfestes in Brugg/Windisch (2011), spricht zwei weitere Gründe an. «Es braucht immer ein, zwei mutige Personen, die gut vernetzt sind bei anderen Vereinen und Sponsoren. Sonst geht es nicht.» Zudem sieht er die Möglichkeit, die vielen Angebote und Wettkampfarten an den Turnfesten zu straffen, damit weniger Infrastruktur und Platz benötigt würde.
Trotz der sinkenden Anzahl der Turnfeste und obwohl nicht mehr alle Aargauer Turner, die an einem Fest teilnehmen wollen, antreten können, sieht Andreas Wernli keinen sofortigen Handlungsbedarf beim kantonalen Verband. «Natürlich ist die aktuelle Entwicklung nicht in unserem Sinne. Die Kreis- und Regionalturnfeste liegen jedoch nicht in unserem Zuständigkeitsbereich. Trotzdem haben wir uns schon überlegt, wie wir die Organisatoren unterstützen könnten.
Denkbar wären beispielsweise Unterstützungen beim Mieten von Anlagen oder das Bilden einer Projektgruppe mit Vertretern aller Kreise, in der die dringendsten Probleme besprochen werden.» Bisher sind jedoch laut Wernli keine Hilfsanfragen von Vereinen eingegangen. Deshalb ist die Unterstützung durch den Verband an der heutigen Delegiertenversammlung kein Thema.