Startseite
Sport
Sport (AZ, BT)
Der Aargauer Torhüter Andreas Merz spielt mit Schweizermeister Wacker Thun seine erste Saison Champions League. Die zusätzliche Belastung bringt aber auch Nachteile mit sich.
In der Handball-Champions-League ist nicht alles Gold, was glänzt. Vor allem nicht für den Schweizer Vertreter Wacker Thun mit dem aargauischen Torhüter Andreas Merz. Die Thuner messen sich erstmals in ihrer Vereinsgeschichte mit den besten Mannschaften Europas. Mit zwei Ausnahmen besteht ihr Kader aus Halb-Profis.
Diese sind durch die Auftritte auf europäischem Parkett gezwungen, neben Studium oder Beruf noch mehr Zeit in den Handball-Sport zu investieren. So auch Merz, der sich zurzeit in seinem letzten Ausbildungsjahr befindet. Im Sommer wird er sein Studium in Volkswissenschaften an der Universität Bern mit dem Master abschliessen und weiss noch nicht, ob er danach seine aktive Karriere weiterführen wird.
Geringe, sportliche Ambitionen
Für ein Schweizer Handballteam ist schon nur schwierig, die infrastrukturellen Voraussetzungen für Auftritte in der Champions League erfüllen zu können. Die sportlichen Ambitionen sind logischerweise gering, aber Anforderungen an Vorstand, freiwillige Helfer und Spieler sind trotzdem enorm. Das halbe Budget von Wacker Thun wird für die Champions League benötigt.
«Auch wir Spieler erhalten trotz des deutlich gesteigerten Aufwands keinen Rappen mehr Lohn», erklärt Nati-Goalie Merz, ein langjähriger Suhr-Aarau-Spieler. Die Handball-Champions-League ist im Gegensatz zu jener des Fussballs kein Geldgenerator, sondern ein Geldverbraucher.
Doppelbelastung in NLA bemerkbar
Auch Andreas Merz, der in Thun und Brugg wohnt, empfindet den europäischen Wettkampf als Abwägen zwischen Vor- und Nachteilen. «Sich mit den besten Mannschaften Europas messen zu können, ist ein Privileg», weiss der 28-Jährige. Der grösste Anreiz ist für ihn, den Ball eines Topstars abwehren zu können. Die Schattenseite: «Gleichzeitig werden wir extrem beansprucht».
Viele Akteure fielen mitunter wegen der Champions League verletzt aus. Nach relativ zufriedenstellendem Saisonauftakt hatte die Doppelbelastung zur Folge, dass sich die Auftritte in der NLA verschlechterten.
Die Chancen, sich nach sieben Spielen der Gruppenphase für die Achtelfinals zu qualifizieren, sind nur noch rein rechnerisch intakt. Den bisher einzigen Punkt sicherten sich die Schweizer Vertreter am Wochenende in Metallurg, wo sie zu einem 24:24-Unentschieden kamen.
Noch drei Gruppenspiele
Drei Gruppenspiele darf Wacker Thun im neuen Jahr noch bestreiten. Als Erstes wird gemäss Merz mit Barcelona die wohl beste Mannschaft der Welt nach Bern reisen. «Es ist schon genial, gegen ein solches Team antreten zu dürfen, aber es wird ein hartes Stück Arbeit, möglichst lange an den Spaniern dran zu bleiben.»
Übrigens kennt der Aargauer Europa nach der Champions-League-Saison kein bisschen besser als vorher. «Wir sehen jeweils nur Flughafen, Hotel und Halle.» Für Sightseeing bleibt keine Zeit. Aber dafür kann das hohe Niveau der europäischen Spitzenteams ausführlich besichtigt werden.