AZ-Goldläufe
GP Fricktal: Lauffreuden trotz unangenehmen Begleiter

Mit dem Deutsch-Laufenburger Omar Tareq und der Melserin Seraina Scherzinger feierten nach zwei Jahren Pandemie-Pause zwei neue Exponenten die Tagesseige.

Jörg Greb
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Tagessieger Omar Tareq hatte mit dem Wind zu kämpfen.

Tagessieger Omar Tareq hatte mit dem Wind zu kämpfen.

Alexander Wagner / FOTO Wagner

Der diesjährige GP Fricktal verleitete zum Jubeln: ideales Laufwetter, Sonnenschein und perfekte Temperaturen. Und endlich wieder ein GP am Ostersamstag mit dem gewohnten Charme und nicht als Individuallauf für rund 200 Unentwegte wie im letzten Jahr. Allein aber stand das Befreiende, Beflügelnde nicht. Den da war noch der Wind.

Um einen steifen Biswind handelte es sich. Dieser wehte konstant, zum Teil sehr willkommen in den Rücken, unangenehmer von der Seite und oft eben auch von vorne. «Dieser Wind machte das Laufen streng», waren sich die überwiegende Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig, sowohl über die 10 Meilen (16 km) wie beim Hasenlauf (5,8 km) und den Kinderrennen. Und nicht wenige äusserten sich dezidiert, etwa Omar Tareq: «Der Wind war nervig.»

Der Sieger brauchte Nerven

Und das, obwohl sich der 30-Jährige aus Deutsch-Laufenburg profilierte und bereits nach rund drei Kilometern und somit also im ersten Streckenfünftel die Kooperation mit Valentin Gutknecht beendete und alleine wegzog. Tareq beschrieb seinen Triumphzug: «Mit dem Wind war’s schwierig, das Körpergefühl zu finden und sich zu pushen.» Nach 53:52 Minuten erreichte er das Ziel: unbedrängt, mit grossem Vorsprung. Von «einem guten Training insbesondere für den Kopf» sprach er und erwähnte sein geheimes Fernziel: einen schnellen Marathon.

Der Riehener Gutknecht pflichtete bei der Renncharakteristik bei. Auch er, Mitglied der Schweizer Duathlon-Nationalmannschaft und nicht verwandt mit der einstigen Ironman-Topathletin Ariane Gutknecht, hob das Nützliche dieses Rennens hervor. Sein Aufbau richtet sich in Richtung Juni und Juli mit den Duathlon-Weltmeisterschaften und dem World Games.

Scherzinger lässt Verletzungssorgen hinter sich

Nach nur zwölf Männern traf mit Seraina Scherzinger bereits die erste Frau im Ziel ein. «Auch für mich war’s eine Standortbestimmung», sagte die 22-Jährige. Nicht der frühe Zeitpunkt nannte sie als Hauptargument, sondern ihre Verletzung. Anfang Jahr bremste sie ein Ermüdungsbruch aus. Erst seit vier Wochen läuft sie wieder, nachdem sie sich vorher mit Velofahren und Schwimmen fitgehalten hatte. Und sie zog wohlgemut Bilanz: «Ein Sieg macht Freude, die Zeit stimmt und vor allem verspüre ich keine Schmerzen.» Schritt für Schritt will sich die Autodidaktin nun wieder zurückkämpfen. Und lachend hält sie fest: «Ich war schon happy, laufen zu dürfen, so aber ist das Gefühl noch schöner.» Scherzinger gewann mit knapp drei Minuten Vorsprung auf die Liestalerin Simone Hertenstein. Die W40-Siegerin ihrerseits betonte: «Es macht Freude, dass diese regionalen Läufe wieder stattfinden.»

Die «Unvernunft» einer 60-Jährigen

Und ein herausragendes Ergebnis lieferte eine 60-Jährige: Jacqueline Keller. Die Gebenstorferin war sechs Tage zuvor den Zürich Marathon gelaufen – höchst beachtlich in 3:21;56 Stunden und zum Altersklassen-Schweizer-Meistertitel. Um Kellers 116. (!) Marathon handelte es sich und «um den ersten mit einem Negativsplit», wie sie herausstrich. Damit wies sie auf den Fakt hin, dass sie die zweite Streckenhälfte schneller zurücklegte als die erste. Das hat Freude bereitet und beflügelt. So liess sie sich auch nicht vor einem «an sich unvernünftigen Start» am GP Fricktal abhalten. «So nah von zu Hause, nur über den Jura», begründete sie. Trotz der «kaum idealen» Vorbereitung schnitt Jacqueline Keller stark ab: Rang 12. Dass in der Altersklassen-Wertung mit Monika Kaufmann (8./Muhen) eine Konkurrentin noch schneller war, störte sie nicht: «Schliesslich waren die 16 km sehr kurz, und Monika ist eine Klasseläuferin mit einem enormen Grundspeed.»