Radsport
An die Grenzen gegangen: Silvan Dilliers Kampf in Gippingen

Der Schneisinger erreichte bei seinem Heimrennen den hervorragenden 19. Rang. Nach einem schwachen Start, nahm der 22-Jährige langsam Fahrt auf und konnte zu den vorderen Plätzen aufschliessen.

Fabio Baranzini
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Etappengewinner Silvan Dillier (Mitte) beim diesjährigen GP Gippingen. Foto: Wagner/Archiv

Etappengewinner Silvan Dillier (Mitte) beim diesjährigen GP Gippingen. Foto: Wagner/Archiv

foto-net / Alexander Wagner

Die Spitze passiert zum 14. Mal die Start-Ziel-Passage. Noch einmal müssen die Radprofis die 12,1 Kilometer lange Schleife um Gippingen zurücklegen. Das Tempo ist enorm. Das Stundenmittel liegt deutlich über 44 Kilometern pro Stunde. Es geht hoch zu und her an der Spitze. Eine Attacke nach der anderen wird lanciert. Einige Fahrer kommen weg. Von hinten schliessen wieder neue auf.

Mitten in dieser hektischen Schlussphase an der Spitze des Rennens ist Silvan Dillier. Unauffällig hatte sich der 22-jährige Aargauer bis zu diesem Zeitpunkt ans Hinterrad der Schnellsten heften können.

Abschütteln lässt er sich auch auf der letzten Runde nicht. Am Ende reicht es trotzdem nicht ganz nach vorne. Der 19. Rang mit nur 22,5 Sekunden Rückstand auf Tagessieger Michael Albasini ist aber dennoch ein hervorragendes Ergebnis für Dillier, der am Ende sogar noch die Kraft fand, einen Spurt anzuziehen.

«Ich habe gar nicht realisiert, dass nur so wenig Fahrer vor mir lagen. Ich bin mega zufrieden mit meinem Rennen und dem Resultat, auch wenn es am Ende nur noch ums Überleben ging», gab ein sichtlich erschöpfter Dillier wenige Minuten nach der Zieldurchfahrt zu Protokoll.

Dabei hatte es am Anfang der 50. Ausgabe des GP Gippingen überhaupt nicht nach einem Spitzenresultat für den amtierenden Aargauer Sportler des Jahres ausgesehen. Das Tempo war von Beginn weg hoch.

Dillier hatte Mühe den Anschluss zu halten. «Ich fühlte mich gar nicht gut auf den ersten Kilometern. Ich hoffte einfach, dass die anderen die Steigung nicht zu schnell hochfahren, damit ich dranbleiben kann», sagt er.

Unter diesen Umständen konnte er seinen Rennplan nicht in die Tat umsetzen. Dillier hatte vorgehabt, sich einer Fluchtgruppe anzuschliessen. «Diese Idee hatten aber natürlich etwa hundert andere Fahrer im Feld auch. Ich war in der entscheidenden Phase schlicht zu weit hinten und war daher blockiert», sagt Dillier.

Der Schneisinger änderte seine Taktik. «Kräftesparen» hiess nun das Zauberwort. Dies gelang ihm optimal. Je länger das Rennen dauerte, umso besser fand Dillier seinen Rhythmus. Die Beine wurden besser.

Er konnte sich kontinuierlich nach vorne arbeiten und sich in eine gute Ausgangsposition fürs Finale bringen. Ein Zuckerschlecken waren die gut 180 Kilometer aber dennoch nicht.

«Es war brutal hart. Ich habe einfach versucht, Runde für Runde zu nehmen und mir Fixpunkte zu setzen. Beispielsweise die Rennhälfte oder die Verpflegungsposten», gibt Dillier zu.

Er war aber längst nicht der einzige, der gestern Nachmittag gelitten hat. Auch gestandene Radprofis kamen in Gippingen an ihre Grenzen. «Selbst Jens Voigt meinte in einem kurzen Wortwechsel während dem Rennen, dass es extrem hart sei.

Und wenn sogar Voigt das sagt, dann muss es hart gewesen sein», sagt Silvan Dillier. Umso höher ist sein 19. Schlussrang in Gippingen einzustufen.